Viele Ideen, keine Vision: Am Mainuferparkplatz prallen Interessen aufeinander

Der Mainuferparkplatz in Offenbach bietet eine große Stellfläche für Autos. Jedoch oft zubetoniert. Dabei gibt es auch andere Möglichkeiten für den Betonplatz.
Offenbach – Die Stadt Offenbach und der Main sind untrennbar miteinander verknüpft. Der Fluss und seine Ufer bieten neben Freizeitmöglichkeiten auch Arbeitsplätze. In loser Reihenfolge streift die Redaktion von Osten nach Westen und stellt verschiedene Orte und Personen am Main vor.
Nein, hier und heute geht es in dieser Reihe mal nicht um das, was ist. Es geht um eine Vision. Darum, wie es sein könnte zwischen Schloss und Carl-Ulrich-Brücke – wenn denn die Lokalpolitik den Mut und einen Plan hätte. So wie beim großen Nachbarn. Wo am begrünten und baumbestandenen südöstlichen Mainufer nichts mehr daran erinnert, dass dies einst eines der hässlichsten Entrees in die Stadt Frankfurt war. Und es geht darum, warum diese Vision in Offenbach – wie so oft – an unterschiedlichen Interessen zerschellt.
Die Ausgangslage ist seit Jahrzehnten zementiert beziehungsweise asphaltiert: Drei Hektar in bester (Naherholungs)-Lage, genutzt als eine überdimensionierte, mittlerweile immerhin gebührenpflichtige Parkfläche mit 600 Stellplätzen und zeitweiser Tummelplatz für Autoposer.

Mainuferparkplatz in Offenbach: Großer Umbau nicht möglich
Zarte Versuche, ein wenig Grün anzusiedeln, das sei eingeräumt, gibt es wohl. Doch zwei ein paar Hundert Meter lange Baumreihen entlang des Flusses machen noch keine grüne Lunge. Zumal diese bescheidenen Anfänge einer möglicherweise neuen Nutzung des Mainuferparkplatzes lediglich von den passierenden Radlern und gefiederten Invasoren, sprich Dutzenden Nilgänsen, goutiert werden.
Warum also wird es nichts, mit der Umwandlung des Parkplatzes in drei Hektar Lebensqualität mit viel Grünflächen und Platz für Freizeitaktivitäten? Zunächst einmal setzt die Natur gewisse Grenzen: Das Mainufer ist an dieser Stelle Überschwemmungsgebiet, was bei allen Planungen berücksichtigt werden muss. Gleich dahinter folgt ein Argument, dem sich im klammen Offenbach auf absehbare Zeit wohl niemand entziehen kann: Der Parkplatz wird für die Messe Offenbach benötigt. Das müssen selbst jene konstatieren, die bei Stadt und Stadtwerken damit beschäftigt sind, mehr Grün nach Offenbach zu holen.
Und Messe-Chef Arnd Hinrich Kappe sagt bei diesem Thema das, was er sagen muss: Der Mainuferparkplatz sei existenziell für die Messe, das neue Messe-Parkhaus mit seinen 350 Plätzen im Hafen könne nur als Ergänzung angesehen werden. Doch Kappe spannt den Bogen noch weiter, bricht eine Lanze fürs Auto: Auch für Anwohner und Handwerker müsse der Parkplatz erhalten bleiben, nicht zuletzt sei er ein Baustein zur notwendigen Belebung der Innenstadt. Den Vergleich mit Frankfurt will Kappe nicht gelten lassen. Dort habe einfach das Gesamtpaket in Sachen Innenstadt-Entwicklung gepasst.

Mainuferparkplatz in Offenbach: Gestaltungswettbewerb soll Situation verbessern
Davon kann in Offenbach zwar noch keine Rede sein, aber immerhin haben die Volksvertreter ein gedankliches Paketchen für das alleine zum Parken viel zu wertvolle Mainufer geschnürt. So ist im Koalitionsvertrag des regierenden Ampel-Bündnisses formuliert: „Die aktuelle Situation ist sehr unbefriedigend und wird diesem Standort nicht gerecht.“ Die Koalition peilt einen Gestaltungswettbewerb an, der die „Belange von Erholung, Naturraum, Wohnen und Parken“ berücksichtigt, wobei der Erholung der überwiegende Anteil der Fläche zugedacht ist.
Der Koalition schwebt eine Grün- und Freizeitfläche im östlichen Teil des Mainufer-Areals vor. Gleichzeitig müssten aber auch Parkmöglichkeiten erhalten bleiben. Weil das alles finanziert sein will, sollen private Investoren mit ins Boot geholt werden, die im westlichen Teil – unmittelbar an Carl-Ulrich-Brücke und Kaiserstraße anschießend – „intelligentes Wohnen“ verwirklichen. Das könnte unter Berücksichtigung möglicher Überschwemmungen ein Parkdeck sein, welches mit Wohnungen überbaut werde.
Mainuferparkplatz in Offenbach: Mehr Grün geplant
Die Vorstellungen der Koalition stützen sich auf das, was bereits im Offenbacher Masterplan zum Mainuferparkplatz festgelegt worden war: Unter der Überschrift „Neuer Stadtraum am Main“ wurde bereits Anfang 2016 skizziert, dass im Zuge der Fortführung eines „grünen Mainuferbands“ ein integrierter Ansatz zu finden sei. Die Konzeptidee setzt dabei auf einen grünen Streifen entlang des Flusses mit Uferpromenade, der im Westen bis an die Hafeninsel anschließt. Zur Mainstraße hin könnten weiterhin – neu geordnete – Parkplätze bestehen bleiben, östlich der Speyerstraße wird eine Entsiegelung für die Schaffung einer Grünfläche vorgeschlagen, welche auch als Sport- und Freizeitareal dient. Unterm Strich würden immer noch 550 Parkplätze geboten.
Ob das alles so kommt, ist unklar. Überlegungen, eine Umgestaltung des Parkplatzes im zeitlichen Anschluss an die bis 2025 beendete Maindamm-Sanierung anzupacken, gibt es im Rathaus bislang nicht. Ohnehin habe der Parkplatz angesichts der Fülle anderer Projekte und des Personalmangels in den zuständigen Ämtern derzeit keine Priorität, heißt es. (Matthias Dahmer)