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Knöllchen-Ärger auf Roller-Parkplatz in Offenbach: Grillhausbesucher reihenweise abkassiert

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Von: Christian Reinartz

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Ist sauer auf Parkvision aus Maintal: Angelina Okunev zeigt auf die Hinweisschilder der Überwachungsfirma direkt vor ihrem Grillhaus.
Ist sauer auf Parkvision aus Maintal: Angelina Okunev zeigt auf die Hinweisschilder der Überwachungsfirma direkt vor ihrem Grillhaus. © Reinartz

Eine künstliche Intelligenz soll auf dem Roller-Parkplatz in Offenbach Parksünder abkassieren. Doch in zahlreichen Fällen erwischt es unbescholtene Bürger.

Offenbach – Seit Ende des vergangenen Jahres regiert auf dem Parkplatz des Möbel-Discounters Roller an der Strahlenbergerstraße die künstliche Intelligenz und treibt Angelina Okunev, Besitzerin des Grillhauses Livas, in den Wahnsinn. Denn: Das neuartige Kamerasystem der Maintaler Firma Parkvision verpasst den Kunden laut Okunev automatisch Strafzettel, sobald sie ihr Auto vor dem Imbiss abstellen und das Lokal betreten – obwohl das ausdrücklich erlaubt ist.

Dahinter steckt eine neuartige Form der Parkraumüberwachung. Mittels Kameras, so schildert es ein Mitarbeiter des Unternehmens, würden alle Nutzer des Parkplatzes zu jeder Zeit gefilmt werden. Eine Künstliche Intelligenz überwache dabei die Laufwege der Fahrer, wenn diese ihr Fahrzeug verlassen. Wer also beispielsweise dort parkt, ohne etwa ins Möbelhaus Roller zu gehen, erhält postwendend einen Strafzettel von knapp 40 Euro. Hintergrund der Überwachung ist, dass in der Vergangenheit Dauerparker den großen Kundenparkplatz von Roller blockierten. Das wollte der Möbelhändler nicht mehr hinnehmen. Das benachbarte Grillhaus ist dabei nun aber offensichtlich unter die Räder gekommen.

Parkplatz-Ärger in Offenbach: Imbiss-Besitzerin leidet unter Situation

„Was da abgeht, ist so verrückt, dass es einem keiner glauben will“, sagt Okunev verzweifelt. „Ich hatte Stammkunden, die mich täglich besucht haben und dann vier oder fünf Strafzettel hintereinander bekommen haben, bevor sie überhaupt gemerkt haben, was los ist.“ Jedes Mal schlagen die privaten Straferhebungen mit knapp 40 Euro zu Buche. „Sogar die Lieferando-Fahrer, die bei mir das Essen für Lieferungen abholen, bekommen am laufenden Band Strafzettel“, sagt Okunev. „Viele von denen weigern sich mittlerweile, meinen Grill überhaupt anzufahren.“

Dabei ist Okunev nach eigenen Aussagen ebenfalls anteilig Mieterin des Parkplatzes. Ihr Grillhaus steht sogar direkt auf dem Platz. „Die Folgen für mein Geschäft sind brutal“, sagt die Imbiss-Besitzerin. „Durch Corona sind schon jede Menge Kunden aus den umliegenden Bürogebäuden weggefallen“, schildert sie die Situation. „Jetzt bleiben auch noch die weg, die hier mit dem Auto hergekommen sind.“

Herstellerfirma der künstlichen Intelligenz hält Knöllchen in Offenbach für gerechtfertigt

Bei der Firma Parkvision wiegelt ein Sprecher, der nicht namentlich genannt werden will, ab. „Die Technik irrt nicht“, sagt er voller Überzeugung. „In fast allen Fällen käme bei der Sichtung des Videomaterials danach heraus, dass sich die geahndeten Personen doch nicht regelkonform verhalten hätten.“ Er sehe keinen Grund, an der Richtigkeit der erhobenen Gebühren zu zweifeln. Zumal seiner Kenntnis nach die Grillhausbesucher aus der Regelung ausgenommen seien.

Die Verbraucherzentrale Hessen rät unterdessen dazu, sich zur Wehr zu setzen, wenn sich die Beschuldigten an die Nutzungsbedingungen gehalten haben. Jurist Peter Lassek: „Dazu empfiehlt es sich sicherlich auch, die Geschäfte aufzusuchen und um Unterstützung zu bitten.“ Oft gelänge es, anhand von Kassenzetteln oder sonstigen Kaufbelegen nachzuweisen, dass man zur fraglichen Zeit tatsächlich Kunde gewesen ist.

Offenbach: Auch Höhe der Strafen von Parkvision ungerechtfertigt

Zudem mahnt er auch bei der Höhe der Vertragsstrafe zur Aufmerksamkeit. Die Strafen müssten angemessen bleiben. Letztendlich könne das aber nur vor Gericht entschieden werden. Grob orientieren kann man sich laut Lassek an der Höhe der Bußgelder, die im öffentlichen Verkehrsraum verlangt werden. Für einfache Parkverstöße fielen hier Bußgelder von 10 bis 15 Euro an. Auf privaten Parkplätzen könne der doppelte Betrag teilweise noch als angemessen angesehen werden. Aber selbst dieser liegt immer noch unter der erhobenen Strafe von knapp 40 Euro von Parkvision.

Immerhin will nun die Firma Roller aufgrund von Okunevs Fall tätig werden. Unternehmenssprecher Christoph Ripp kündigt an, man habe die Hinweise zum Anlass genommen, die Parkvereinbarungen gemeinsam mit dem externen Partner nochmals zu thematisieren. „Wir werden unseren Partner im Zuge dessen auch nochmal für die entsprechenden Voraussetzungen zur berechtigten Nutzung der Parkplätze sensibilisieren.“ (Von Christian Reinartz)

Auch der Elterntaxi-Streit an der Anne-Frank-Schule in Offenbach eskaliert regelmäßig. Weil die Polizei und die Rektorin ratlos sind, soll jetzt die Stadt helfen.

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