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Neubaupläne wohl vom Tisch

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Von: Ronny Paul

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Steiler Abgang: Die Rampe der Trauerhalle auf dem Neuen Friedhof soll bleiben. Für Gesunde ist die Neigung kein Problem. Für Rollstuhlfahrer und gehbehinderte Menschen wird es schwierig. Ein Aufzug, der Barrierefreiheit herstellt, soll da Abhilfe schaffen.
Steiler Abgang: Die Rampe der Trauerhalle auf dem Neuen Friedhof soll bleiben. Für Gesunde ist die Neigung kein Problem. Für Rollstuhlfahrer und gehbehinderte Menschen wird es schwierig. Ein Aufzug, der Barrierefreiheit herstellt, soll da Abhilfe schaffen. © Reinartz

Neubau oder doch Sanierung? Eins ist klar: Der Zustand der Trauerhalle auf dem Neuen Friedhof ist so nicht mehr tragbar – nicht für Trauernde und nicht fürs Personal. Bauliche Mängel sind in dem Gebäude von 1968 an allen Ecken und Enden mehr als ersichtlich. Politisch war man sich daher zunächst weitgehend einig, dass ein Neubau hermuss.

Offenbach –Eine von sechs auf 10,6 Millionen Euro gestiegene Baukostenprognose führte allerdings Anfang des Jahres zum Umdenken: Die Ampel-Koalition beschloss aufgrund klammer Kassen, doch noch mal eine Sanierungsvariante prüfen zu lassen (wir berichteten).

Auf Basis der vorliegenden Ergebnisse hat nun die Betriebskommission als Aufsichtsgremium des Eigenbetriebs Stadt Offenbach (ESO) für die Instandsetzung des Gebäudes inklusive des Krematoriums und der Sozialbereiche gestimmt. Heben die Stadtverordneten im Oktober ihren 2021 gefassten Beschluss auf und stimmen mit der Meinung der Betriebskommission überein, könnten die Planungen für die Sanierung Mitte Oktober beginnen. Baubeginn, so der grobe Zeitplan, könnte im ersten Quartal 2024 sein, sagt Peter Walther, Leiter des Eigenbetriebs der Stadt.

Im Mittelpunkt der Ertüchtigung stehen die Barrierefreiheit in der Trauerhalle und auf dem Außengelände sowie die Sanierung des undichten Dachs, der Sozialräume für die Mitarbeiter des Krematoriums und die Stabilisierung des Untergeschosses. Geplant ist auch ein neuer Kühlraum auf der Freifläche zwischen Trauerhalle und Krematorium. Zudem muss der defekte Kanal saniert werden, der unter der Bodenplatte der Trauerhalle verläuft. „Es gibt keine unlösbaren Hindernisse“, versichert Walther. Man habe für alle Probleme Lösungen gefunden. Die Rosenheim-Fenster und das Portal der Halle bleiben erhalten und sollen für rund 110 000 Euro instandgesetzt werden.

Für Stadtkämmerer Martin Wilhelm als zuständigem Dezernent für den Stadtservice der Stadtwerke war eine ergebnisoffene Prüfung wichtig, wie er betont. Ein Neubau würde nun das Doppelte kosten, also rund zwölf Millionen Euro, das geht aus der Prüfung hervor. Für das Ausmerzen der langen Mängelliste bei Erhalt der Fassade wären nach aktuellem Stand 8,5 Millionen Euro fällig, „zuzüglich des Abschreibungsbedarfs aus der nicht realisierten Teilabrissvariante“, sagt Wilhelm. Aber auch die 8,5 Millionen sind angesichts der explodierenden Kosten im Baugewerbe und der grassierenden Inflation nicht in Stein gemeißelt. „Es besteht ein sehr hohes Risiko weiterer Baukostensteigerungen bei beiden Varianten“, betont der Stadtkämmerer. Der ESO-Eigenbetrieb könne auf Basis der aktuellen Prognose der wirtschaftlichen Entwicklung des Unternehmens einen maximalen Betrag von zwölf Millionen Euro aus eigenen Mitteln finanzieren. Deswegen sei das Risiko, bei der Neubau-Variante Mittel aus dem städtischen Etat nehmen zu müssen, wesentlich höher als bei der Sanierungsvariante, erläutert Wilhelm. Da wäre bereits bei der kleinsten Preiserhöhung der Haushalt betroffen, wohingegen bei der Sanierungsvariante etwa drei Millionen Euro Puffer zur Verfügung stünden. Die Mehrkosten für den Neubau eines modernen Trauerzentrums durch Mehreinnahmen bei der Nutzungsgebühr der Trauerhalle zu kompensieren, hält Walther nicht für möglich. Eine Erhöhung der Gebühren von derzeit 209 Euro bei 780 Nutzungen pro Jahr sei nach aktuellem Stand auf maximal 250 Euro möglich. Die wären fällig, wenn die Instandsetzung fertiggestellt ist. Walther ist sich sicher, dass eine weitere Erhöhung der Nutzungsgebühr nicht akzeptiert würde. Vielmehr könnte sie gar dazu führen, dass die Trauerhalle weniger genutzt würde. Mit einer Gebührenerhöhung allein finanziert sich das Vorhaben aber noch nicht, weshalb Mittel aus dem Eigenbetrieb ergänzt werden.

„Wir haben intensiv um Lösungsmöglichkeiten für eine gut nutzbare Trauerhalle gerungen“, versichert Christian Loose, stellvertretender Leiter des ESO-Eigenbetriebs. „Die Halle soll auch den Anforderungen an einen Arbeitsplatz für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Krematorium genügen und unseren Pietäten gute Arbeitsbedingungen bieten.“ Es ist laut Loose wichtig, dass es nun zügig an die Umsetzung der geplanten Arbeiten geht. Damit werde nicht nur die Barrierefreiheit hergestellt, die Offenbacher haben dann auch wieder eine „ansprechende Halle ohne Feuchteschäden und mit verbesserter Heizung“. Sind alle Mängel behoben und die Halle wieder instandgesetzt, habe man eine Basis für die kommenden 30 Jahre, prognostiziert Walther.

Gerechnet wird mit einer Bauzeit von rund 15 Monaten Machen die Arbeiten eine Sperrung der Halle notwendig, könne die 2021 renovierte Trauerhalle auf dem Alten Friedhof genutzt werden, verspricht Walther.

Eine Infoveranstaltung zur geplanten Instandsetzung der Trauerhalle plant der Eigenbetrieb mit Stadtkämmerer Wilhelm am Dienstag, 18. Oktober, um 18 Uhr in der Trauerhalle auf dem Neuen Friedhof. (Ronny Paul)

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