Missverständnis zwischen Elektriker und Netzbetreiber ENO: Bewohner haben wochenlang kein Warmwasser

Die Bewohner eines Mehrfamilienhauses in Offenbach müssen seit Wochen ein Missverständnis zwischen Elektriker und ENO ausbaden. Sie haben deshalb kein Warmwasser.
Offenbach – Es beginnt mit einem Gasleck. Im Zuge dessen werden auch die Gasleitungen in einem Mehrfamilienhaus im Isenburgring überprüft. Ergebnis: Das Rohrsystem ist komplett marode und wird stillgelegt.
Damit die Hausbewohner möglichst schnell wieder mit Warmwasser versorgt werden, kümmert sich eine Offenbacher Elektrofirma sofort um die Umstellung auf elektrische Durchlauferhitzer. Ab da wird es kurios. Denn die Fachfirma sagt, es bedürfe einer sogenannten Lasterhöhung seitens der ENO Energienetze Offenbach (ENO) – und beantragt diese per Mail direkt beim Versorger. Dann passiert erst einmal wochenlang gar nichts. Bis sich Wohnungseigentümerin Dorothea Koetzer völlig entnervt an die Redaktion wendet. „Die ENO lässt uns seit Wochen warten“, klagt sie an. „Und das, obwohl hier im Haus Kleinkinder wohnen.“ Für sie selbst sei es schon ein eklatanter Mangel der Lebensqualität. „Aber ich will mir gar nicht ausmalen, wie schlimm das für eine Familie mit kleinen Kindern ist.“ Sogar der Elektriker habe ihr bestätigt, dass die ENO längst hätte tätig werden müssen, versichert Koetzer.
Antrag auf Leistungserhöhung hätte es gar nicht gebraucht
Als die Redaktion dann Harald Hofmann, EVO-Sprecher und damit auch zuständig für die ENO, mit dem Fall konfrontiert, fragt der bei seinen Fachleuten nach – und kommt seitdem aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Zwar sei der Antrag auf Leistungserhöhung auf 144 Kilowattstunden bereits am 1. Mai eingegangen. „Aber den hätte es für die Installation der Durchlauferhitzer gar nicht gebraucht“, stellt Hofmann klar. „Die bereits vorhandenen 96 Kilowattstunden seien völlig ausreichend, um die vier in dem Antrag aufgeführten Geräte zu betreiben.“
Doch das Wundern geht weiter: „Abgesehen davon, dass die Installation von Durchlauferhitzern eine völlig veraltete Technik ist, hätte ein Elektrobetrieb auch wissen müssen, dass wir in so einer Größenordnung nicht einfach etwas freischalten können“, sagt Hofmann. „Wir hätten die Erde aufgraben müssen, um diese völlig überdimensionierte Leistungserhöhung zu ermöglichen. Und das hätte noch viel länger gedauert.“
Elektriker will das nicht auf sich sitzen lassen
Der verantwortliche Elektriker will das nicht so auf sich sitzen lassen. „Die ENO will grundsätzlich, dass wir Großverbraucher wie Durchlauferhitzer genehmigen lassen“, sagt er. „Und zwar unabhängig davon, ob die Leistung im Haus ausreicht oder nicht.“
Deshalb habe er eine E-Mail mit seinem Ansinnen, die Geräte einzubauen, an die ENO geschickt, verbunden mit dem Antrag auf Leistungserhöhung.
Sämtliche Großverbraucher müssen gemeldet werden
Bei der ENO räumt man nun ein, dass in der Tat sämtliche Großverbraucher über 12 Kilowatt vor Anschluss gemeldet werden müssen. Allerdings läge bis heute kein förmliches Genehmigungsformular des Elektrobetriebs vor, sondern nur die Mail mit der Absichtserklärung, die Geräte anschließen zu wollen.
Für Dorothea Koetzer ist das nur eine Ausflucht. „Wenn man bei der ENO doch weiß, dass jemand vier Durchlauferhitzer anschließen will, dann antwortet man doch kurz und weist auf eventuelle Widersprüche hin, anstatt nichts zu tun.“
Im Endeffekt sehe sie sich und ihre gesamte Hausgemeinschaft als Opfer der fehlenden Kommunikation zwischen Elektriker und den Offenbacher Energienetzen. „Wir hätten uns das alles ersparen können, wenn einer der Beteiligten mal den Hörer in die Hand genommen hätte“, sagt sie verärgert. „Immerhin wissen wir nun, was Sache ist, und haben hoffentlich bald wieder warmes Wasser.“