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Von Durchgefallen bis Gut: Noten für Wahlplakate

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Offenbach - Die bald anstehenden Wahlen prägen das Stadtbild: Überall werben Plakate um die Kreuzchen der Bürger. Doch sind sie so gemacht, dass sie ihren Zweck erfüllen? Wir haben mit einem Experten in Sachen Gestaltung einen Spaziergang durch Offenbach gemacht, um genau das zu überprüfen. Von Christian Wachter

Von Durchgefallen bis Gut: Noten für Wahlplakate
1 / 13Die Wahlplakate in der Stadt mussten sich den kritischen Blicken von Student Felix Kosok stellen. © wac/bru
Von Durchgefallen bis Gut: Noten für Wahlplakate
2 / 13SPD: „Mit einem Wort: Durchgefallen. Solche Plakate machen einen sprachlos. Man erkennt kaum, was die Partei für die Stadt tun will. Sowohl Motiv als auch Aussage sind ein Chaos. Das Pink passt nicht zu dem Rot und hat ja auch wenig mit der SPD zu tun. Nur bei Rot und Weiß zu bleiben, wäre besser gewesen. Der Slogan erweckt den Eindruck, dass sich die Regierungspartei ihrer Sache sehr sicher ist.“ NOTE 6 © wac/bru
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3 / 13CDU: „Die Plakate wirken nicht wie die einer Oppositionspartei. Es fehlt an Aggressivität. Die Farben sind nett, das Herzchen tut das Übrige. Auch wenn die Sprüche einen lokalen Bezug suggerieren: Um was es wirklich geht, wird nicht klar. Vielleicht versucht die Volkspartei eher mit einem Gefühl als mit Themen zu punkten. Einziger Lichtblick ist der serifenlose Schrifttyp Helvetica, der wegen seiner Neutralität sehr weit verbreitet ist und auch von Designern geschätzt wird.“ NOTE 5 © wac/bru
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4 / 13Freie Wähler: „Unübersichtlich, aber authentisch und ehrlich. Da kann eine persönliche Bindung zum Kandidaten entstehen. Es sieht auch etwas überladen aus. Wenn man sich die anderen Plakate der Freien Wähler anschaut, könnte das fast ein Trademark sein. Blau und Orange als Komplementärfarben sind hingegen gut gewählt. Schön ist, dass man, wenn auch etwas vage, einen Bezug zum Lokalen sieht.“ NOTE 4 © wac/bru
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5 / 13Die Grünen: „Auf den Plakaten der Grünen sieht man, dass zwischen Person, Thema und dem Parteilogo gewechselt wird. Das funktioniert und kann im Kampf um Aufmerksamkeit ein Gewinn sein. Die Farbgebung ist natürlich das A und O.“ © wac/bru
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6 / 13„Auch wenn die Botschaft klar ist, fehlt mir aber ein wenig der Mut, mal etwas anders zu machen. Der Bezug zur Stadt ist durch das Thema Fahrradfahren zwar gegeben, könnte aber stärker sein.“ NOTE 3+ © wac/bru
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7 / 13Die Linke: „Gut ist, dass man gleich weiß, um was es geht. Es werden weniger die regionalen als die großen politischen Themen stark gemacht. Das wirkt etwas populistisch, was aber nicht schlimm ist. Schließlich sind es Plakate. Etwas spezifischer hätte die Partei aber schon sein können.“ © wac/bru
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8 / 13„Beim Design wäre weniger mehr gewesen: Vier verschiedene Schrifttypen sind deutlich zu viel. Schon besser ist das große Logo. Das fällt auf und hat einen Wiedererkennungswert.“ NOTE 3+ © wac/bru
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9 / 13Piraten: „Eine klare Aussage aus der Nische, die auch aus 50 Metern noch zu sehen ist. Der Hintergrund ist etwas aufgeraut, das passt zu den Motiven Entern und Kapern. Außerdem spricht mich das Plakat direkt an, es fordert mich auf. Das bleibt hängen.“ © wac/bru
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10 / 13„Es wirkt, als bemühten sich die Piraten um einen Neustart. Regionale Themen könnten aber ausgeprägter sein.“ NOTE 2 © wac/bru
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11 / 13FDP: „Eine klare Kampagnenidee ist erkennbar. Plakate der FDP, die die Person in den Vordergrund stellen wirken ehrlich, jene mit dem Handschuh und dem Motto ,Anpacken’ machen die Position als Oppositionspartei klar.“ © wac/bru
Von Durchgefallen bis Gut: Noten für Wahlplakate
12 / 13„Man könnte den Handschuh schließlich auch als Aufforderung zum politischen Duell deuten. Außerdem sieht man, dass die Partei sich verjüngen will, vielleicht wirkt das an manchen Stellen etwas erzwungen. Pink und Gelb sind schöne Komplementärfarben, zu denen das Cyan passt. Auch der Bezug zur Stadt ist gegeben.“ NOTE 2 © wac/bru
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13 / 13Bei unserem Rundgang mit dem HfG-Studenten Felix Kosok sind uns Plakate der folgenden Parteien nicht aufgefallen: Die Partei, Alternative für Deutschland, Forum Neues Offenbach, Junges Offenbach, Republikaner. Diese Parteien werben natürlich ebenfalls in der Stadt um Wählerstimmen. © dpa

Wenn es um Plakate geht, ist Felix Kosok ein Mann vom Fach. Er hat an der Hochschule für Gestaltung (HfG) Kommunikationsdesign studiert und arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter dort. Bald schreibt er seine Promotionsarbeit zum Thema „Eine Vermessung des Politischen im Design“, in der er die Schwerpunkte politische Philosophie und Design unter einen Hut bringen möchte. Plakate sind für ihn die Königsdisziplin der Gestaltung; „Sie leben von der Prägnanz, man muss Aussagen wirklich konzentriert auf den Punkt bringen“, sagt der 28-jährige Doktorand. Außerdem habe man gerade bei Plakaten die Möglichkeit, neue Wege und nicht nur auf Nummer sicher zu gehen: „Um bei all der visuellen Verschmutzung in unseren Städten noch aufzufallen, sollten man etwas Spannendes präsentieren. Es ist fast alles erlaubt – außer Langeweile natürlich.“

Seine Entscheidung bei den Wahlen am 6. März würde er zwar nicht von einem Plakat abhängig machen, sich aber sehr wohl näher mit einer Partei auseinandersetzen, wenn ihm deren Auftritt gefällt. Jüngst hat der HfG-Absolvent für eine Plakatserie, die er für eine kleine Frankfurter Ausstellung konzipierte, eine Auszeichnung vom Type Directors Club in New York erhalten. Wir haben ihn gebeten, redaktionell unbeeinflusst, einmal selbst die Werke anderer zu bewerten und heute vor einer Woche aufgefallenen Wahlplakaten in der Innenstadt Schulnoten zu geben. Mit dem Ergebnis dürfte nicht jede Partei zufrieden sein – es ist fast das gesamte Notenspektrum vertreten. Dennoch vermutet Kosok: „Mein Chef, Professor Klaus Hesse, wäre wohl strenger gewesen.

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