Kostenexplosion am Kaiserlei befürchtet

Steigende Kosten bei Bauprojekten sind scheinbar zur Gewohnheit geworden, dass für die Sanierung oder den Bau von Schulen die Kosten im Nachgang mehrfach nach oben korrigiert werden müssen, ist fast schon Routine in der Stadtverordnetenversammlung.
Offenbach - Kämmerer Martin Wilhelm (SPD) setzt, um dem vorzubeugen, auf ein neues System bei der Kostenerstellung: Realistische Kostenschätzungen nach vertiefter Planung sollen mehrmalige Nachtragsetats verhindern (wir berichteten). Das gilt freilich nur für neue Bauvorhaben der Stadt, bei alten kann das System naturgemäß keine Anwendung finden.
So auch beim größten Bauprojekt der Stadt, dem Umbau des Kaiserlei-Kreisels. Zwar ist das kürzlich beendet worden, die finale Rechnung steht aber noch aus – und die befürchtete Höhe der Rechnung bereitet manchen Stadtverordneten Sorge.
Von der ursprünglichen Kostenschätzung von 37 Millionen Euro entfernte man sich schon vor Jahren, im Dezember hieß es, man gehe von mindestens 67 Millionen Euro aus – allerdings stünden noch mehrere Abrechnungen aus. Die CDU, die – seit ihre Partei nicht mehr den Kämmerer stellt – besonderes Augenmerk auf den Haushalt legt, fürchtet nun gewaltige Mehrkosten. Zumal, wie Fraktionschef Andreas Bruszynski erklärt, im Finanzhaushalt 2023 von 70,7 Millionen Euro Gesamtkosten die Rede ist. Zudem hätten bis Ende vergangenen Jahres noch 30 Nachträge von Baufirmen in Höhe von 13 Millionen Euro ausgestanden.
„Die Nachträge werden kritisch geprüft, die werden nicht einfach geschluckt“, betont Baudezernent Paul-Gerhard Weiß. Das Thema der Kostensteigerung bei Bauprojekten sei äußerst vielschichtig, der Kaiserlei-Umbau könne nicht exemplarisch für sämtliche Projekte stehen.
Wie hoch die Kosten wohl ausfallen werden, dazu möchte Weiß keine Schätzung abgeben. „Es ist nicht leicht zu sagen, wo wir beim Kaiserlei mit den Kosten stehen“, sagt Weiß. Ein Kostenmonitoring, wie von der CDU gefordert, hätte die Problematik dort jedoch nicht gelöst. Denn einerseits seien Bund und Land in die Planung involviert, andererseits habe es zu viele unvorhersehbare Probleme während des Baus gegeben.
Dem Eindruck, dass es permanent Probleme mit explodierenden Baukosten gebe, will Weiß jedoch entgegentreten: Bis 2017 hätte es im Hochbau fast nie ein Problem mit Kostenüberschreitung gegeben – wenn, dann sei es besonderen Umständen wie einem Schimmelbefall in einer Kita geschuldet. Seit 2017 habe die Bautätigkeit jedoch rasant zugenommen, der Markt habe sich geändert und die Preise würden ansteigen. „Die Lage hat sich 2021/22 mit der Corona-Pandemie und dem Ukraine-Krieg noch einmal verschärft, seitdem gibt es enorme Kostenschwankungen bei den Materialien“, sagt er.
Von Frank Sommer