Neubau der Offenbacher HfG: Garagen-Ästhetik erwünscht

Lange war es ruhig um den Neubau der Hochschule für Gestaltung (HfG): Nach dem Grundstückskauf im Hafen durch das Land 2019 hätte damals ein Architekturwettbewerb beginnen sollen, doch dieser – ein Sinnbild für die Gesamtlage – verzögerte sich. Vergangene Woche hat nun das Preisgericht getagt, am gestrigen Freitag hat Hessens Ministerin für Wissenschaft und Kunst Angela Dorn im ehemaligen Karstadt-Gebäude den Siegerentwurf vorgestellt.
Offenbach - 21 renommierte Büros aus ganz Europa haben sich mit Entwürfen an dem Wettbewerb beteiligt, mit überwältigender Stimmenmehrheit von 14 zu eins wurde der Vorschlag des Brüsseler Architekturbüros Xaveer de Geyter mit dem Züricher Landschaftsarchitekturbüro Topotek 1 zum Sieger gekürt.
Ein Ankerprojekt für den Hafen ist der Neubau, sind sich Ministerium, Hochschule und Stadt einig – einen auf Repräsentation ausgelegten Bau sollte dennoch niemand erwarten. „Wir wollen keine Trutzburg, keinen Prunkbau“, erklärt HfG-Präsident Bernd Kracke, gewünscht von Hochschule und Land ist eine „Garagen-Ästhetik“, die den Werkstattcharakter der HfG symbolisiert.
Tatsächlich weist der Siegerentwurf gläserne Tore auf, die sich wie Garagentore in die Höhe schieben lassen: Über zwei Baufelder erstreckt sich der Campus, in Ost-Wes-Richtung ist ein kleiner parkähnlicher Streifen zwischen den Bauriegeln geplant.
Außerdem ist der Campus in Nord-Süd-Richtung in Höhe der Einmündung Ludwigstraße in zwei Gebäudeteile getrennt. Diese Trennung, um eine Sichtachse und eine Verbindung zwischen Nordend und Main zu schaffen, habe für alle Entwürfe eine Herausforderung dargestellt, betont Kracke – eine Verbindungsbrücke zwischen den Gebäuden ist nämlich von der Planung her nicht gestattet. Der Siegerentwurf besticht durch seine hellen Räume, große Glasscheiben sollen der Hochschule einen Schaufenstercharakter verleihen. 14 300 Quadratmeter Raumfläche stehen der Hochschule für etwa 800 Studenten zur Verfügung, dazu kommen noch Mensa und etwa 80 Studentenwohnungen.
Ob der Siegerentwurf auch umgesetzt wird, muss sich im nun beginnenden Planungsprozess zeigen: Die vier erstplatzierten Büros sind aufgefordert, sich an diesem zu beteiligen. Dorn hofft, dass der Bau der Hochschule noch 2026 beginnen kann, einen Termin für den Umzug wollte sie sich dieses Mal nicht entlocken lassen.
Dafür gibt sich die Ministerin hoffnungsvoll, dass das angesetzte Budget ausreicht: Sie selbst hatte vor einigen Jahren die ursprünglich eingestellten 90 Millionen Euro um 50 Millionen ergänzt und versichert nun: „Wir haben einen Puffer eingeplant.“ Momentan rechnet das Ministerium mit Kosten in Höhe von 125 Millionen Euro, 15 Millionen stehen bereit, falls sich der Bau verteuert.
Stimmen zum Architekturwettbewerb
„Hier ist nicht der Weg das Ziel, sondern die Fertigstellung des Neubaus“, mahnt HfG-Präsident Bernd Kracke bei der Vorstellung des Siegerentwurfs. Schließlich wartet die Hochschule schon lange auf den Neubau, vier Legislaturperioden wurde beim Land über die Aufwertung der Hochschule diskutiert. „Ein Musterbeispiel für eine Akademie der Zukunft“, nennt Kees Christiaanse, Vorsitzender der Wettbewerbsjury, den Siegerentwurf von Xaveer de Geyter und Topotek 1. Mit dem Neubau habe die Hochschule für Gestaltung das Zeug dazu, „ein neues Bauhaus zu werden“. Das Äußere des Entwurfs spiegele die Aufgaben der Hochschule in Sachen Kunst und Design wieder und habe zudem einen Werkstattcharakter. „Die HfG wächst, sie bekommt neue Bereiche“, betont Hessens Wissenschafts- und Kunstministerin Angela Dorn, jüngst wurde die traditionsreiche Höchster Porzellanmanufaktur der HfG eingegliedert. Der Neubau sei ein Anker für den gesamten Offenbacher Hafen, der eine rasante Veränderung hinter sich habe. „Offenbach hat mit der HfG eine Elite-Uni“, sagt Oberbürgermeister Felix Schwenke, „deutschlandweit belegt sie bei Rankings immer Top-Positionen“. Die vorgestellten Entwürfe zeigten, dass sich eine Verbindung zwischen Nordend und Hafen herstellen lasse, was auch von der Stadt gewünscht sei: Die Hafeninsel sollte nicht nur ein Ort für die „Reichen und Schönen“ sein, sondern auch für studentisches Leben. Dass sich in direkter Nachbarschaft zur künftigen HfG, in der Heyne-Fabrik, etwa der Deutschland-Sitz von Levis oder der Agentur Kastner befinde, sei kein Zufall: Offenbach sei schon jetzt ein Standort der deutschen Kreativwirtschaft. som
Alle eingereichten Entwürfe verfügen über eine etwa 4000 Quadratmeter große Erweiterungsfläche, um für künftige Bedarfe gerüstet zu sein. Kracke betont jedoch, dass er lieber gleich für die Realisierung der Erweiterungsfläche ist: „Wir wollen nicht gleich wieder mit angemieteten Flächen arbeiten.“ Momentan muss die HfG rund 5 000 Quadratmeter Fläche anmieten, da das Gebäude am Isenburger Schloss längst nicht mehr ausreicht.
Alle Entwürfe des Wettbewerbs sind noch bis Dienstag, 31. Januar, jeweils von 17 bis 19 Uhr im dritten Stock des ehemaligen Karstadt-Gebäudes zu sehen, Eingang erfolgt über Hugenottenplatz.
(Von Frank Sommer)