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Bürger klagen über Stinker-Schiffe: „Wohngebiet darf keine Werft sein“

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Von: Matthias Dahmer

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Die ankernden Flusskreuzfahrtschiffe erzeugen ihren Strom mit Dieselmotoren, welche das Umfeld verpesten.
Die ankernden Flusskreuzfahrtschiffe erzeugen ihren Strom mit Dieselmotoren, welche das Umfeld verpesten. © Reinartz

Abgase und Lärm produzierende Schiffe sorgen bei Bürgern für Frust. Doch die Sache ist kompliziert, denn Anlegestellen am Mainufer in Offenbach gehören dem Bund.

Offenbach – Die Stimmen gegen Stinker-Schiffe am Main werden lauter: Nachdem die Fraktion Offenbach für alle (Ofa) aus Piraten, Partei und Jungem Offenbach einen einstigen Vorstoß der SPD reaktiviert hat (wir berichteten), machen nun auch Bürger Front gegen die Abgase und Lärm produzierenden Schiffe, die am Ufer ankern.

„Manchmal liegen dort bis zu drei haushohe Schiffe in unmittelbarer Nähe zu Wohnhäusern vor Anker und vergiften wochenlang rund um die Uhr mit ihren toxischen Schiffsdieseln das erweiterte Umfeld“, spricht Stefan Prinz wohl zahlreichen Anwohnern und Erholungssuchenden aus der Seele. Dabei sei der maximal gefährliche Ausstoß des schwefelhaltigen Diesels seit Langem bekannt und bereits mehrfach von Wissenschaft und Politik bestätigt.

Stinker-Schiffe in Offenbach: Missstand laut Bürgern seit Jahren bekannt

Dies sei, so Prinz weiter, für Offenbach, mit seinen ohnehin kritischsten Luftwerten in Hessen in vielerlei Hinsicht nicht hinnehmbar. Die Gesundheit der Bevölkerung werde ohne Mehrwert für die Menschen vor Ort unnötig belastet. Prinz: „Ein Wohngebiet darf keine Werft sein.“ Hinzu komme: Der auch im Masterplan beworbene Standortvorteil der Stadt mit dem Gedanken „Wohnen am Wasser“ werde zunichte gemacht und der Naherholungswert des Mainufers sinke drastisch durch die schlechte Luft und den Blick auf hässliche schwimmende Kästen.

Für Stefan Prinz hat die lokale Politik bei dem Thema bislang klar versagt. Seit Jahren sei der Missstand bekannt und es passiere nichts. Einerseits drangsaliere man Dieselfahrer und kaufe teure Elektrobusse auf Steuerzahlerkosten, um jedes Gramm Feinstaub zu senken. Andererseits lasse man große Dreckschleudern – die vermutlich teils auch noch mit Schweröl und alten Motoren betrieben würden – einfach so gewähren.

Offenbach: Problem am Main – Dezernent mit wenig Hoffnung für Änderungen

Obwohl das Problem kaum zu leugnen ist, macht Dezernent Paul-Gerhard Weiß wenig Hoffnung darauf, dass sich etwas ändert; dass etwa landseitige Stromanschlüsse den Betrieb von Dieselaggregaten zur Stromerzeugung auf den Schiffen entbehrlich machen.

„Der Main ist eine Bundeswasserstraße und die Anlegestellen für große Schiffe am Mainufer sind nicht städtisch, sondern unterstehen dem Wasser- und Schifffahrtsamt in Aschaffenburg“, erläutert Weiß. Die alleinige Zuständigkeit für Landverstromung für die Schifffahrt liege ebenfalls beim Bund. Und ein Projekt Landstrom am Mainufer auf Offenbacher Stadtgebiet sei beim Wasser- und Schifffahrtsamt nicht in Planung, wie die jüngsten Gespräche mit der Behörde im Oktober vergangenen Jahres ergeben hätten.

Hinzu komme: Die Anlegestellen stellten keinen „Hafen“ dar. Eine Verpflichtung zur Landstromnutzung könne nur im Zuge der Hafengefahrenabwehrverordnung erfolgen. Dazu müsste also ein Hafengebiet ausgewiesen werden, womit erhebliche Pflichten für den Betreiber, unter anderem Überwachung, Haftung, Wartung und ähnliches, verbunden seien. Weiß: „Eine Rolle spielt zudem die Tatsache, dass das Mainufer und die zwischen Zentrum und Rumpenheim existierenden neun Anlegestellen überwiegend im Landschaftsschutzgebiet liegen.“ Die Vorhaltung einer Strom-Infrastruktur könne eine deutlich stärkere Frequentierung durch mehr anlegende Berufs- und Hotelschifffahrt bewirken. Damit würden Ruhe, Erholungsfunktion und Schutz des Landschaftsschutzgebietes beeinträchtigt. „Die Sache ist also kompliziert und liegt im Wesentlichen nicht in unserer Hand“, so Weiß. (Matthias Dahmer)

Immer wieder passieren auf dem Main auch Unfälle mit Schiffen: So stieß bei Offenbach auf dem Main ein Güterschiff mit einem Ruderboot zusammen. Eine junge Ruderin geriet dabei in Not. Ein Schiffsführer lenkte im Kreis Offenbach den Schubverband versehentlich in Richtung eines Damms. Durch den Aufprall riss eine Seite des Schiffs auf.

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