Kontrolle von Hundehaltern in Offenbach: Fast jedes Herrchen ein Treffer

Auf Hundehalterkontrolle passiert bei der Streife der Stadtpolizei Offenbach kaum ein Besitzer ohne Beanstandung – viele ohne Leine oder Marke unterwegs.
Offenbach – Offenbacher Hundehalter nehmen es mit den Regeln nicht genau – so viel ist nach acht Stunden auf der Straße mit den Hundekontrolleuren der Stadtpolizei klar. Unterm Strich ist kaum einer dabei, der die Kontrolle der Stadtpolizisten Roman P. und Jessica L. ohne Beanstandung passiert. Dabei sind die Anforderungen nicht hoch. Dennoch scheint fast keiner zu wissen, welche Pflichten er hat. Oder aber, er nimmt sie nicht ernst.
Es beginnt gleich bei der ersten Kontrolle des Tages. Sieben Uhr, Mainuferweg Rumpenheim. Es ist kalt und nieselt. Eine Hundehalterin ist mit ihrem kleinen weißen Wuschelhund unterwegs. Roman P. und Jessica L. stoppen in zivil das Duo. P. zeigt seinen Ausweis, gibt sich als Stadtpolizist zu erkennen. „Einmal die Steuermarke ihres Hundes bitte“, sagt er. Die Frau antwortet: „Die habe ich nicht dabei, die liegt zu Hause.“ Die beiden Stadtpolizisten belehren sie, dass die Marke immer am Hund sein muss. „Wir geben uns im Zweifelsfall auch mal damit zufrieden, wenn ein Halter die Marke am Schlüsselbund dabei hat“, erklärt Jessisa L. „Aber ohne Marke geht’s halt nicht.“
Hundehalterkontrolle bei der Stadtpolizei Offenbach: Die Steuermarke ist Pflicht
Also fragen die beiden das Frauchen nach ihrem Ausweis, um die Angaben per Funk überprüfen zu lassen. Doch die weigert sich, lamentiert herum, verdreht die Augen. Erst als Roman P. ihr klarmacht, dass sie ansonsten mit zur Wache genommen wird, um ihre Identität feststellen zu lassen, lenkt sie ein und gibt ihre Daten heraus. Ein kurzer Abgleich über das Funkgerät später konfrontiert Jessica L. die Frau mit der Realität. Es gibt gar keine Hundemarke.

„Die Frau hat bewusst versucht, uns hier zu täuschen“, sagt Roman P. Was folgt ist eine abstruse Geschichte. Der Hund gehöre eigentlich ihrer Mutter und sei in der Slowakei angemeldet, sie habe ihn erst seit zwei, drei Wochen in Pflege, behauptet die Frau angefressen. Die beiden Stadtpolizisten hören sich die Story geduldig an. „Sie hat versucht, uns an der Nase herumzuführen. Aber das klappt nicht“, sagt Jessica L. „Jetzt bekommt sie Post.“
Stadtpolizei Offenbach: Bei der Hundehalterkontrolle wird auch die Leinenpflicht überprüft
Ein paar hundert Meter weiter ertappen die beiden ein Herrchen, das stur auf sein Handy starrt. Währendessen streunert der schwarze Schäferhundmischling leinenlos über die Mainwiesen. Die Kontrolleure halten mit ihrem silbernen Geländewagen ohne Aufschrift ein Stück entfernt und beobachten die Szene. „Bisher ist es nur ein Verstoß gegen den Leinenzwang“, sagt Roman P. „Schauen wir mal, ob noch was dazu kommt.“ Fünf Minuten später hat der Hund sein Geschäft erledigt. Prompt zieht der Mann eine rote Plastiktüte hervor, sammelt vorbildlich die Hinterlassenschaften ein. Die Stadtpolizei hat er nicht bemerkt.
Währenddessen sind die Kontrolleure ausgestiegen und sprechen ihn an. „Ich wusste nicht, dass hier ein Leinenzwang besteht“, sagt der junge Hundebesitzer, gibt sich schuldbewusst und reumütig. Ausweis und Hundemarke hat er ebenfalls nicht dabei. Eine paar Funksprüche später, sind seine Angaben bestätigt, der Hund ist ordnungsgemäß angemeldet. Dennoch wird er bald einen Brief vom Ordnungsamt erhalten, mit einem saftigen Verwarngeld. „Die Beträge sind ganz schön erhöht worden und tun jetzt richtig weh“, sagt Jessica L. „Vielleicht lernen es die Hundehalter ja so irgendwann einmal.“

Hundehalterkontrolle bei der Stadtpolizei Offenbach: Oft keine Steuermarke und keine Leine
Auch die Besitzerin eines Kampfhundes, der den beiden Kontrolleuren ins Netz geht, verstößt gegen die wenigen Regeln, die in Offenbach gelten. Zwar kann sie die Hundemarke vorweisen und führt das bullige Kraftpaket an der Leine. Der Sachkundenachweis, der sie berechtigt, den Listenhund zu führen, fehlt. Schnell prüft Jessica L. die Angaben, alles stimmt. Die Frau kommt mit einer Ordnungswidrigkeit davon. „Hätte sie überhaupt keinen Sachkundenachweis für den Hund gehabt, hätten wir die Feuerwehr rufen müssen“, erklärt Roman P. „Die hätten den Hund ins Tierheim gebracht.“ Dazu wären laut Hundeverordnung 750 Euro Strafe gekommen.
Zahlreiche weitere Hundekontrollen folgen noch an diesem Tag. Traurige Bilanz: Bis auf vereinzelte Ausnahmen leisten sich Hundehalter offenbar immer die gleichen Vergehen: Keine Steuermarken, keine Leine. Nur das, was wohl die meisten Menschen in der Stadt stört, wurde nicht ein einziges Mal geahndet: Liegengelassener Hundekot. Jessica L. und Roman P. wissen, dass das eigentlich das größte Problem ist. „Aber da sind wir machtlos“, sagt L. „Wir müssen den Hund schon beim Geschäft und seinen Halter dabei erwischen, wie er den Haufen liegen lässt. Das ist nahezu ein Ding der Unmöglichkeit.“ (Christian Reinartz)
Wie läuft eine Schicht eines Polizeibeamten ab? Von der Verkehrskontrolle bis zur Steuerfahndung – das passiert auf Streife mit der Stadtpolizei Offenbach.