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Kritik an reduzierten Kita-Zeiten in Offenbach: Pandemie-Probleme werde auf Eltern „abgewälzt“

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Von: Frank Sommer

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Durch Gruppentrennung sollen die Kinder in den Kitas vor der Corona-Infektion geschützt werden.
Durch Gruppentrennung sollen die Kinder in den Kitas vor der Corona-Infektion geschützt werden. © Dreger/Archiv

Ein Brief an die Eltern von Kita-Kindern in Offenbach stößt auf heftige Kritik. Vor allem eine Formulierung ärgert die Betroffenen.

Offenbach – Acht statt maximal zehn Stunden: Seit 10. Januar kann der Eigenbetrieb Kindertagesstätten (EKO) nur noch reduzierte Betreuungszeiten anbieten. Bis voraussichtlich Ende März entfällt die Randzeitenbetreuung vor 8 und nach 16 Uhr. Der Gesamtelternbeirat übt Kritik an dieser Praxis.

Die betroffenen Eltern sind vom EKO schriftlich darüber informiert worden – bei den meisten dürfte das Schreiben zum Jahreswechsel ins Haus geflattert sein. Dieser Umstand sowie der Inhalt des Schreibens werden nun vom Gesamtelternbeirat in einem offenen Brief scharf kritisiert. „Wir haben es uns nicht leicht gemacht und lange überlegt, ob wir den Brief veröffentlichen“, sagt Sabine Landwehr. Auf keinen Fall möchten die Eltern nämlich den Eindruck erwecken, dass sie den Corona-Schutzmaßnahmen ablehnend entgegenstünden.

Offenbach: Entscheidung der EKO zu Kitas stößt auf heftige Kritik

„Aber durch die Einschränkungen werden die Probleme mal wieder auf die Eltern abgewälzt – das kennen wir noch aus den vergangenen zwei Jahren“, sagt Landwehr. Man sei enttäuscht, dass der Brief die Eltern „völlig unerwartet“ erreicht habe. Die neuen Betreuungszeiten verursachten arbeitenden Eltern Probleme, zumal sich zu den Bring- und Abholzeiten vor den Kitas Staus bildeten und die Eltern selbst anschließend zu spät zu ihrer Arbeitsstätte gelangen würden.

Eine Formulierung stößt auf besondere Kritik. Nämlich das Angebot des EKO, dass Kinder vorübergehend abgemeldet und zuhause betreut werden sollten. Damit würden Eltern unter Druck gesetzt und Kinder, die besonders auf die Fördermöglichkeiten der Kita angewiesen seien, hätten erhebliche Nachteile, schreibt der Beirat.

Offenbach: EKO verteidigt Vorgehen und stimmt Elternbeirat zu

Es handele sich um ein Missverständnis, sagt EKO-Betriebsleiter Roberto Priore auf Nachfrage: „Wir fordern niemanden auf, die Kinder abzumelden. Wir weisen nur darauf hin, dass Eltern, die das tun, nicht den Anspruch auf den Kita-Platz verlieren.“ In den vergangenen beiden Jahren hätte es bei Eltern, die aus Sorge vor einer Infektion ihre Kinder nicht in die Kita schickten, diese Befürchtung gegeben. „Wir sehen das ebenso wie der Elternbeirat: Gerade Kinder mit Förderbedarf sollen weiterhin die Kita besuchen“, sagt Priore.

Die Verkürzung der Betreuungszeiten sei nicht überraschend entschieden worden, eine Empfehlung des Landes vom November sei dem vorausgegangen. „Manche Kommunen wie Hanau haben schon im Dezember daraufhin die Betreuungszeiten reduziert – wir haben aber damit eigens bis 10. Januar gewartet und wollten den Eltern etwas mehr Zeit geben, ihren Alltag entsprechend umzustellen“, sagt er. Dass dies im Einzelfall problematisch sein könne, sei ihm bewusst, doch habe man keine andere Handlungsoption.

Mehr Fachkräfte für Kitas in Offenbach benötigt

Was den Hintergrund der Verkürzung beträfe, so stimme er mit der Kritik der Eltern am Fachkräftemangel überein: Da das Land die Trennung der Kita-Gruppen empfiehlt, bräuchte es gerade in den Randzeiten mehr Erzieherinnen, um die Kinder folglich in mehreren Gruppen zu betreuen – doch über die dafür nötigen Erzieherinnen verfügt der EKO nicht.

„Wir machen die Einschränkung nicht aus Jux und Tollerei, sondern weil wir keine Erzieherinnen haben, um die dann zusätzlichen Gruppen zu beaufsichtigen“, sagt Priore. Zudem sei der Krankenstand unter den Erzieherinnen derzeit hoch. Die Kappung der Randzeiten sei im vergangenen Jahr schon einmal vorgenommen worden, damals hätte es nicht nur kritische Stimmen gegeben. „Eltern bedankten sich auch bei uns, dass die Gruppen nicht vermischt wurden und die Infektionsgefahr damit geringer war.“

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Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, gebe es mehrere Initiativen der Stadt, etwa eine Werbeoffensive oder eine Kooperation mit der Arbeitsagentur zur Anwerbung von Kräften aus dem Ausland. „Der EKO zahlt als Unterstützung die Sprachkurse: Wir bereiten gerade ein neues Angebot vor“, sagt Priore.

Ob man im April zu den gewohnten Betreuungszeiten zurückkehren kann, ist fraglich: Im vergangenen Jahr stiegen die Corona-Zahlen im April stark an. (Frank Sommer)

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