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ÖPNV-Sparmaßnahmen in Offenbach: 151 Arbeitsplätze in Gefahr bei Caritas

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Von: Frank Sommer

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Die geplante Streichung der Linie 106 sorgt für helle Aufregung in Offenbach. Die Direktoren sehen das Caritas-Zentrum in der Schumannstraße in Gefahr.

Offenbach - Ein kurzfristig anberaumtes Gespräch zwischen Stadtoberen und der Caritas sollte die Wogen glätten. Doch noch gibt es keinen gemeinsamen Konsens. Seit Bekanntwerden der geplanten ÖPNV-Sparmaßnahmen in Offenbach ist die Zukunft des Caritas-Zentrums am südlichen Ende der Schumannstraße ungewiss: Bewohner, Besucher und Mitarbeiter beklagen, dass die Stadt mit der Streichung der Linie 106 und der Haltestelle am Caritas-Zentrum dieses von der Innenstadt abschneiden. Ohne eine funktionierende ÖPNV-Anbindung sei das Zentrum kaum zu betreiben, schrieben die Caritas-Direktoren in offenen Briefen.

Am Freitag (06. Mai), Wochen nach Vorstellung der Streichungspläne, hat die Stadt Offenbach nun das Gespräch mit der Caritas gesucht – vorausgegangen waren Vorschläge der Caritas, wie die Haltestelle noch zu retten sei. Dabei geht es um weit mehr als bloß um eine Haltestelle: Die Zukunft des gesamten Zentrums steht dabei auf dem Spiel. Denn die Caritas will bekanntlich für über 50 Millionen Euro eine Kita, Tagespflege, betreutes Wohnen und eine Pflegeschule einrichten. Und, was dabei gern übersehen wird: Zu den Investitionen zählt ebenfalls, das in die Jahre gekommene und nicht mehr zeitgemäße Pflegeheim St. Ludwig zu erneuern. Ohne eine ÖPNV-Anbindung für Mitarbeiter, Besucher und Bewohner sei das aber obsolet, es müsste geschlossen werden. Die Folge: 151 Arbeitsplätze drohen wegzufallen.

Offenbach: Keine Konkreten Zusagen nach Gespräch mit Caritas

Das kurzfristig anberaumte Gespräch zwischen Kämmerer Martin Wilhelm – Mobilitätsdezernentin Sabine Groß hatte keine Zeit – und Caritasdirektor Michael Klein verlief jedoch ohne ein Ergebnis: Die Stadt habe den Willen, den Erhalt des Zentrums zu unterstützen, hieß es, doch für konkrete Zusagen sei es zu früh. Im Laufe der kommenden Woche wollen Magistrat und Koalition Pläne vorstellen, wie die Schumannstraße durch die als Puffer zurückgehaltenen 60 000 Buskilometer im Jahr noch angebunden werden kann. Die Offenbacher Ampel-Koalition betont dabei aber, dass nicht sämtliche Kilometer nur für Caritas oder das in der Nähe gelegene Briefzentrum genutzt werden könnten.

Das Pflegeheim St. Ludwig der Caritas muss nach knapp 50 Jahren saniert werden: Durch die Diskussion um den Standort und die ÖPNV-Anbindung drohen 151 Arbeitsplätze wegzufallen.
Das Pflegeheim St. Ludwig der Caritas muss nach knapp 50 Jahren saniert werden: Durch die Diskussion um den Standort und die ÖPNV-Anbindung drohen 151 Arbeitsplätze wegzufallen. © Sommer

Bei der Caritas herrscht Ernüchterung. Man hoffe, dass es zu einer Einigung komme, doch dass gestern keine Zusagen gemacht worden seien, sei enttäuschend. Zumal die Forderung aus Sicht der Caritas äußerst moderat ausfällt: Lediglich zehn Busse am Tag, also ein Bus alle zwei Stunden, wurden als absolutes Mindestmaß gefordert. „Alle zwei Stunden ein Bus ist aus pflegerischer Sicht eigentlich eine Katastrophe, aber so hätten unsere Mitarbeiter überhaupt noch eine Chance, ihren Arbeitsplatz zu erreichen“, sagt Klein.

Offenbach: Geplante ÖPNV-Einsparungen stoßen auf Unzufriedenheit

Nur wenn an sämtlichen Tagen der Woche – bekanntlich müssen Pflegebedürftige auch wochenends versorgt werden – mindestens zwischen 6 und 22.15 alle zwei Stunden ein Bus das Zentrum ansteuere, ließe es sich weiterführen. Dafür aber möchte die Caritas eine verbindliche Zusage der Stadt Offenbach, schließlich hängen davon nicht nur die genannten 151 Arbeitsplätze, sondern auch Investitionen in Höhe von 50 Millionen Euro ab.

Währenddessen fällt auf, dass sich die Tonalität unter den Koalitionären in dieser Sache ändert: Die Grünen teilen mit, dass sie mit der von der Koalition beschlossenen Deckelung der ÖPNV-Ausgaben unzufrieden sind. Auch Mobilitätsdezernentin Groß erklärt gegenüber unserer Zeitung, dass „mit einem Einsparvolumen in dieser Höhe der ÖPNV nicht so umsetzbar ist, dass man die Einsparungen am Angebot nicht spürt“. Bereits beim Stadtverordnetenbeschluss im vergangenen Jahr habe sie davor gewarnt, dass die Bürger die Einsparungen deutlich spüren würden. Am erarbeiteten Konzept aber hält sie ebenso fest wie Kämmerer Wilhelm: Mit diesem Konzept seien von den Fahrgastzahlen her die wenigsten Menschen betroffen.

Caritas in Offenbach befürchtet Pflegeheim-Aus

Bei der Caritas hofft man weiter, dass deren Minimalanforderungen in der kommenden Woche positiv beschieden werden. Andernfalls bedeutet es, dass das sanierungsbedürftige Pflegeheim St. Ludwig vor dem Aus steht – ebenso wie die Erweiterung um eine Kita, Pflegeangebote und Schulungszentrum. „Ein Pflegeheim am Waldrand ohne Anbindung ist auch wirtschaftlich nicht sinnvoll“, ist von der Caritas dazu zu hören. (Frank Sommer)

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