Mit Salzbrezeln durch die Hitzewelle: Arzt aus Offenbach gibt Tipps

Die nächste Hitzewelle steht Deutschland bevor. Ein Chefarzt aus Offenbach spricht über Gefahren durch die hohen Temperaturen und gibt Tipps.
Offenbach – Die Hitzewelle rollt auf Offenbach zu. Spätestens ab Montag soll es in der Stadt richtig heiß werden. So heiß, dass die Temperaturen zur Bedrohung für die Gesundheit werden. Gefährdet ist nahezu jeder, vor allem aber ist das Extremwetter gefährlich für Kleinkinder und alte Menschen.
Wir haben deshalb mit dem neuen Chefarzt der Notaufnahme am Offenbacher Sana-Klinikum, Dr. Christian Pietsch, gesprochen. Er erklärt, warum heiße Temperaturen so tückisch sind und wirklich jeder in der nächsten Zeit auf sich achten sollte.
Hitze in Deutschland: Arzt aus Offenbach klärt über Gefahren auf
Müssen sich die Leute wegen der nahenden Hitzewelle wirklich Sorgen machen?
Grundsätzlich ist mit solch hohen Temperaturen Vorsicht geboten. Das wird von vor allem von jungen und gesunden Menschen unterschätzt. Denn die Folgen der Extremhitze können unter bestimmten Bedingungen wirklich jeden treffen.
Erklären Sie das bitte.
Dazu muss man die drei häufigsten Auslöser nennen, die dafür sorgen, dass Menschen durch Hitze kollabieren, ins Koma fallen oder sogar sterben. Der häufigste Fall ist eine allgemeine Erschöpfung durch die hohen Temperaturen. Der Körper stellt bei Hitze die Blutgefäße weit. Die Folge ist, dass der Blutdruck runtergeht. Dann steigt die Gefahr vor allem für vorerkrankte und alte Menschen, dass das Herz nicht mehr ausreichend versorgt wird. Diese Fälle landen dann mit einem klassischen Kreislaufkollaps bei uns in der Notaufnahme. Leider sterben daran auch immer wieder Patienten.
Welches sind die anderen beiden Auslöser?
Einmal die Überhitzung. Wenn der Körper es nicht schafft, seine Temperatur herunterzukühlen, kann es im schlimmsten Fall zu einem Hirnödem mit Bewusstlosigkeit und Tod kommen. Der dritte große Auslöser ist der durch die Hitze und das viele Schwitzen ausgelöste Flüssigkeitsmangel. Dazu kommt dann oft noch ein Mangel an Kochsalz, das ebenfalls zugeführt werden muss. So oder so kann auch dieses Szenario zu Koma und Tod führen.

Chefarzt aus Offenbacher Klinik erklärt: Hitze kann tödlich sein
Sommerhitze scheint wirklich tödlicher zu sein, als viele denken...
Das ist definitiv so. Denn die Hitze ist tückisch. Oft ist es nämlich gar nicht klar, was letzten Endes zum Herzversagen geführt hat, wenn ein Patient bei uns eingeliefert wird. Da kann man oft nur mutmaßen. Am Ende steht dann in der Statistik auch nicht Hitze als Todesursache, sondern eben Herzversagen, also der organische Grund für den Tod. Fest steht aber: Es sterben unheimlich viele Menschen an den Folgen der Hitze oder landen zumindest im Krankenhaus. Wir selbst merken das jedes Mal in der Notaufnahme. Da ist in solchen Wellen ein starker Anstieg der hitzebedingten Einlieferungen klar zu erkennen. Damit rechnen wir auch in der kommenden Woche.
Bereiten Sie sich darauf in irgendeiner Weise vor?
Das ist zunächst nicht nötig. Wir haben immer alles vorrätig, was man zur Behandlung von Hitzeopfern benötigt. Daher müssen wir keine besonderen Vorräte an Medikamenten anlegen. Allerdings ist das etwas anderes, wenn die Hitze zwei Wochen anhalten oder sogar noch länger dauern würde. Dann müssten wir weitere Maßnahmen treffen, um alle Patienten versorgen zu können.
Welche Personen sind besonders durch Hitze gefährdet? Arzt aus Offenbach warnt
Welche Personen sind denn am meisten gefährdet?
Da sind vor allem die Alten und die Kleinkinder. Also alle Menschen, die sich im Zweifelsfall nicht selbst mit ausreichend Flüssigkeit versorgen können. Bei Kleinkindern gibt es aber immerhin noch den großen Vorteil, dass sie mit Schreien auf sich aufmerksam machen, wenn sie Durst haben. Bei den älteren Menschen, insbesondere den pflegebedürftigen, ist die Situation viel schwieriger.
Warum?
Ältere Menschen neigen ohnehin dazu, zu wenig zu trinken. Das liegt daran, dass ihnen das Durstgefühl abhanden gekommen ist und sie gar nicht merken, dass sie austrocknen. Wenn man sie also nicht permanent von außen zum Trinken animiert, können sie in einer solchen Hitzewelle schnell dehydrieren. Am Ende tritt dann meistens der erste Fall ein: Die Durchblutung der Organe ist nicht mehr gewährleistet und es kommt zum Kollaps.
Mit Salz durch die glühende Hitze: Arzt aus Offenbach gibt Tipps
Was raten Sie unseren Lesern, um bestmöglich durch die heißen Tag zu kommen?
Trinken, trinken, trinken! Und zwar das richtige Getränk.
Wasser?
Jein! An sich ist Wasser sehr gut. Aber gerade bei großer Hitze muss man auch auf die ausreichende Zufuhr von Kochsalz achten. Wenn ich immer nur Wasser nachkippe, sinkt die Konzentration im Blut. Dann kann es trotz ausreichend Wasserzufuhr trotzdem kritisch werden. Eine wirklich gute Kombination ist für die heißen Tage ist Mineralwasser plus eine handvoll Salzbrezeln, sofern gesundheitlich nichts dagegen spricht. Empfehlenswert sind auch klassische isotonische Getränke, die es zu kaufen gibt. Da kann man schon mal eine kleine Flasche am Tag zusätzlich zum Wasser trinken. Dann ist man ganz gut versorgt.
Gibt es Getränke, die man meiden sollte? Es gibt ja diese ewige Kaffee- Diskussion...
In der Tat sind Kaffee, Tee und Alkohol nicht zu empfehlen, um seinen Wasserhaushalt zu verbessern. Sicherlich darf man diese Getränke auch zur Wasserbilanz zählen, aber sie haben eine harntreibende Wirkung, sodass am Ende Wasser ausgespült wird, das wir lieber im Körper behalten sollten Zumindest, wenn es sehr heiß ist.
Kann man zusätzlich vorbeugen?
Zunächst mal ist ein guter Tipp, es in der klassischen Siestazeit von etwa 11 bis 15 Uhr etwas langsamer angehen zu lassen und sich in kühlere Räume zurückzuziehen. Und auch Ventilatoren wirken Wunder. Denn durch den Wind erleichtert man es dem Körper, durch das Schwitzen herunterzukühlen. Sogar das klassische Luft zufächeln hilft schon enorm, den Körper zu entlasten.
Das Gespräch führte Christian Reinartz
Früher konnten sich Kinder und Jugendliche bei hohen Temperaturen über Hitzefrei freuen – doch das kommt in Schulen nur noch selten vor.