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„In Offenbach sind wir weiter“

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Seit mehr als 100 Jahren macht der Internationale Frauentag, der immer auf den 8. März fällt, auf Gleichberechtigung der Geschlechter, die damit einhergehenden Ungleichheiten, aber auch auf Fortschritte aufmerksam. Aber wie viel Gleichstellung erfahren Offenbacherinnen?

Offenbach – Wie gleichberechtigt fühlen sich Frauen vor allem in ihrem Beruf? Die Redaktion hat dazu stellvertretend vier Offenbacherinnen befragt.

Ursula Ölcer, Geschäftsleitung ODG

Ursula Ölcer, Geschäftsleitung ODG
Ursula Ölcer, Geschäftsleitung ODG © Privat

„Da fragen Sie die Richtige, ich fühle mich absolut gleichberechtigt. Allerdings ist es auch heute noch nicht immer für jede Frau selbstverständlich. Deshalb unterstützte ich über viele Organisationen Frauen, die unsere Hilfe brauchen. Ich ermögliche zum Beispiel Frauen einen Arbeitsplatz in meinem Betrieb, indem ich die Arbeitszeiten abspreche, damit die Kinder gut versorgt sind. Trotzdem können so einige Frauen wieder den Einstieg in die Arbeit finden.“

Marion Fenn, Handball-Torfrau der TSG Bürgel

Marion Fenn, Handball-Torfrau der TSG Bürgel
Marion Fenn, Handball-Torfrau der TSG Bürgel © Privat

„Momentan bin ich nicht mehr als Trainerin aktiv, sondern spiele nur noch im Tor bei der ersten Damenmannschaft der TSG Bürgel. Ich weiß allerdings von vielen befreundeten Trainerinnen in den verschiedensten Spielklassen, dass dort männliche und weibliche Tranier, Betreuer und Funktionäre absolut gleichberechtigt behandelt werden.

Bei uns Spielerinnen ist die Wahrnehmung und das Ansehen in der Öffentlichkeit sowie die Wertschätzung für die erbrachten Leistungen mittlerweile der im Männerhandball gleichzusetzen. Dies zeigen auch die Zuschauerzahlen und das Feedback bei uns in Bürgel. Was den finanziellen Aspekt beziehungsweise die Aufwandsentschädigungen betrifft, besteht immer noch eine teils deutliche Diskrepanz in allen Ligen.“

Anja Kofahl, stellvertretende FDP-Fraktionschefin

Anja Kofahl, stellvertretende FDP-Fraktionschefin
Anja Kofahl, stellvertretende FDP-Fraktionschefin © Privat

„Echte Gleichberechtigung gibt es 2023 noch nicht. Dennoch erlebe ich in meinem Alltag ein gesteigertes Bewusstsein dafür, und ganz persönlich erlebe ich an vielen Stellen die Arbeit auf Augenhöhe. Konkret wurde mir zum Beispiel in meiner Fraktion von Anfang an viel Verantwortung zugetraut, und ich wurde direkt, das heißt, bereits kurz nach der Wahl in die Stadtverordnetenversammlung, zur stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden gewählt und durfte in dieser Rolle bei der jüngsten Haushaltsdebatte unseren Fraktionsvorsitzenden vertreten. Ich würde mir wünschen, dass noch mehr Frauen den Mut haben, sich politisch einzubringen und nicht vor häufig überwiegend männlich besetzten Gremien zurückschrecken. Kluge Ideen werden nach meiner Erfahrung gehört, egal ob sie von Frauen oder Männern geäußert werden.“

Sabine Groß, Grünen-Bürgermeisterin

Sabine Groß, Grünen-Bürgermeisterin
Sabine Groß, Grünen-Bürgermeisterin © kontakt@lemnitzer-fotografie.de

„Im politischen Kontext wird mitunter mit harten Bandagen gekämpft. Das trifft Frauen wie Männer. Als Frau bin ich mir der unterschiedlichen Wahrnehmung von bestimmtem Verhalten und von Sprache bewusst. Wenn beispielsweise ein Mann lauter wird und sich vehement für etwas einsetzt, wird das meist als Stärke interpretiert. Frauen wird das eher negativ ausgelegt und als Schwäche und Unsicherheit verstanden. Es ist gut und wichtig, dass sich in Offenbach viele Frauen in den politischen Entscheidungsprozessen engagieren, in allen Altersgruppen. Vom Kinder- und Jugendparlament bis in den Seniorenrat sind starke Frauen vertreten, und ich wünsche mir noch mehr davon. Denn damit wird es immer selbstverständlicher, dass Frauen in der Politik sind und das tradierte Rollenverständnis damit weiter an Bedeutung verliert. Offenbach hat übrigens das Ranking deutscher Großstädte 2022 mit Blick auf die Frauenrepräsentation in der Kommunalpolitik der Heinrich-Böll-Stiftung gewonnen. In Offenbach sind wir also weiter als anderswo.“

Von der Erfindung der Hausfrau bis zur Spurensuche starker Frauen reicht der inhaltliche Bogen, den das Programm der Frauenwoche bis 13. März spannt. Den Abschluss bildet am Montag, 13. März, 17.30 Uhr, der Frauenmarsch für gleiche Rechte, zu dem die Gleichstellungskommission aufruft. Start dazu ist am Rathaus. (von Alina Quast)

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