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Jüdisches Kulturfestival Ende Juli in Offenbach

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Die Klezmerband Vagabund wird den Besuchern im Hof der jüdischen Gemeinde aufspielen.
Die Klezmerband Vagabund wird den Besuchern im Hof der jüdischen Gemeinde aufspielen. © Stadt/Paula Winterberg

Am 11. Dezember des Jahres 321 gestattete ein Edikt Kaiser Konstantins die Berufung von Juden in Ämter der Stadtverwaltung des damaligen Köln. Dieses Datum gilt als der erste Nachweis jüdischen Lebens auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands. Bundesweit wird dieses Festjahr „1700 Jahre Juden in Deutschland“ mit vielen Veranstaltungen gefeiert – und Offenbach macht mit:

Offenbach - Am 22. und 23. Juli feiern das Offenbacher Kulturmanagement und zahlreiche Kooperationspartner mit den Bürgerinnen und Bürgern das „Chai Festival“ in der Stadt. Der Name ist Programm: „Chai“ steht im Hebräischen für „Leben“. Und genau das ist die Absicht hinter dem zweitägigen Fest voller Freude: Jüdisches Leben zu zeigen, es vorzustellen und erlebbar zu machen. Dafür haben sich die Veranstalter einiges vorgenommen.

Praktisch seit dem Lichterfest 2019 wird das Chai Festival das erste größere Fest seit dem Ausbruch der Coronapandemie sein. Trotzdem werde man Massenansammlungen vermeiden, versichert Oberbürgermeister Felix Schwenke, das Festival erstreckt sich über viele Orte gleichzeitig über das Stadtgebiet verteilt. So wird ein mannigfaltiges Programm aus künstlerischen Interventionen und Performancekunst, einem großen Open-Air-Musikfestival und einer Podiumsdiskussion einen intensiven Einblick in jüdische Kultur ermöglichen - und insbesondere das jüdische Leben in Offenbach.

Dafür bildet ein digitaler Stadtplan einen Rahmen für das Festival. Auf diesem Plan werden Orte und Biografien jüdischen Lebens aus Vergangenheit und Gegenwart mit Text-, Bild- und Audiomaterial vorgestellt. Mit dem Smartphone in der Hand können die jüdisch geprägten Orte in der Stadt bei einem Spaziergang erkundet werden. Es ist vorgesehen, diese Karte über die nächsten Jahre immer weiter auszuarbeiten und zu ergänzen, verspricht Britt Baumann vom Kulturmanagement für dieses spannende Projekt, das in Kooperation mit der deutschlandweiten Plattform Jewish Places entsteht.

In der Innenstadt wird das vielfältige künstlerische Programm an beiden Festivaltagen von 15 bis 20 Uhr zugänglich sein: Das Rathaus, das Klingspor-Museum oder das Capitol-Theater sind nur einige Orte, an denen unter anderem Kalligrafien, Installationen und Skulpturen, Texttafeln oder Videoprojektionen zu sehen sein werden. So findet am Freitagabend hinter dem Isenburger Schloss eine Performance von Adi Liraz statt, die mit einem Spaziergang zwischen zwei Orten den Weg „vom Wasser zum Feuer“ findet und im jüdischen Sabbat endet.

Im Beitrag von Ella Ponizovsky Bergelson vereint sich jüdische Kultur mit dem Offenbacher Thema Druckgeschichte: Die Künstlerin schreibt ein Gedicht auf Hebräisch auf die Fenster der Stadtbibliothek und des Klingspor-Museums.

Musikalisch geht es an beiden Tagen vorwiegend im Festivalzentrum im Büsingpark rund. Nationale und internationale Künstler sorgen für eine facettenreiche musikalische Bandbreite: vom Singer-Songwriter Daniel Kahn zu Rap von Ben Salomo oder Elektrosounds von Liraz aus Tel Aviv. Natürlich gibt es auch klassischen Klezmer, den die Band Vagabund präsentiert, dieses aber am Freitagabend im Hof der jüdischen Gemeinde.

Im Festivalzentrum startet der zweite Tag mit einer Podiumsdiskussion, bei der die Akteure des Festivals sich darüber austauschen, ob sich jüdische Kunst überhaupt labeln lässt und welchen Schwierigkeiten man als jüdischer Künstler in der Kulturszene begegnet.

Ebenfalls dabei ist das Offenbacher Projekt „Meschugge“ des DRK Kreisverbandes, in dem sich junge Offenbacher gegen Antisemitismus und Rassismus engagieren. Für das Chai-Festival haben die Jugendlichen im Alter zwischen 20 und 24 einen Audiowalk zu aktuellen und historischen Stätten jüdischen Lebens in Offenbach erarbeitet, der ebenfalls online abrufbar sein wird. „Wir haben es thematisiert, dass es noch immer Antisemitismus gibt. Der Hass, der uns spaltet, geht uns alle an, darum wollen wir ein klares Zeichen setzen, dass in Offenbach kein Platz für diesen Hass ist“, erläutert Projektleiterin Fatmagül Tuncay.

Das Programm

Das künstlerische Programm in der Innenstadt ist kostenfrei und ohne Anmeldung zugänglich. Für den Einlass auf dem Festivalgelände wird lediglich eine geringe Servicegebühr fällig, buchbar sind die Tickets in den nächsten Tagen über Frankfurt Ticket Rhein-Main sowie im OF-Infocenter. Informationen zu den Einlassbedingungen werden bei der Ticketbuchung aufgeführt. Einlass nur mit passendem Nachweis über Impf-, Genesungs- oder Teststatus. Der Einlass auf das Festivalgelände am Büsingpark startet jeweils um 16.30 Uhr. Weitere Infos zum Stadtplan und zum Festival folgen unter www.chai-of.de sowie über den Instagram Account kunstansichten_of.

Ergänzt wird das Programm durch koschere Speisen und Getränken und weiteren Höhepunkten, wie einen geführten Rundgang der Synagoge durch den renommierten Architekten Alfred Jacoby. Der freut sich über den „wertvollen Beitrag, den die Stadt hier leistet, um unsere Kultur darzustellen“.

Mit einer Zuwendung von 150 000 Euro steuert das Bundesinnenministerium den Löwenanteil der Förderung für das Festival bei. Zu den weiteren Förderern gehört unter anderen auch der Kulturfonds Frankfurt Rhein-Main: „Das Festival steht für Toleranz und Haltung, aber auch Mahnung“, erklärt Geschäftsführerin Karin Wolff.

Von Jan Schuba

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