Offenbacherin Kora Busch veröffentlicht Debütroman zum Thema Tod

Was würde man ändern, wenn der Tod einem einen persönlichen Besuch abstattet, um an die eigene Vergänglichkeit zu erinnern? Mit dieser existenziellen Frage muss sich Protagonist Gernot in „Schneemänner im September“ auseinandersetzen, dem Debütroman der Offenbacherin Kora Busch.
Offenbach - Die Endlichkeit des Lebens, die Frage, was wirklich zählt – und wieso manche Menschen in einem Leben verharren, das sie nicht zufrieden macht: Das sind die Themen, mit denen sich die 41-Jährige intensiv beschäftigt hat. Sie in einem Roman in Worte zu fassen, ihren Gedanken Ausdruck zu verleihen, trieb sie schon lange rum. „Einen Notizblock für Ideen habe ich immer dabei“, erzählt sie. Anfang 2020 zog die promovierte Germanistin, die seit 13 Jahren als Lehrerin für Deutsch als Fremdsprache arbeitet, nach Offenbach. Kurz danach begann der erste Corona-Lockdown – und sie mit dem Schreiben.
Nach knapp zwei Jahren war das 200-seitige Erstlingswerk fertig. „Meistens setze ich mich nach der Arbeit hin, um zu schreiben. Die Hauptcharaktere und die Handlung hatte ich als Grundideen im Kopf, doch die eigentliche Geschichte ist während des Schreibens entstanden“, erzählt die Autorin, die sich neben Literatur für Tiere begeistert, besonders ihre Degus. Das Schwerste am Debüt sei es gewesen, den roten Faden beizubehalten. Vorher war sie mit Kurzgeschichten bei dem ein oder anderem Wettbewerb erfolgreich, unternahm bereits in der Grundschule erste Schreibversuche. „Ich bin mit Büchern aufgewachsen. Irgendwann wollte ich nicht nur lesen, sondern auch schreiben.“
Sie war Mitglied in der Mainzer Autorengruppe, nahm an deren Lesungen teil. Ihr Promotionsthema war das Exilwerk von Paul Zech. „Die Promotionsarbeit hat mich erst ermutigt, mich auch an einen Roman zu wagen, beides ist ja sehr umfangreich“, so Busch. Und ohne Sekundärliteratur wäre beides undenkbar. Für „Schneemänner im September“ hat sie sich viel Hintergrundwissen zum Thema Tod angelesen und dazu, wie es gelingt, sein Leben so zu leben, wie es zu einem passt.
Schneemänner im September
Erschienen im März im Verlag Angelika Gontadse als Taschenbuch, 19,90 Euro. ISBN: 978-3-910325-45-6 oder 978-3-910325-44-9 www.angelika-gontadse.de
„Ich lese gern Literatur zu gesellschaftskritischen Themen, philosophisch angehaucht“, sagt die gebürtige Hattersheimerin. Mit Unterhaltungsliteratur könne sie nicht viel anfangen, sie brauche was zum Nachdenken. Der Roman „Nachtzug nach Lissabon“ von Pascal Mercier gehört zu ihren liebsten, ebenso wie Werke von Ilija Trojanow. „Wenn mir sprachlich etwas besonders gut gefällt, dann schreibe ich mir die Textstellen auf, lasse mich davon inspirieren.“
Trotz großer literarischer Vorbilder war es für die Debütantin ein langer Weg bis zur Veröffentlichung. „Ich habe bestimmt 30 Verlage angeschrieben. Die meisten haben sich erst gar nicht zurückgemeldet.“ Schließlich kam die Zusage vom Verlag Angelika Gontadse, der „Literatur mitten im Leben“ als Schwerpunkt nennt. Ein Leben ohne Schreiben kann sich die 41-Jährige nicht mehr vorstellen: Mit ihrem zweiten Roman ist sie fast fertig. Thema: patriarchale Strukturen und häusliche Gewalt.
Von Veronika Schade