Kaufhof Offenbach: Eigentümer will keinen Leerstand - Gespräche mit OB Schwenke laufen
Das Kaufhof-Aus in Offenbach rückt näher: Die Transfergesellschaft für die Mitarbeiter hat den Betrieb aufgenommen.
Offenbach – Während die Stadtpolitik in Offenbach um Umstände und Folgen der angekündigten Kaufhof-Schließung streitet, geht das Insolvenzverfahren seinen Weg: Am 27. März wird in Essen die finale Gläubigerversammlung zur Insolvenz von Galeria Karstadt Kaufhof abgehalten.
Für sämtliche Kommunen ist die Versammlung am Montag zugleich die letzte Gelegenheit, offene Forderungen, etwa ausstehende Gewerbesteuer, geltend zu machen. Wegen des Steuergeheimnisses kann Kämmerer Martin Wilhelm keine Auskunft darüber erteilen, ob auch Offenbach noch auf Steuergeld von Kaufhof wartet. „Wir haben etwaige Forderungen im Blick und werden sie stellen, sofern sie bestehen“, betont er. Gut informierte Kreise wissen jedoch, dass sich das Warenhaus in Offenbach in dieser Hinsicht stets tadellos gezeigt habe.
Früher als im Interview mit unserer Redaktion angekündigt, hat Oberbürgermeister Felix Schwenke Kontakt mit dem Eigentümer-Fonds des Gebäudes: Er führte gestern ein Gespräch über die Zukunft der Immobilie. Die Frage, wer mit wem sprach, wurde zuletzt von der oppositionellen CDU zum Anlass für eine harsche Kritik genommen: Es sei falsch gewesen, dass der OB nur Kontakt zur Kaufhof-Konzernleitung statt zum Eigentümer gesucht habe, schreibt CDU-Chef Roland Walter.

Kaufhof-Schließung in Offenbach: Apollo-Fonds hält 22 Filialen
Dem widerspricht Schwenke: Er habe nicht nur mit der Konzernspitze, sondern auch mit dem Eigentümer Kontakt gehabt. Dazu ist hilfreich zu wissen, dass über Jahre hinweg die Warenhaus-Gesellschaft selbst Eigentümer war. Erst vor wenigen Jahren – vieles spricht für das Frühjahr 2020 – wechselte die Immobilie den Besitzer. Seinerzeit hatte die österreichische Signa Holding um René Benko 21 Kaufhof-Häuser an den US- Finanzinvestor Apollo Global Management verkauft. Laut Insolvenzplan gehören 22 Warenhäuser-Standorte dem Apollo-Fonds, darunter das Offenbacher Haus.
„Normalerweise äußern sich Fonds nicht direkt, sondern über beauftragte Gesellschaften“, sagt Schwenke. Apollo hat dafür, wie berichtet, das Unternehmen RME beauftragt. Schwenke betont, dass die Stadt stets in Austausch mit RME stand und steht – dennoch habe man jetzt den Fonds direkt kontaktiert. „Wir haben vom ersten Tag an mit den richtigen Ansprechpartnern gesprochen.“ Der hinter RME stehende Apollo-Fonds habe erklärt, nicht an einem dauerhaften Leerstand des Hauses interessiert zu sein. Wie die Wirtschaftsförderung unterstützend tätig sein könne, sei aber mit RME zu klären.
Kaufhof-Schließung in Offenbach: Oberbürgermeister Schwenke verweist auf Vertraulichkeit
Während Schwenke für weitere Fragen auf die vereinbarte Vertraulichkeit verweist und RME sich zu Fragen der Redaktion nicht äußern möchte, ist aus Wirtschaftskreisen mehr zu vernehmen: Dass zur Rettung der Kaufhäuser die Eigentümer teils auf große Teile der Miete verzichten wollten, sei ein normaler Vorgang und auch hier „absolut realistisch“.
Allerdings, und diese Kritik dürfte die Lokal-Politik treffen, sei die Filiale wohl nicht zuletzt durch den Marktplatz-Umbau so in Schieflage geraten, dass selbst eine angedachte Mietminderung nicht mehr half. Zu den Spitzenhäusern habe sie deutschlandweit nie gezählt, doch bis 2020 muss sie profitabel gewesen sein, sonst hätte Apollo sie nicht erworben. Dass die Innenstadt-Händler seit Baubeginn über Umsatzeinbruch und Kundenzurückgang klagten, ist bekannt.
Keine weiteren Hilfen vom Land Hessen
Bayern und Nordrhein-Westfalen stellen den von Schließung betroffenen Standorten in ihren Bundesländern Geld für Umnutzungskonzepte zur Verfügung. NRW unterstützt mit etwa fünf Millionen Euro; somit gut 300 000 Euro pro betroffener Kommune. Geld, das auch Offenbach gut benötigen könnte, um Umnutzungsvorhaben zu fördern. Doch auf Nachfrage verweist das hessische Wirtschaftsministerium lediglich auf bereits bestehende Fördermöglichkeiten wie das Programm Zukunft Innenstadt oder die Städtebauförderung. Offenbach profitiere bereits davon, heißt es aus dem Ministerium, da die Stadt für ihr Zukunftskonzept eine von drei Preisträgerinnen war: 2021 prämierte das Land das Zukunftskonzept, eine Million Euro stehen dafür zur Verfügung. Allerdings war das lange vor der neuen Situation der Warenhaus-Schließung.
Aber wie geht es mit den Mitarbeitern weiter? Dazu erklärt Regina Umbach-Rosenow, Sprecherin der hiesigen Arbeitsagentur, dass in Offenbach die Transfergesellschaft für die Kaufhof-Beschäftigten bereits die Arbeit aufgenommen hat. „Auch unsere Berufsberatung ist vor Ort gewesen“, sagt sie, „die Chancen auf eine Anschlussbeschäftigung stehen zurzeit sehr gut“. (Frank Sommer)