Marktbummel in Offenbach ohne Autoabgase: Verkehrsberuhigung am Wilhelmsplatz

Am Wilhelmsplatz in Offenbach werden einige Straßen für den Autoverkehr gesperrt. Die meisten freut das.
Offenbach – Besonders Samstagsvormittags kann es rund um den Wilhelmsplatz schon mal eng werden – und auch unkomfortabel für die Besucher der Außengaststätten, die beide Seitenstraßen des Platzes säumen. Sind die Tische hier voll besetzt, ziehen die durchfahrenden Autos einstweilen in unmittelbarer Nähe vorüber. Ab dem heutigen Montag (09.08.2021) ist das zumindest vorerst, ab dem kommenden dann Jahr endgültig vorbei.
Der Offenbacher Wilhelmsplatz gilt als verkehrsberuhigt, die Seitenstraßen dürfen nicht mehr befahren werden. Die Stadt verspricht sich davon mehr Raum für Fußgänger und Radfahrer, mehr Sicherheit und Lebensgefühl.
Die Kontroverse um den Wilhelmsplatz begleitet das Offenbacher Stadtgeschehen schon eine ganz Weile und das recht hitzig: Während viele Markt- und Gaststättenbesucher die Einschränkung für den Autoverkehr ob der Sicherheit, der Sauberkeit und des Flairs begrüßen, sorgen sich vor allem die Marktbeschicker darum, durch eine eingeschränkte Erreichbarkeit der Kundschaft Einbußen in Kauf nehmen zu müssen. Im letzten Jahr wurden die Seitenstraßen an Markttagen bereits in einer dreimonatigen Testphase von August bis November gesperrt. Parallel dazu wurde von einem unabhängigen Institut eine Bürgerbefragung vorgenommen, um ein repräsentatives Meinungsbild zur Verkehrsberuhigung zu ermitteln.
Dauerhafte Verkehrsberuhigung am Wilhelmsplatz in Offenbach
Daraus resultierte eine deutliche Zustimmung, die nun umgesetzt wird: „Mit der Einrichtung der dauerhaften Verkehrsberuhigung folgt die Stadt dem Ergebnis der umfangreichen Umfrage, die gezeigt hat: Die große Mehrheit der Besucher wünscht sich einen autofreien Wilhelmsplatz“, erläutert Verkehrsdezernent Paul-Gerhard Weiß. Schon heute käme die große Mehrheit der Besucher nicht mit dem Auto zum Wilhelmsplatz, sondern zu Fuß und mit dem Fahrrad.
Radfahrer dürfen die Seitenstraßen nach wie vor nutzen, ebenso wie der gewerbliche Lieferverkehr und somit auch die Marktbeschicker. Ebenfalls von der Sperrung ausgenommen sind Anwohner und Pflegedienste, die allerdings eine dauerhafte Ausnahmegenehmigung beantragen müssen. An den Markttagen ist es für Marktbesucher möglich, die Seitenstraßen zwischen 6 und 11 Uhr zu befahren, um größere Einkäufe einladen zu können. In diesem Zeitraum stehen die Stellplätze in den Seitenstraßen der Allgemeinheit zur Verfügung, außerhalb nur den Einfahrtsberechtigten.
Mehr Platz für den Wochenmarkt in Offenbach
Der Parkplatz am südlichen Ende des Wilhelmsplatzes, auf dem sich auch die Behindertenparkplätze befinden, bleiben von der neuen dauerhaften Regelung unberührt. Ebenfalls unverändert bleibt die Anbindung des Wihelmsplatzes an den öffentlichen Nahverkehr durch Bus und S-Bahn sowie Taxis. Für Fahrräder werden zusätzliche Abstellplätze eingerichtet. Autofahrer können die nahegelegenen Parkhäuser Q-Park-Marktplatz und das Parkhaus Waldstraße nutzen, das nur einen Euro pro Stunde kostet. Die Zufahrt ist auch während des Umbaus des Marktplatzes möglich.
Im Zuge der Corona-Pandemie wurde dem Wochenmarkt und der Außengastronomie bereits mehr Platz zur Verfügung gestellt. Die Verkehrsberuhigung wird auf Basis der politischen Beschlusslage vorerst provisorisch noch während des Sommers eingerichtet, damit insbesondere die Gastronomen mit ihren Außenplätzen davon profitieren können.
Aufgrund des Marktplatzumbaus erfolgt die Verkehrsberuhigung vorerst bis Ende September übergangsweise durch Hinweistafeln, Absperrungen und Kontrollen. Ab dann wird die Einfahrt von der Waldstraße in die Bieberer Straße bis mindestens Mitte Januar nicht möglich sein. In diesem Zeitraum wird der Verkehr über die Bleichstraße sowie die Seitenstraßen des Wilhelmsplatzes zur Bieberer Straße umgeleitet und die Verkehrsberuhigung wieder aufgehoben werden.
Offenbach: Großer Zuspruch für Verkehrsberuhigung am Wilhelmplatz
Eine dauerhafte Lösung soll im kommenden Jahr folgen, „aller Voraussicht nach baulicher Art“, so Paul-Gerhard Weiß. Die Regelung der Straßennutzung für das Einladen schwerer Einkäufe bis 11 Uhr an Markttagen wird dann wieder entfallen, stattdessen ist eine neue Ladezone vorgesehen. Das Konzept für diese Ladezone soll zusammen mit den Marktbeschickern, Händlern und der Industrie- und Handelskammer erarbeitet werden.
Die Verkehrsberuhigung erfreut sich großem Zuspruch, wie unsere Zeitung am Samstag bei einem Besuch auf dem Wochenmarkt und bei den Gaststätten feststellen konnte: „Das macht alles hier viel entspannter“ erklärt eine Dame, die mit ihrer Begleiterin ihr Mittagessen zu sich nimmt. Am Nebentisch pflichtet man ihr bei: „Es ist weniger laut und stinkt auch nicht so.“ Doch es gibt auch kritische Stimmen, wie zum Beispiel die eines Besuchers aus Frankfurt, der jeden Samstag mit seinem angestammten Kreis in der Außengastronomie sitzt. Zwar sei Verkehrsberuhigung generell zu begrüßen, aber „es ist doof, weil unser Lieblingsweinhändler dadurch Umsätze verliert.“ (Von Jan Schuba)