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Beratung als A und O: Jeans Express in Offenbach feiert 50-jähriges Bestehen

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Von: Veronika Schade

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Sie lieben Jeans und legen Wert auf Nachhaltigkeit: Wilma Schindler und Steffi Schubert.
Sie lieben Jeans und legen Wert auf Nachhaltigkeit: Wilma Schindler und Steffi Schubert. © Schade

Der Jeans Express in Offenbach ist eine Institution. Den beliebten Laden gibt es nun seit 50 Jahren – der Kampf ums Überleben ist während Corona allerdings hart.

Offenbach – Ob Hosen oder Jacken – aus Denim ist einfach alles viel cooler. Und zeitlos. 1873 begann der Siegeszug der Jeanshose in den Vereinigten Staaten. Ein knappes Jahrhundert später sprang auch der Offenbacher Einzelhandel auf den Erfolgszug auf.

1972 eröffnete der Jeans Express an der Großen Marktstraße. Es war nicht der erste Laden dieser Art: „Das war Jeans Steeg“, erinnert sich Inhaberin Wilma Schindler. „Es gab in der Hochphase außer uns noch vier andere Jeansläden in der Stadt.“ Bis heute geblieben ist nur der Jeans Express. Und ist damit ein richtiges Offenbach Traditionsgeschäft, das nun sein 50-jähriges Bestehen feiert.

Offenbach: Inhaberin von Jeans Express eine Institution

Wie der Laden ist auch Wilma Schindler eine Institution: Seit 38 Jahren führt die gebürtige Wormserin und Absolventin einer Textilschule den Laden, hat eine Vielzahl an Einzelhandelskaufleuten ausgebildet – und ist ihren treuen Kunden einfach als Wilma bekannt, die sie stets zuverlässig berät, manche seit Jahrzehnten. Seit Februar 2019 steht ihr Steffi Schubert als Mitinhaberin und Nachfolgerin zur Seite. Doch so richtig ans Aufhören denkt die 68-Jährige noch nicht. „Ich liebe Jeans, trage selbst nichts anderes. Mein Beruf, das Verkaufen, macht mir irre viel Spaß.“

Und das, obwohl sich in den vergangenen Jahren vieles zum Schlechteren gewendet hat, wie sie unumwunden zugibt. Das Aussterben hochwertiger Läden in der Innenstadt macht auch ihr zu schaffen, „wir profitieren doch alle voneinander“. Die vielen Ramschläden würden keine solvente Kunden-Klientel anziehen, die Laufkundschaft habe stetig abgenommen und sei durch Corona schließlich nahezu zum Erliegen gekommen. Die vergangenen zwei Jahre seien ein einziger Kampf ums Überleben gewesen. Zwar seien viele Stammkunden wieder zurück, aber die allgemeine Frequenz deutlich geringer. Verkaufsmitarbeiter oder Azubis leisten sich die beiden Inhaberinnen schon lange nicht mehr, teilen sich die Arbeit untereinander auf.

Offenbach: Marktplatz-Umbau macht Jeans Express das Leben schwer

So sehr sie den Marktplatz-Umbau begrüßen, auch die Baustelle, die wie ein Nadelöhr wirkt und nicht gerade barrierearm ist, macht ihnen das Leben schwer. „Gerade ältere Menschen trauen sich deshalb kaum hierher.“ Die Eingänge zur Fußgängerzone seien zu unattraktiv, bemängelt Steffi Schubert, die sich beruflich viel mit Stadtentwicklung und -forschung befasst hat. Die Geschäfte hätten zu viele unsortierte Auslagen draußen stehen, das störe den Anblick. „Das Schaufenster ist doch die Visitenkarte für einen Laden. Draußen noch eine Pflanze hin, das würde schon ganz anders wirken.“ Auflagen müssten durchgesetzt werden, finden die Geschäftsführerinnen.

Einer gesunden Umwelt haben sich die Frauen auch mit ihren Produkten verschrieben. Verkauft werden ausschließlich unter fairen Bedingungen produzierte Textilien nach europäischen Standards, der Großteil ist sogar ökologisch produziert und zertifiziert. „Unsere vegetabil gegerbten Ledergürtel stammen von Rindern aus Europa, die gegessen wurden, also nicht eigens für das Leder sterben mussten“, erklären sie. Auch bestellen sie ihre gesamte Ware als Vororder.

Offenbach: Nachhaltigkeitskonzeot beschert Jeans Express neue Kunden

Dabei wird von den Herstellern nur das angefertigt, was vom Handel bereits bestellt wurde und nicht „auf Verdacht“ produziert – und dann ein Teil davon unverkauft und ungetragen direkt entsorgt. „Unser Nachhaltigkeitskonzept hat sich herumgesprochen und uns auch neue Kunden beschert“, freuen sich die Beiden, die außerdem unter dem Motto „Handmade in Offenbach“ Taschen anbieten, die ihre Dekorateurin aus alten, unflickbaren Jeans selbst genäht hat.

Die Jeans soll nicht nur nachhaltig sein und gut aussehen, sie muss auch sitzen. Beratung ist für Schindler und Schubert das A und O. „Gerade junge Leute sind es nicht mehr gewohnt, beraten zu werden“, beobachtet Schindler. Da müsse sie sich erstmal rantasten. „Die richtige Größe sehe ich sofort“, sagt sie und lacht, „die Probehose passt zu 90 Prozent“. (Veronika Schade)

Beim Traditionsgeschäft Uhren Thurner in Offenbach ist mittlerweile die dritte Generation am Zug.

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