Im doppelten Sinne erhellt

Offenbach - Vom 13. bis zum 18. März wird Offenbach abermals erleuchtet. Im Zuge des Lichtfestivals Luminale planen Kreative und Institutionen der Stadt insgesamt 35 Projekte, die nicht nur schön aussehen, sondern auch zur Diskussion anregen sollen.
Ob Seifenblasen unter UV-Licht, ein künstlicher Mond oder eine interaktiv erlebbare Gebäudefassade – viele der insgesamt 35 Offenbacher Luminale-Projekte klingen abenteuerlich und experimentell. Vom 13. bis zum 18. März beteiligt sich die Stadt zum sechsten Mal an der sogenannten Biennale der Lichtkultur. „Die Licht-Kunstwerke haben mittlerweile flächendeckende Präsenz in der Stadt erreicht“, freut sich Oberbürgermeister Horst Schneider. Alle Offenbacher Projekte koordiniert die städtische Wirtschaftsförderung. Die finanziert mit 10 000 Euro aber nur Werbemaßnahmen für die Projekte in der Stadt sowie den Sonder-Busverkehr, der alle hiesigen Stationen anfährt. Jeder Teilnehmer am Lichtfestival muss sein Kunstwerk selbst finanzieren.
Dass die Begeisterung nicht abreißt, beweisen zahlreiche Luminale-Neulinge. Zum ersten Mal beteiligt sich das Deutsche Ledermuseum. An seiner Fassade gestalten HfG-Studenten eine interaktive Installation. Durch Echtzeit-Visualisierungen können Besucher Museum und Material Leder – von außen – interaktiv erkunden. Neu dabei ist auch das Upper City Center. Studenten des Projekts wollen mit ihrem Werk „Prometheus“ Sehgewohnheiten brechen und dem Marktplatz neues Leben einhauchen.
In einen Dialog mit den Besuchern soll der Neon-Schriftzug von Laura J Gerlach am Rathaus treten. Den Verwaltungssitz schmückt von Geräuschen untermalt der Ausspruch „Enrichissez-vous!“ („Bereichert euch“), der dem französischen Minister François Guizot aus dem 19. Jahrhundert zugeschrieben wird. Der zweite Teil des Leucht-Schriftzugs spielt mit der Doppeldeutigkeit. Denn „Eclairez-vous!“ lässt sich sowohl mit der Aufforderung, sich selbst aufzuklären, übersetzen, bedeutet aber auch – ganz wortwörtlich – erhellen oder erleuchten. Der Veranstalter, der Forschungsverbund Normative Ordnungen der Frankfurter Goethe-Uni, will den Offenbachern seine wissenschaftlichen Themen damit näher bringen.
Einen historischen Ansatz wählten das Klingspormuseum und die Sparkasse für ihre Kooperation „Schwarzlicht“. In der Schalterhalle der Zentrale erwartet Besucher eine begehbare Installation des Künstlers Ulrich Wagner. Dieser von außen schwarze Kubus entpuppt sich innen als etwa drei Meter hoher Lichtraum aus Papier. Die farbigen Linien und Felder setzen sich aus dem Grundriss der ehemaligen Offenbacher Synagoge zusammen, dem heutigen Capitol. Damit will man auf deren 100-jähriges Jubiläum aufmerksam machen. Grundrisse weiterer Offenbacher Gebäude sowie der Konzentrationslager Theresienstadt und Buchenwald fügen sich ebenfalls in das Raster aus Linien ein. „Die Installation soll zum Innehalten und Erinnern anregen“, sagt Nina Mössle vom Museum. Und das an einem Ort, an dem die Offenbacher sonst nur eilig Bankgeschäfte erledigen.
Im ehemaligen IHK-Haus beim Verein Creativhaus steht indes alles im Zeichen des Eukalyptus. Darauf kann nicht nur OB Schneider gespannt sein, der bereits verrät: „Ich habe versprochen, bei ihrer Performance mitzumachen.“ (jrd)