1. Startseite
  2. Offenbach

Nicht für jeden gibt’s Wasser: Stadtservice konzentriert sich auf jüngere Bäume

Erstellt:

Von: Martin Kuhn

Kommentare

An allen Ecken und Enden ist es in Offenbach zu trocken. Der Grünstreifen entlang der Schreberstraße hat bei der kommunalen Gieß-Priorität keinen vorderen Rang.
An allen Ecken und Enden ist es in Offenbach zu trocken. Der Grünstreifen entlang der Schreberstraße hat bei der kommunalen Gieß-Priorität keinen vorderen Rang. © Kuhn

Die Trockenheit gefährdet das städtische Grün in Offenbach. Wie wird bei der Wässerung vorgegangen?

Offenbach – Es ist zu trocken. Das wird jeder Kleingärtner bestätigen. Das sieht jeder im historischen Grüngürtel oder am Straßenbegleitgrün. Aber erst ein Blick auf die tatsächlichen Regenmengen verdeutlich, dass da etwas nicht stimmt. In den vergangenen vier Wochen liegt die Niederschlagsmenge laut Datenbank in Offenbach bei 11,3 Liter pro Quadratmeter, wobei sich allein 8,3 Liter auf den 20. Juli konzentrieren. Alles, was der Stadtservice dieser Tage zur Bewässerung tut, erscheint wie ein Tropfen auf den besagten heißen Stein.

An Glut-Tagen raten Mediziner den Menschen: Trinken, trinken, trinken. In Abwandlung heißt es für den Offenbacher Stadtservice: Gießen, gießen, gießen. Zwei Wagen, ein großer mit einem Fassungsvermögen von 8000 Liter, ein kleinerer mit 4000 Litern, sind dazu unterwegs. Wie viel Wasser fürs Stadtgrün verbraucht wird, lässt sich nicht seriös schätzen: Je nachdem, wo gegossen wird und wie heiß es ist, kann jeder Gießwagen bis zu fünf Mal am Tag nachgefüllt werden, „dies ist aber nicht die Regel“, heißt es vom Stadtservice, der bei der Stadtwerke Holding angesiedelt ist. Unterstützung kommt in den Sommermonaten von zwei Dienstleistern, die mit eigenen Fahrzeugen gießen.

Offenbach: Bäume bekommen alle ein bis zwei Wochen 170 Liter Wasser

Mit ihren beiden Wagen ist der Stadtservice sechs Mal pro Woche in Offenbach unterwegs – von März bis September oder (je nach Wetterlage) Oktober. Auch bei Regen. Was auf den ersten Blick widersprüchlich erscheint, erklären die Fachleute: „Normale Niederschläge dringen maximal zehn Zentimeter tief in den Boden ein. Unterstützung durch den Gießwagen bewirkt, dass die Erde mehr Wasser aufnimmt und die Pflanzen entsprechend länger davon zehren können. Das wird auch gemacht, wenn bereits Regenwolken aufziehen: Dann wird der Boden aufgeweicht und kann nahenden Regen besser aufnehmen.“

Straßenreinigung in Offenbach

Der Stadtservice ist auch für die Straßenreinigung zuständig – allerdings nicht überall. Mancherorts müssen die Offenbacher Anwohner die Gasse noch selbst fegen, was finanziell zwar einen kleinen Vorteil bringt, aber im Stadtsüden nun für Ärger sorgt.

Die Wässerung ist indes nicht flächendeckend. Lediglich ausgesuchte Grünanlagen und Bäume erhalten das Nass. Alle Bäume, die noch nicht länger als fünf Jahre an ihrem aktuellen Standort wachsen, bekommen alle ein bis zwei Wochen 170 Liter (je länger sie stehen, umso weniger), also einen kräftigen Schluck aus dem Schlauch. Die einzigen älteren Bäume, die zusätzlich gegossen werden, finden sich am Wilhelmsplatz und in der Frankfurter Straße: Dort ist der Boden so verdichtet, dass selbst ältere Bäume keine Chance haben, alleine genügend Feuchtigkeit aufzunehmen. In der Summe werden rund 2500 jüngere Bäume gewässert. Und die neu angelegten Staudenbeete erhalten anfangs zweiwöchentlich Wasser, damit sie Wurzeln ausbilden können.

Beim Wässern brauchen die Mitarbeiter der Abteilung Grünwesen neben einem nassen Daumen vor allem Zeit. Das Gießen funktioniert am besten langsam. Grund: Wird zu viel Wasser auf die ausgetrocknete Erde aufgebracht, fließt es sofort ab und dringt nicht bis zu den Wurzeln vor. Deshalb arbeitet der Stadtservice bei Bäumen viel mit Gießringen, die verhindern, dass das Wasser wegläuft, und mit Wassersäcken, aus denen das Wasser langsam versickern kann. Diese Säcke werden vor allem an jungen Bäumen angebracht.

Offenbach: „Stadtbäume sind Klimaanlagen der Stadt“

Dabei gibt’s jetzt sogar politischen Rückhalt. „Wir müssen jetzt handeln, um ein angenehmes Leben in der Stadt sicher zu stellen und Offenbacher vor gesundheitlichen Schäden zu schützen. Dabei sind Stadtbäume ein zentrales Element, sie sind die Klimaanlagen der Stadt“, heißt es seitens der Grünen-Fraktion. Vorsitzende Dr. Sybille Schumann sagt stellvertretend für die Ampel-Koalition: „Bäume sind unverzichtbar für den Erhalt eines erträglichen Mikroklimas.“

Stadtwerke online

Infos im Internet: offenbach.de/stadtwerke

Die Koalitionäre haben den Antrag zur Optimierung der Bewässerungsbedingen für den lokalen Baumbestand beschlossen, gemeinsam mit einem von uns initiierten Ergänzungsantrag, den die CDU ebenfalls unterstützt hat. „Wir müssen sicherstellen, dass die Bäume in Trockenphasen gut bewässert werden und ausreichend Raum zum Wachsen haben.“

Mit dem Ergänzungsantrag richte die Koalition den Fokus auf „notwendige Nachpflanzung von Bäumen, die aufgrund mangelhafter Standortbedingungen entfernt worden sind“. Dabei könne man mit Verbesserungen – etwa größeren Baumscheiben – auch dort Bäumen das Wachstum ermöglichen. „Einen zweiten Schwerpunkt haben wir auf den Schutz vor heranrückender Beparkung gelegt. Jeder Baum braucht seinen Raum! Diese dürfen nicht dem rücksichtslosen Flächenverbrauch durch parkende Autos geopfert werden“, erläutert die Grünen-Fraktionschefin. Ein kleiner Wermutstropfen bleibe in ihren Augen allerdings: Bei den Anträgen handelt es sich zunächst um sogenannte Prüf- und Berichtanträge. (Martin Kuhn)

Mit Schrecken erinnern sich viele an den Sommer 2019, als aufgrund der Hitze und Trockenheit in Offenbach rund 1000 Bäume zugrunde gingen. Schon damals beschloss die Stadt mehrere Gegenmaßnahmen.

Auch interessant

Kommentare