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Komplexe Impfstrategie

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Von: Matthias Dahmer

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Nach Schließung des Impfzentrums in der Stadthalle Ende September setzt die Stadt auf mobiles Impfen, wie hier auf dem Mainuferparkplatz. Noch unklar ist, wie und wann die Auffrischungsimpfungen beginnen.
Nach Schließung des Impfzentrums in der Stadthalle Ende September setzt die Stadt auf mobiles Impfen, wie hier auf dem Mainuferparkplatz. Noch unklar ist, wie und wann die Auffrischungsimpfungen beginnen. © p

Getrieben vom Virus und gebunden an die Vorgaben von Bund und Land kämpft die Stadt Offenbach gegen Corona. Ein Gespräch mit den politisch und medizinisch Verantwortlichen über große Sachzwänge, kleine Erfolge und die nächsten notwendigen Schritte.

Offenbach – 53 Prozent und damit mehr als die Hälfte der Offenbacher sind (Stand 24. August) vollständig geimpft. „Wir haben massiv aufgeholt“, treten Bernard Bornhofen, Leiter des Gesundheitsamts, und Oberbürgermeister Felix Schwenke der Ansicht entgegen, die Impfquote sei in Offenbach viel schlechter als andernorts.

Mit dazu beigetragen haben offenbar die mobilen Impfungen. Durchschnittlich rund 300 Personen würden pro Woche diese Angebote wahrnehmen, rechnet Niko Kern vor, der bei der Stadt für die Impfplanung zuständig. Das sei „relativ viel“, findet Gesundheitsdezernentin Sabine Groß.

Die mobilen Impfungen werden wie berichtet auch nach Schließung des Impfzentrums in der Stadthalle Ende September weiterlaufen. Ihre Finanzierung sei gesichert, kann Sabine Groß verkünden. Die Zusage, dass Bund und Land je zur Hälfte die Kosten für den externen Dienstleister tragen, die Stadt somit nichts beisteuern muss, sei erst in diesen Tagen gekommen.

Nicht alles aber, was wegen Corona zu Buche schlägt, wird der Stadt abgenommen, Wie sich die Pandemie finanziell auswirkt, lässt sich noch nicht genau beziffern. „Die städtischen Ämter sammeln alle Belege der coronabedingten Mehrkosten“, sagt Kämmerer Martin Wilhelm.

Nächster Schritt im Kampf gegen Corona wird in den nächsten Wochen das Impfen an den weiterführenden Schulen sein. Mobile Teams machen dann auf den Schulhöfen Station und bieten Schülerinnen und Schülern ab 12 Jahren den Piks. „Die Minderjährigen brauchen dazu lediglich die Zustimmung eines Erziehungsberechtigten, ihren Ausweis und – sofern vorhanden – den Impfpass“, wirbt Schuldezernent Paul-Gerhard Weiß für das Angebot. Die Details des mobilen Impfens würden derzeit noch mit den Schulleitungen abgesprochen, ab September werde es losgehen. Für die Klassen mit jüngeren Schülern, die noch nicht geimpft werden dürfen, hat die Stadt, wie gestern berichtet, weitere 800 Luftfiltergeräte angeschafft.

Was die sogenannten Auffrischungsimpfungen angeht, spricht Gesundheitsamtschef Bornhofen von einem „ganz spannenden Thema“. Die Ständige Impfkommission, nach deren Empfehlungen sich der Bund richtet, habe sich dazu noch nicht geäußert. Sie werte wohl noch Studien aus anderen Ländern dazu aus, ab wann diese Impfungen sinnvoll seien. Bornhofen: „Wir sind vorbereitet und warten letztlich auf den Startschuss aus Wiesbaden.“ Wenn der erfolgt, soll mit den Auffrischungen begonnen werden. Gemäß der Reihenfolge der bisherigen Impfungen – die ersten fanden am 27. Dezember 2020 statt – würden die mobilen Teams dann wieder in den Altenheimen loslegen. Geklärt werden müsse noch, inwieweit Ärzte in den Einrichtungen impfen könnten, ergänzt Gesundheitsdezernentin Groß.

Die Einrichtung der Impfzentren durch das Land sehen die Verantwortlichen im Rückblick als sinnvoll an. Vor dem Hintergrund der Situation im Dezember 2020, als es nur einen und in der Handhabung zunächst komplizierten Impfstoff gegeben habe, sei die Zentralisierung des Impfens richtig gewesen, sagt Sabine Groß. Zudem sei viel mehr Impfstoff erwartet worden, als dann tatsächlich geliefert worden sei. Groß: „Für die Arztpraxen allein wäre das eine große Herausforderung geworden.“ Hinzu komme, dass die Ärzte zum damaligen Zeitpunkt überhaupt nicht impfen wollten, ergänzt Oberbürgermeister Felix Schwenke.

Zugleich räumt der Verwaltungschef ein: Bei der Vorhaltung von Personal, das sich teilweise die Beine in den Bauch gestanden habe, wäre es besser gewesen, man hätte Verträge und Einsatzbefehle gehabt, die es leichter gemacht hätten, die Auslastung an die Nachfrage anzupassen. Schwenke: „Das Offenbacher Impfzentrum zählte auch zu jenen, bei denen der Dienstleister auf die vertragliche Vereinbarung gepocht hat.“ Das sei dann auch ein Grund gewesen, das mobile Impfen auszuweiten. Letztlich hätten alle Verantwortlichen seinerzeit unter höchstem Zeitdruck gestanden, weshalb man niemandem nun einen Vorwurf machen könne.

Von Matthias Dahmer

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