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Urlaubszeit: Tierheim Offenbach befürchtet großen Ansturm

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Von: Lena Jochum

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Die stellvertretende Tierheim-Leiterin, Connie Bauer, mit Husky Lio: Seine Vorbesitzer mussten sich von ihm trennen, weil er immer wieder gebissen hat. Das lag wohl auch daran, dass er von Schmerzen gequält ist. Dennoch macht es die Suche nach einem Zuhause für ihn schwierig.
Die stellvertretende Leiterin des Tierheims in Offenbach, Connie Bauer, mit Husky Lio: Seine Vorbesitzer mussten sich von ihm trennen, weil er immer wieder gebissen hat. Das lag wohl auch daran, dass er von Schmerzen gequält ist. © Jochum

Die Corona-Zahlen sinken und der Urlaub steht bevor: Im Tierheim Offenbach wird ein enormer Ansturm erwartet– denn Urlaubszeit ist Abschiebezeit.

Offenbach – Im Offenbacher Tierheim macht man sich derzeit auf das Schlimmste gefasst. Die Pandemie-Lage wird zunehmend entspannt, der Sommer ist da und für viele das lang ersehnte Verreisen endlich wieder möglich. Endlich Urlaubszeit. Was für viele einer der Höhepunkte des Jahres ist, ist für Tierschutzeinrichtungen wie die am Wetterpark genau das Gegenteil davon. Denn die Tierheim-Mitarbeiter wissen: Urlaubszeit ist Abschiebezeit.

So sei das seit Jahren, sagt Conni Bauer, die stellvertretende Leiterin des Offenbacher Tierheims. „Und es wird immer schlimmer.“ Die Tierpflegerin und ihre Kolleginnen und Kollegen befürchten nun, dass sich dieser Trend durch Corona noch verstärkt. In der Pandemie sei die Nachfrage nach Haustieren gestiegen, sagt Bauer. Auch im Offenbacher Tierheim gab es gerade am Anfang vermehrt Anfragen von Menschen, die Tiere aufnehmen wollten. Viele hätten Lockdown, Homeoffice, die Zeit zu Hause genutzt, um sich Hunde, Katzen oder vielleicht ein Kaninchen zuzulegen.

Tierheim in Offenbach: „Befürchten, dass dann hier die Hütte voll ist“

„Jetzt, wo langsam alles wieder losgeht, haben die wir natürlich die Befürchtung, dass die Leute merken, dass sie einem Tier im normalen Alltag gar nicht gerecht werden können.“ Bereits im vergangenen Jahr, nach dem ersten Lockdown im Frühjahr, hat das Offenbacher Tierheim einige Abgaben verzeichnet, die die Mitarbeiter mit unüberlegten Corona-Anschaffungen in Verbindung bringen. „Aber damals nur vereinzelt“, sagt Conni Bauer. Was aber, wenn bald alle wieder zur Arbeit müssen, in die Schule, wenn der langersehnte Urlaub ansteht? „Wir befürchten, dass dann hier die Hütte voll ist.“ Noch aber hat Conni Bauer die Hoffnung, dass diese Befürchtung sich nicht bewahrheitet.

Derzeit ist es jedenfalls verhältnismäßig ruhig im Tierheim Offenbach. Das Personal versorgt 14 Katzen, zehn Hunde, acht Kaninchen, fünf Meerschweinchen und fünf Vögel. Viele von ihnen fallen in die Kategorie „schwer vermittelbar“, sind mitunter schon eine ganze Weile im Heim.

Da sind zum Beispiel die beiden Kaninchen Karen und Marlon. Beide chronisch krank, für Artgenossen ansteckend. Sie sind auf eine ständige medikamentöse Behandlung angewiesen, sollen außerdem zusammen bleiben. „Es ist schwierig, da jemanden zu finden, der sie nimmt“, sagt Conni Bauer. Außerdem könnte ein Umzug ihren Gesundheitszustand verschlechtern.

Husky Lio im Tierheim Offenbach: Keine Chance auf Vermittlung

Anderes Gehege, ähnlich schwieriger Fall: Husky Lio wurde von seinen früheren Besitzern abgegeben, nachdem er immer wieder zugebissen hat. „Das war eine Familie mit Kindern, da ist das natürlich gefährlich“, erzählt die stellvertretende Tierheimleiterin. Solche Probleme mit Hunden seien allerdings größtenteils hausgemacht, sagt sie.

„Wenn ein Hund erst einmal gemerkt hat, dass er mit Beißen seinen Willen durchsetzen kann, dann wird es schwer, das wieder wegzubekommen.“ Bei Lio sind aber wohl auch krankheitsbedingte Schmerzen mit im Spiel. Dennoch: Auf Vermittlung haben Vierbeiner wie er eigentlich nur noch dann eine Chance, wenn sich ihnen jemand annimmt, der sich auskennt.

Auch für einige betagte Katzen könnte es schwer werden, ein Zuhause zu finden, in dem sie ihren Lebensabend verbringen können. Besser Chancen haben hingegen Katze Nessaja und ihre Tochter Kleine Hexe. „Die beiden wurden in einem Hausflur gefunden, die Kleine in einem Schockzustand“, erzählt Conni Bauer. Sie geht davon aus, dass das Katzenbaby irgendwo heruntergefallen ist, sich dabei ein Schädel-Hirn-Trauma zuzog. Mittlerweile geht es der Kleinen Hexe wieder gut.

Tierheim Offenbach: Zwischen 60 und 80.000 Euro für Tierarztbesuche im Jahr

Vor allem wohl, weil Conni Bauer und ihre Kolleginnen und Kollegen bei jedem Tier, das sie aufnehmen, alles nur mögliche tun, um es wieder auf die Beine zu bringen. Das lässt sich der Tierschutzverein, der hinter der Einrichtung steht, einiges kosten. Alleine für Tierarztbesuche müssen jährlich zwischen 60 und 80. 000 Euro aufgebracht werden.

„Obwohl wir Zuschüsse von der Stadt bekommen, ist das nur durch Spenden machbar“, sagt Conni Bauer. Aber zum Glück habe man noch nie aus finanziellen Gründen auf eine notwendige Behandlung verzichten müssen. Sie hofft, dabei bleibt es auch künftig. (Lena Jochum)

Immer mehr Menschen geben ihre verhaltensauffälligen Tiere in ein Heim. Ende letzten Jahres lebten bereits 14 Hunde im Tierheim Offenbach – mehr als die Hälfte zeigte agressives Verhalten.

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