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Frei-religiöse Gemeinde baut in Waldheim eine Kita mit 62 Plätzen

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Von: Veronika Schade

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Freuen sich aufs „Drachennest“: Die künftige Kita-Leiterin Zara Schuch und Eva Bonin, stellvertretende Geschäftsführerin der Frei-religiösen Gemeinde. Voraussichtlich im Januar soll die Einrichtung eröffnen.
Freuen sich aufs „Drachennest“: Die künftige Kita-Leiterin Zara Schuch und Eva Bonin, stellvertretende Geschäftsführerin der Frei-religiösen Gemeinde. Voraussichtlich im Januar soll die Einrichtung eröffnen. © Schade

In Zeiten von Materialknappheit, explodierenden Baukosten und Erziehermangel ausgerechnet einen Kindergarten bauen? Aber ja! Genau dieses ehrgeizige Ziel hat sich die Frei-religiöse Gemeinde Offenbach vorgenommen. Im beschaulichen Stadtteil Waldheim errichtet sie eine Drei-Gruppen-Kindertagesstätte für 62 Kinder.

Offenbach - Wer durch den Bischofsheimer Weg fährt, vermutet dort einen weiteren Wohnungsneubau. Doch das viergeschossige Haus wird ganz zur Kita. Die Gemeinde investiert 2,5 Millionen Euro, davon stammen rund 500 000 Euro als Fördermittel von Stadt, Land und Bund. Das Grundstück, auf dem sich zuvor ein abbruchreifes Einfamilienhaus befand, gehört der Gemeinde. „Wir wissen, dass es ein mutiger Schritt ist“, sagt die stellvertretende Geschäftsführerin Eva Bonin. „Aber wir wissen auch, dass diese Arbeit wichtig und der Bedarf sehr hoch ist.“

1845 gegründet, habe sich die Offenbacher Frei-religiöse Gemeinde von Beginn an für soziale Projekte engagiert, schwerpunktmäßig in der Nachbarschaft. Die Mitglieder vereinen, unabhängig und frei im Glauben, Grundwerte wie ein achtsamer Umgang miteinander und mit der Natur. „Es ist unser Selbstverständnis, dass wir gerade in diesen schwierigen Zeiten das tun, was wir für richtig halten“, sagt die Diplom-Sozialpädagogin.

2006 haben die Frei-religiösen an der Erlenbruchstraße im Stadtteil Buchhügel ihre erste Kita eröffnet, damals ein in Deutschland einmaliges Projekt. Anfangs hatte „Sonnenschein“ 75 Plätze, heute sind es 135. Vor zwei Jahren folgte „Löwenherz“, eine Einrichtung in Rumpenheim für 34 Kinder. Nun also das „Drachennest“: Voraussichtlich im Januar nächsten Jahres soll es eröffnen.

„Eigentlich war die Eröffnung schon für diesen Sommer vorgesehen, doch wie zurzeit üblich, gab es Verzögerungen. Aber jetzt geht es gut voran“, freut sich die künftige Leiterin Zara Schuch. Sie begleitet das Projekt von Anfang an, ist an allen Planungen beteiligt. „Unglaublich, was es alles zu beachten gilt“, erzählt sie. „Das geht bis ins kleinste Detail, wie zum Beispiel, dass der Abstand zwischen den Kleiderhaken 20 Zentimeter betragen muss.“ Es sei aufregend, das Haus wachsen zu sehen. „Von den Anmeldungen her könnten wir die Kita jetzt schon füllen.“ Doch der Betrieb kann freilich nicht von null auf hundert starten: „Wir gewöhnen in sogenannten Peer Groups ein, im Kindergarten vier bis acht Kinder im Monat. Wir hoffen, ab Ostern in die Vollbelegung gehen zu können.“

Auch das Personal müsse sich als Team erst noch einspielen. Die ersten Erzieherinnen jedenfalls sind schon gefunden. „Die Hälfte unserer Mitarbeiter haben wir schon rekrutiert. Wir starten erstmal mit Grundpersonal, das wächst dann mit der Zeit“, erläutert Schuch. 40 Fachkräfte und Auszubildende sind bisher in den Einrichtungen der Frei-religiösen Gemeinde beschäftigt. „Damit setzen wir das Gute-Kita-Gesetz um, gehen sogar über den Personalschlüssel hinaus“, sagt Eva Bonin. „Das motiviert unser Personal, denn es kann sich auf die Arbeit am Kind konzentrieren und nicht nur darauf, fehlende Kollegen auszugleichen.“ Das spreche sich herum.

Das „Drachennest“ soll architektonisch an eine Burg erinnern und ist altersübergreifend mit einem teiloffenen Konzept geplant. Es gibt zwölf Krippen- und 50 Kindergartenplätze in Ganztagsbetreuung. In der Küche werden frische Mahlzeiten aus regionalen Zutaten zubereitet, die gemeinsam in der Mensa im Erdgeschoss eingenommen werden. Von jeder Etage aus besteht die Möglichkeit, nach draußen zu gelangen. Diese Nähe zur Natur soll die Frei-religiöse Philosophie widerspiegeln.

So wird es auf dem Außengelände keinen klassischen Spielplatz geben, sondern einen Wasserlauf, Sandkasten und einen Walnuss- und Kastanienbaum. „Allein die Bäume liefern jede Menge Spielmaterial“, sagt Zara Schuch. Die Kinder sollen ihrer Fantasie freien Lauf lassen, forschen und entdecken, bauen und konstruieren. „Sie haben viele Möglichkeiten für kreative Beschäftigung, aber zugleich halten wir es minimalistisch“, erklärt die 29-Jährige. Eine Bücherei soll den märchenhaften Charakter der „Burg“ vervollständigen, Neugier wecken und Eindrücke von den Kulturen und ihren Mythen vermitteln. „Der Fahrstuhl wird bei uns fliegender Teppich heißen.“

Dank des Aufzugs ist das Gebäude barrierefrei. Zudem wird es energetisch auf dem neuesten Stand sein, ohne Gasanschluss, dafür mit Wärmepumpe und Solarmodulen ausgestattet.

Infos im Internet

kitaof.de/page5.html

Von Veronika Schade

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