Netzwerk-Projekt zur Unterstützung junger Offenbacher Unternehmen verlängert

Die Zeiten, als in Folge der EU-Erweiterung in Offenbach die Gewerbeanmeldungen etwa in der Branche Trockenbau in die Höhe schossen und damit der Stadt regelmäßig den ersten Platz in entsprechenden Rankings sicherten, sind längst vorbei.
Offenbach – Mittlerweile sind die Statistiken um diese Verzerrungen bereinigt, aber noch immer mischt Offenbach in Sachen Unternehmensgründungen vorne mit. So belegte die Stadt 2020 das fünfte Jahr in Folge den ersten Platz beim hessenweiten IHK-Gründerreport. Und im bundesweiten Regionenranking des Instituts für Mittelstandsforschung landete Offenbach 2020 auf dem 13. Rang.
Zu verdanken ist das dem Projekt „Gründerstadt Offenbach“, einem Netzwerk, das bereits 2003 mittels eines EU-Förderprogramms ins Leben gerufen wurde. Ziel war und ist es, Existenzgründungen zu fördern und alle damit verbundenen Aktivitäten zu bündeln. Seither entstanden unzählige Beratungsformate, Veranstaltungen und ein großes Netzwerk, um Menschen zu helfen, ihre Ideen in konkretes Handeln umzusetzen und das eigene Unternehmen erfolgreich auf den Weg zu bringen.
Jetzt geht die „Gründerstadt Offenbach“ in die nächste Runde: Gestern gaben Oberbürgermeister Felix Schwenke, die städtische Wirtschaftsförderung und die im Gründercampus Ostpol angesiedelte KIZ Sinnova gGmbH die gemeinsame Weiterführung des Projekts bis einschließlich 2024 bekannt. Mit im Boot sind unter anderen die IHK, die Sparkasse, die Hochschule für Gestaltung sowie die Mainarbeit und die Bundesagentur für Arbeit.
„Wir möchten das Netzwerk stärken und noch sichtbarer machen, vor allem in den Sozialen Medien“, umriss Bozica Niermann, Leiterin der städtischen Wirtschaftsförderung, die Ziele für die nächsten zwei Jahre. Außerdem sollen Synergien besser genutzt werden, um innerhalb des Rhein-Main-Gebiets den Standort Offenbach für Existenzgründungen mehr Sichtbarkeit und Wahrnehmung zu verleihen. „Dazu gehören der Ausbau des Netzwerks und der Beratung sowie eine Reihe von Veranstaltungen“, erläuterte Niermann. Auch das erfolgreiche Betreuungsprogramm „GO Mentoring“, das seit 2020 existiert, spiele eine wichtige Rolle. „Das Mentoring-Programm besteht aus aktuell 17 Mentoren sowie 11 Mentees“, berichtete Elisabeth Neumann, Projektleiterin bei KIZ Sinnova. Junge Gründer erhalten dabei Unterstützung durch erfahrene Partner.
Nicht zuletzt erinnert Bozica Niermann an das Impact-Festival im September 2021, die europaweit größte Veranstaltung für nachhaltige Technologien und Innovationen, die in der Veranstaltungshalle Fredenhagen an der Sprendlinger Landstraße stattfand. Mehr als 2100 Teilnehmer, 130 Aussteller und 45 Online-Vorlesungen aus 20 Ländern zeigten bei der Erstauflage das enorme Potenzial nachhaltiger Technologien auf. In diesem Jahr beteiligt sich die Wirtschaftsförderung an der Finanzierung und Organisation und wird mit dem Gründerstadt-Netzwerk am 5. und 6. Oktober den Standort Offenbach in der Fredenhagen-Halle repräsentieren.
Wirklich messbar ist der Erfolg des Netzwerks nicht. „Bei der Gewerbesteuer ist das nicht erfassbar, und wir haben auch keine Zahlen dazu, wer länger als 24 Monate überlebt“, bedauerte Verwaltungschef Schwenke. KIZ-Projektleiterin Neumann geht davon aus, dass etwa die Hälfte der Gründer nach fünf Jahren wieder aufgegeben hat. Oft scheitere es an der langfristigen Finanzierung. Hinzu komme aber auch, dass Start-ups aus Offenbach wegziehen würden, weil ihnen im Gründercampus Ostpol der Platz nicht mehr reiche.
Frank Achenbach von der IHK-Geschäftsführung will diese Bestandsaufnahme nicht negativ bewertet wissen: „Das Ziel kann nicht sein, dass alle Gründer überleben.“ Eine Unternehmensgründung sei auch immer mit einem Risiko verbunden. „Wir müssen so etwas wie eine Scheiterkultur etablieren“, sagt Achenbach. Das gelte auch für jene, die für Gründungen das Kapital zur Verfügung stellten. (Von Matthias Dahmer)