Abstellplätze für Fahrräder: Polizei zweifelt an neuer Unterbringung in Berliner Straße
Immer mehr Menschen nutzen das Fahrrad, doch noch ist der Parkraum für die Drahtesel in den Städten knapp - auch in Offenbach.
Offenbach – Bislang sind die kommunalen Bemühungen für bessere Velo-Abstellanlagen allenfalls überschaubar. Oder: ausbaufähig. Wie solche Anlagen aussehen könnten, ist vor drei Jahren an der S-Bahn-Station Ledermuseum demonstriert worden – mit Regenschutz und Anlehnbügel. Vorteil: Je höher das Fahrradschloss angebracht ist, desto umständlicher wird es, es zu knacken. In der Summe ist’s freilich zu wenig.
Das weiß auch Stadtverordnetenvorsteher Stephan Färber. Während der Bürgerreise in die luxemburgische Partnerstadt Esch-sur-Alzette hat er mit dem Autor dieser Zeilen am dortigen Bahnhof Augen für eine dortige Lösung – siehe Foto. Die ist auf den ersten Blick perfekt gesichert und geschützt, mit Zugangscode. Ausgestattet ist die Station mit einer Hub-Funktion, um mehr Räder unterzubringen. „Etwa fünf mal sieben Meter, also gut 35 Quadratmeter“, misst und rechnet Färber. Und hat es sicher als Idee gespeichert.
Abstellplätze für Fahrräder in Offenbach: Eine Erweiterung des Angebots ist geplant
Die luxemburgische „Vëlostatioun“ könnte genau das sein, was nach Ansicht des lokalen ADFC an vielen Orten fehlt: eine sichere Abstell-Möglichkeit. „An erster Linie denken wir an die S-Bahn-Stationen und die zentralen Bushaltestellen, wo es offensichtlich zu wenige Stellplätze gibt“, formulierte Sprecher Henning Kühl unlängst. Dazu gehörten auch Boxen, um besonders wertvolle (Elektro-) Fahrräder sichern zu können. Klar, es gibt solche abschließbaren Fahrradboxen, mietbar für 60 Euro im Jahr – fünf in Bieber, fünf in Waldhof...
Ansonsten verweist die Stadt auf mehr als 2000 Radabstellplätze im gesamten Stadtgebiet, „weitgehend an einem klassischen Bügel“. Immerhin bewegt sich etwas: Wie mit der Initiative Radentscheid Offenbach vereinbart, ist eine Erweiterung des Angebots der Fahrradabstellplätze vorgesehen. „Konkret sollen 500 Radabstellplätze in den kommenden fünf Jahren eingerichtet werden. Die Anzahl beinhaltet sowohl die Neuanlage zusätzlicher Radabstellplätze als auch den Ersatz veralteter Radabstellanlagen.“

Berliner Straße in Offenbach: Polizei spricht sich für Unterbringung der Fahrräder im Erdgeschoss aus
Große Hoffnungen stecken alle in den Umbau des ehemaligen Toys’R’Us-Gebäudes (neu: Wohn- und Geschäftshochhaus Berliner Straße 43), für das die Stadtverordneten Planungsrecht geschaffen haben. Der vorhabenbezogene Bebauungsplan Nr. 650B beinhaltet unter anderem: „Im Erdgeschoss des zu sanierenden Teils des Parkhauses werden ein Fahrradladen, der Zugang zu einer Fahrradstellplatzanlage mit zirka 650 Stellplätzen im Untergeschoss (davon 220 öffentliche), erschlossen mittels Rampe, und einem ausreichend dimensionierten Fahrradaufzug, sowie öffentliche Toiletten untergebracht.“
Zu dem Ansinnen, dass die Velos sozusagen unter Tage untergebracht werden könnten, haben Experten des Polizeipräsidiums Südosthessen in einer Stellungnahme allerdings erhebliche Bedenken geäußert: „Eventuell wäre aber auch die Verlegung in das Erdgeschoss mit Blickbeziehung zu dem geplanten Fahrradladen und zum öffentlichen Raum eine Möglichkeit zur Erhöhung der Sozialkontrolle.“ Sprich: zur Vermeidung von Fahrraddiebstählen. (Martin Kuhn)
Ein weiteres Problem bei der Abstellung von Fahrrädern in Offenbach machte sich im Sommer bemerkbar: Die Hitze ließ den Asphalt schmelzen und machte damit auch so manchen Fahrradständer unbrauchbar.