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Mieten für viele Offenbacher mittlerweile deutlich zu teuer

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Von: Christian Reinartz

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Exklusive Neubauten wie das Büro-Lofthaus Molenpark ziehen auch solvente Mieter nach Offenbach. Die Folge sind steigende Wohnungspreise. Immer mehr Einwohner müssen deshalb einen immer größeren Teil ihres verfügbaren Einkommens für die Miete aufwenden.
Exklusive Neubauten wie das Büro-Lofthaus Molenpark ziehen auch solvente Mieter nach Offenbach. Die Folge sind steigende Wohnungspreise. Immer mehr Einwohner müssen deshalb einen immer größeren Teil ihres verfügbaren Einkommens für die Miete aufwenden. © Reinartz

Knapp zwei Drittel der Einwohner zahlen in Offenbach für Wohnraum einen zu hohen Teil des Einkommens. Zu diesem erschreckenden Ergebnis kommt eine Studie.

Offenbach – Die Zahlen bergen sozialen Zündstoff: Fast zwei Drittel der Offenbacher zahlen laut einer Studie mehr Miete, als ihnen guttun würde. In dem Papier kommt die Böckler-Stiftung zu dem Ergebnis, dass in Offenbach 62,6 Prozent der Menschen „nicht mit angemessenen und leistbaren Wohnungen versorgt werden können“. Damit belegt Offenbach einen negativen Spitzenplatz im Deutschlandvergleich. Nur in der Stadt Bremerhaven (65,4 Prozent) ist die Situation noch prekärer.

Doch wie kommt es dazu, dass Offenbach mit seinen im Vergleich zu Frankfurt noch moderaten Mieten, an den deutschen Mietwucher-Hotspots vorbeizieht? „Hier kommen zwei gegenläufige Entwicklungen zusammen“, erklärt Matthias Schulze-Böing, ehemaliger Leiter der Mainarbeit und des bisherigen Amtes für Statistik, Integration und Arbeitsförderung. Auf der einen Seite stehe eine Bevölkerung mit einer relativ niedrigen Einkommensstruktur, auf der anderen ein Mietniveau, „das sich im Kielwasser der Nachbarstadt Frankfurt bewegt“.

Offenbach: Mehr als 50 Prozent des Einkommens für Miete

In Offenbach kommt also zusammen, was nicht zusammenpasst: finanzschwache Einwohner und teure Mietwohnungen. Wie schwach das Einkommen der Offenbacher tatsächlich ist, belegen Zahlen des Landesamtes für Statistik. Demnach liegt das pro Kopf bei 24 688 Euro. Im Kreis Offenbach dagegen bei 32 864 und in Frankfurt bei 35 346.

Laut der Böckler-Studie gilt eine Miete, für die mehr als 30 Prozent des verfügbaren Einkommens ausgegeben wird, als nicht angemessen. In Offenbach erfüllen dieses Kriterium 62,6 Prozent der Haushalte. Davon liegen 54,1 Prozent über den 30 Prozent, 32,58 geben mehr als 40 Prozent ihres Haushaltseinkommens für Miete aus. 15,25 Prozent zahlen sogar mehr als 50 Prozent.

Offenbach: Problem von fehlenden bezahlbaren Wohnungen bekannt

Das Problem mit fehlenden bezahlbaren Mietwohnungen in Offenbach ist im Rathaus bekannt. Laut der zuständigen Stadtplanerin Marion Rüber-Steins versucht die Stadt deshalb, Investoren bei Verhandlungen über Neubauten mit einer Quote von geförderten Wohnungen entgegenzutreten. Auf den Bestand der Wohnungen und deren Mietgestaltung habe die Stadt jedoch kaum Einfluss, meint Rüber-Steins. Indirekt werde deshalb versucht, durch den Bau neuer günstiger Wohnungen durch die Gemeinnützige Baugesellschaft Offenbach den Anstieg der Mietpreise zu verlangsamen. Klar sei aber auch, dass Wohnen nicht billiger werde.

Die Böckler-Studie selbst fußt laut Schulze-Böing auf einer soliden Datengrundlage – dem Mikrozensus von 2018, einer groß angelegten deutschlandweiten Bevölkerungsbefragung. Das sei belastbarer als bei den sonst üblichen Studien, bei denen ausschließlich Angebotsmieten aus Internetportalen abgefragt würden. „Da kommen etwa die Bestandsmieten oder die Mietdaten der öffentlichen Wohnungsgesellschaften nicht vor. Diese Studie dagegen liefert ein solides Bild der Realität.“

Offenbach: Situation auf Wohnungsmarkt für sozial Schwache immer schwieriger

Man wisse zwar nicht genau, wie viele Leute aus Offenbach befragt worden sind, schränkt ein. Er gehe aber davon aus, dass selbst bei einer überschaubaren Zahl die Daten belastbar seien. „Die Studie zeigt eine Situation auf, die es vor allem für sozial Schwache immer schwieriger macht, in Offenbach zu leben.“

Allerdings dürfe man nicht vergessen, dass niemand gezwungen werde, mitten in die Stadt zu ziehen. Das oftmals bemühte Argument des Arbeitsplatzes tauge jedenfalls kaum. „Vielmehr muss man darauf hinweisen, dass ein Stück weit ein altes Prinzip gilt“, sagt Schulze-Böing. „Wenn etwas teuer und trotzdem begehrt ist, wie der Wohnraum in Offenbach, dann ist es offenbar sehr attraktiv.“ Dennoch geht er davon aus, dass sich die Lage wieder bessern wird.

Die Politik habe die Situation „schon länger verstanden“ und steuere durch ein hohes Wohnungsbauaufkommen nach. Aktuell und in naher Zukunft käme viel Wohnraum auf den Markt. Schulze-Böing: „Das hilft nicht sofort, aber mittelfristig werden wir meiner Einschätzung nach eine Entspannung der Mietpreise zu spüren bekommen.“ (Christian Reinartz)

Auch die Immobilienpreise in Offenbach sind zuletzt ins obere Segment gestiegen.

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