Markt mit Wachstumspotenzial

Pizza, Burger oder Sushi bequem übers Handy bestellen und dann nach Hause bringen lassen. Essens-Lieferdienste haben nicht erst seit der Corona-Pandemie Konjunktur. Die Massenerkrankung sorgt für ein zusätzliches Wachstum auf dem Markt, den seit Anfang Februar ein weiteres Unternehmen in Offenbach betreten hat. Der Lieferdienst „Uber eats“ weitet sein Gebiet aus und sagt dem Marktführer Lieferando den Kampf an.
Offenbach – Bei Lieferando spricht man von einem eindeutigen Trend: „Die Nachfrage steigt stetig“, sagt eine Unternehmenssprecherin. Es habe durch die Pandemie zwar „keinen extremen Sprung“ gegeben, aber die teilweisen Gastronomie-Schließungen machten sich bemerkbar. Zudem gebe es saisonale Schwankungen. Bei Uber eats kann man über die Bestellgewohnheiten der Kunden vor der Pandemie nicht viel sagen, auch in Frankfurt ist man erst im Sommer 2021 gestartet. Allerdings „kommen viele Restaurants, die durch die Corona-Pandemie gebeutelt sind, auf Uber eats zu“, sagt ein Unternehmenssprecher auf Anfrage. „Wir wollen natürlich möglichst groß werden“, gibt er als Ziel des durch Personenbeförderung bekanntgewordenen US-amerikanischen Dienstleistungsunternehmens aus.
Uber eats startet mit 30 Restaurants in Offenbach
Uber eats geht mit rund 30 Restaurants in Offenbach an den Start, „Liefergebiet und Restaurantauswahl werden in den kommenden Wochen Schritt für Schritt weiter ausgebaut“, heißt es vonseiten des Unternehmenssprechers. Mithilfe der Uber-Eats- oder der Uber-App können sich Nutzer Gerichte an den Ort ihrer Wahl in Offenbach liefern lassen. Je nach Distanz werden Kunden auch Frankfurter Restaurants angezeigt. Der Start in Offenbach sei geglückt, „alles reibungslos“, heißt es.
Uber eats bringt das Essen über lokale Lieferfirmen und deren sozialversicherungspflichtig angestellte Kuriere zum Kunden. Die Kuriere sind in der Regel mit Fahrrädern oder E-Bikes unterwegs. Die Lieferzeit von der Bestellung bis zum Kunden liege weltweit im Durchschnitt bei unter 30 Minuten. Diese Zeit wolle man „auch in Offenbach schnellstmöglich“ erreichen. Aktuell sei man noch über der Benchmark. Einige Restaurants im Uber-eats-Portfolio liefern das Essen auch mit eigenen Fahrern aus. Im Gegensatz zu Lieferando verfügt das Unternehmen über keine eigenen Fahrer, sondern nutzt Dienstleister.
Bei Lieferando blickt man gelassen auf die neue Konkurrenz in Offenbach. „In jeder Stadt gibt es Restaurants mit eigenem Lieferdienst, die sind auch unsere Wettbewerber“, sagt eine Lieferando-Sprecherin. „Die meisten Deutschen bestellen nach wie vor lieber übers Telefon als über eine App.“ Da sei das Potenzial noch groß. „Jeder Lieferdienst erhöht die Nachfrage, es sind genügend Kunden für alle da“, meint die Sprecherin. Das Unternehmen hat in Offenbach gegenüber der Uber-eats-Konkurrenz einen Vorsprung von mehr als zehn Jahren. Seit 2011 gibt es das Angebot bereits in Offenbach, weit mehr als 100 Restaurants bietet das Unternehmen je nach Wochentag und Tageszeit in seiner App an. 90 Prozent der angeschlossenen Restaurants, die keine Exklusiv-Verträge mit dem Anbieter abschließen müssen, nutzen das sogenannte Marktplatz-Modell.
Aber nicht alle Restaurants schätzen das Angebot
Das heißt, die Restaurants greifen auf die digitale Infrastruktur von Lieferando zurück, liefern aber das Essen selbst aus. Die anderen zehn Prozent nehmen die Lieferflotte des Unternehmens in Anspruch. Lieferando nimmt für die Marktplatz-Variante 13 Prozent Provision, wer die Fahrer mitbucht, ist mit 30 Prozent Provision dabei, ähnliche Konditionen gibt’s bei Uber eats. Die Lieferdienste standen in der Vergangenheit öfter wegen der Höhe der Provisionen in der Kritik. Lieferando rechtfertigt die Höhe mit dem Rundum-Service, den man den Restaurants biete.
Aber nicht alle Restaurants schätzen das. Die Brüder Vincenzo und Valerio Meloni von der Pizzeria Tevere an der Sprendlinger Landstraße etwa haben vor eineinhalb Jahren – eben wegen der Pandemie – mit Lieferungen begonnen. „Wir sind ein Familienbetrieb seit 1977 und machen lieber alles selbst“, sagt Valerio Meloni, auch wenn man extra ein Auto für diesen Service anschaffen musste. Er ist trotzdem sehr zufrieden, „wir sind gut bekannt in Offenbach“. Den Lieferservice habe man nun mit 20 000 Flugblättern beworben, „das macht sich bemerkbar“. Valerio Meloni meint, er brauche keine Dienstleister, die hohe Provisionen verlangen: „Besser so als abhängig“, findet der Gastronom. (Ronny Paul)