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IHK Offenbach: Höchststand bei Ausbildungsverträgen

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Von: Frank Sommer

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Im dritten Jahr ist Annamaria Cirillo Barbato bei den Stadtwerken als Kauffrau für Büromanagement in der Ausbildung.
Im dritten Jahr ist Annamaria Cirillo Barbato bei den Stadtwerken als Kauffrau für Büromanagement in der Ausbildung. © Sommer

Die Traumberufe sind unverändert seit vielen Jahren: Junge Frauen bewerben sich vor allem um Ausbildungsstellen als medizinische Fachangestellte, junge Männer als Kfz-Mechatroniker. Allerdings passen Wunsch und Wirklichkeit nur schlecht zusammen, erklärt Thomas Iser von der Agentur für Arbeit Offenbach. Beim Mechatroniker ist das Interesse sechsmal größer als es überhaupt Ausbildungsplätze in der Region gibt, bei der medizinischen Fachangestellten haben sich 193 junge Frauen auf 72 Ausbildungsplätze beworben.

Offenbach - Daher sei es dringend nötig, auf andere Berufe hinzuweisen, sind sich Agentur für Arbeit, Industrie- und Handelskammer (IHK) und Handwerkskammer einig. Beim Handwerk werde etwa bei Heizung- und Sanitärbetrieben dringend nach Lehrlingen gesucht. „Das sind Bereiche, in denen man auch ganz konkret sich mit dem befasst, was klimapolitische Herausforderungen sind“, sagt Florian Schöll von der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main.

Zufrieden gibt sich die IHK Offenbach, die mit den Ausbildungsabschlüssen die Zahlen von 2019 überflügelt hat und sich im Vergleich mit anderen Regionen sehr gut präsentiert. Eine Insel der Seligen sind Stadt und Kreis Offenbach aber nicht, betont IHK-Vize Hans-Joachim Giegerich. Der Fachkräftemangel sei bedrohlich, zumal in den kommenden Jahren viele Menschen in den regionalen Betrieben in Ruhestand gehen würden. „2030 rechnen wir mit 23 000 fehlenden qualifizierten Fachkräften“, sagt er, für viele Unternehmen stehe damit der Fortbestand auf dem Spiel.

Seit Jahren schon beklagen Handwerk und IHK, dass es Schulabgänger eher zur Universität zieht, eine Ausbildung gar nicht erst in Betracht gezogen wird. Auch politisch müsse sich daher etwas ändern, sagt Schöll, an Schulen müsse mehr über handwerkliche Berufe informiert werden. „Viele Lehrer kennen gar keine Handwerksbetriebe, können solche Berufsbilder somit nicht vermitteln“, sagt er.

Es müssen, da sind sich IHK und Handwerkskammer einig, neue Wege bei der Lehrlingsgewinnung beschritten werden. Etwa, indem die Berufe durch Auslandserfahrung attraktiver gestaltet werden: Die Handwerkskammer hat in diesem Jahr erstmals Tischler und Feinmechaniker mit einem Austauschprogramm nach Wisconsin (USA) entsendet.

Leichter Rückgang im Handwerk

Bei der Agentur für Arbeit haben sich für Stadt und Kreis 3266 Interessierte für einen Ausbildungsplatz beworben, 299 weniger als im Vorjahr. 2104 Ausbildungsplätze konnten besetzt werden, im vergangenen Jahr waren es 1978. 169 Stellen konnten nicht besetzt werden (2021: 234). Die IHK Offenbach nimmt im Landesvergleich mit 1452 Ausbildungsverträgen einen Spitzenplatz ein, es konnten mehr Verträge als in der Vor-Corona-Zeit abgeschlossen werden. Die Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main verzeichnete in ihrem Einzugsgebiet 3343 Ausbildungsverträge, 1,3 Prozent weniger als 2021.

Die Stadtwerke Offenbach können ebenfalls als Vorbild für erfolgreiche Lehrlingsgewinnung gelten: 49 Azubis sind in 15 Berufen hier beschäftigt. Die Ausbildungsberufe Bürokaufleute oder Kfz-Mechatroniker sind Selbstläufer, für andere Berufe wie Kraftfahrer oder Straßenbauer müssen die Stadtwerke Anreize schaffen. „Wir bezahlen etwa den Führerschein“, sagt Giuseppe Sessa, Prokurist der Stadtwerke. Oder man hilft bei der Wohnungssuche, bietet mehr Urlaubstage als gesetzlich gefordert oder bezahlt das Jobticket, sagt Gerlinde Klos, Leiterin des Personal-Kompetenzcenters.

Da die Eltern größten Einfluss auf die Berufswahl der Kinder haben, suche man bei Messen oder Elterngesprächen den Kontakt. Um die künftigen Lehrlinge selbst zu erreichen, müsse man bereit sein, neue Medien zu nutzen, sagt sie: „Demnächst werden die Auszubildenden über die Plattform TikTok über ihren Beruf informieren.“

Auch Ausbildung in Teilzeit werde angeboten, eine solche Auszubildende gibt es bei den Stadtwerken. „Das sind oftmals besonders engagierte Leute“, weiß Iser aus Erfahrung zu berichten.

Von Frank Sommer

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