Abschlepp-Ärger vor Kickers-Spiel: Offenbacher Paar fühlt sich verschaukelt

Ein Paar stellt ihr Auto auf einem Parkplatz in Offenbach ab – in Sichtweite von Polizisten. Trotzdem soll das Auto wenig später abgeschleppt werden.
Offenbach – Eigentlich sollte es nur ein kurzer Besuch bei einer Freundin im Offenbacher Bierbrauerweg werden. Am Ende müssen Zeljka Cajo und Christoph Schymura hart verhandeln, damit ein Abschlepper ihren Kleinbus vom Haken lässt.
Dass die beiden im Halteverbot geparkt haben, streiten sie gar nicht ab. Sie hatten ihr Fahrzeug am Sonntagmorgen, 27. Februar, auf dem öffentlichen Parkplatz in der Nähe des Kickers-Stadions abgestellt. Was sie nicht sehen: Die Klappschilder, die dort installiert sind, weisen ein Halteverbot für den gesamten Platz aus. Denn immer, wenn die Kickers ein Heimspiel haben, wird der freie Parkplatz für auswärtige Fans reserviert. „Aber das wussten wir nicht und haben die veränderten Schilder nicht bemerkt“, gibt Cajo zu. Was sie so ärgert, ist Folgendes: Mehrere Polizisten stehen ebenfalls auf dem Parkplatz. „Denen habe ich zugenickt und die haben das abgenickt“, berichtet Cajo. „Das war für mich unmissverständlich.“
Paar aus Offenbach fühlt sich von Polizisten und der Stadt „verschaukelt“
70 Minuten später kommen die beiden wieder. Die Stadtpolizei ist vor Ort, die Polizisten dagegen verschwunden. Und ihr Bus hängt bereits am Haken eines Abschleppwagens. Viele Diskussionen später kann Cajo den Abschlepper überzeugen, zumindest ihr Fahrzeug wieder abzulassen. „Aber auf den Kosten bleibe ich sitzen“, sagt die Offenbacherin. Ihr Argument, dass die Polizei sie kurz zuvor habe gewähren lassen, wirkt bei den Stadtpolizisten nicht. Cajo und Schymura erhalten noch ein saftiges Ordnungswidrigkeitsverfahren obendrauf. „Auch wenn wir natürlich wissen, dass wir rein rechtlich falsch gehandelt haben, fühlen wir uns von den Polizisten und auch der Stadt richtig verschaukelt“, sagt Cajo. „Ich hätte zumindest erwartet, dass die Polizei uns darauf hinweist, dass wir da nicht stehen dürfen.“
Rückendeckung bekommt sie von Anwohnern, die das Spektakel mitbekommen haben. Einer der Nachbarn kennt das Problem von Cajo und Schymura schon. „Das passiert hier fast bei jedem Heimspiel, weil die Beschilderung von vielen, die hier regelmäßig parken, gar nicht gesehen wird“, sagt er. „Die ziehen hier dann jedes mal zehn bis zwanzig Fahrzeuge weg.“ Auch berichtet er, dass die Klappschilder manchmal erst am Morgen vor dem Spiel auf Halteverbot umgeklappt würden. „Manch einer hat da gar keine Chance, sein Auto wegzustellen.“
Parkplatz Ärger in Offenbach: Stadt, Ordnungsamt und Polizei weisen Vorwürfe zurück
Die Vorwürfe können laut Stadtsprecher Fabian El Cheikh bei der Stadt „nicht nachvollzogen werden“. So würden seitens des zuständigen ESO sogenannte Beschilderungsprotokolle geführt. „Diesen zufolge wurden für das letzte Heimspiel des OFC am 27. Februar die Haltverbote im Bierbrauerweg bereits am 21. Februar gegen 9.40 Uhr aufgeklappt.“
Die Stadtpolizei habe das ebenfalls noch einmal überprüft. Beim Heimspiel am 11. Februar seien die Klappschilder bereits am 7. Februar aktiviert worden. Auch die Zahl der abgeschleppten Fahrzeuge liegt in der Realität offenbar weit unter den Schilderungen des Anwohners. Stadtpolizeichef Lothar Haack versichert: „Am 27. Februar waren es sieben Fahrzeuge, am 11. gar keines.“
Paar hat Parkplatzschuld bereits bezahlt und will andere Offenbacher warnen
Bei der Polizei sieht deren Sprecher Thomas Leipold ebenfalls keine Schuld. „Der angesprochene Einwand ist aus unserer Sicht nicht berechtigt, da die vor Ort aufgestellte Beschilderung als verkehrsrechtliche Anordnung eindeutig erkennbar war.“ Seine Kollegen nimmt er in Schutz: „Unabhängig der Tatsache, dass ein schlichter Tagesgruß noch keine Erlaubnis zum Parken impliziert, gilt bei der Überwachung und Verfolgung von Ordnungswidrigkeiten ferner das Opportunitätsprinzip.“ Das heißt: Die Polizisten hätten eingreifen können, mussten dies aber nicht.
Zeljka Cajo und Christoph Schymura haben ihre Schuld mittlerweile bezahlt. „Wir hoffen jetzt, dass wir wenigstens andere durch unser Beispiel davor warnen können, auch in diese Falle zu tappen.“ (Christian Reinartz)
Auch bei Lastenrädern gibt es Ärger um Parkplätze in Offenbach: Falsch abgestellte Lastenräder ärgern viele Fußgänger.