Zoff zwischen RMV und Deutscher Bahn wegen S-Bahn-Ausfällen: „Keinesfalls zufriedenstellend“

Der RMV greift die Deutsche Bahn an. Die Unzuverlässigkeit der S1 und S2 lässt bei Fahrgästen in Offenbach und Umgebung die Emotionen hochkochen.
- Ständige S-Bahn-Verspätungen ärgern nicht nur RMV
- Ärger zwischen Deutsche Bahn (DB) und RMV
- Deutsche Bahn rechtfertigt sich
Offenbach - Stress, Wut und schließlich purer Frust wegen der Unpünktlichkeit der S1 und S2. In den sozialen Netzwerken wächst die Zahl aufgebrachter Kommentare. „Die Pendler fühlen sich nicht mehr veräppelt, sondern verarscht!“, heißt es hier; und: „Dass Bahnen ausfallen, ist die eine Sache und damit könnte ich mich arrangieren, aber dass der Informationsfluss nicht funktioniert und man trotz App und Anzeige am Gleis vonseiten des RMV es nicht hinbekommt, zu sagen, wann denn nun eine Bahn fährt, ist schlicht eine Frechheit!“, „Schei. . . Verein. Aber die Jahreskarte teurer machen, das können die pünktlich!“.
„Wir ärgern uns über jeden Zug, der zu spät kommt oder ausfällt und ermutigen die Fahrgäste, von ihrem Recht auf Rückerstattung Gebrauch zu machen“, sagt Vanessa Rehermann, Sprecherin des Rhein-Main-Verkehrsverbunds (RMV). Man fahre allerdings im Rhein-Main-Gebiet bei der Auslastung „am Anschlag“. Der RMV ist der Besteller von Bussen und Bahnen. Er stellt die Fahrpläne auf, die Bahn erbringt die Verkehrsleistungen.
Offenbach: RMV kritisiert Deutsche Bahn - „keinesfalls zufriedenstellend“
Die Pünktlichkeitswerte für den gesamten Dezember, so die Kritik des RMV an der Bahn, seien „keinesfalls zufriedenstellend“. Immerhin sei man in der Weihnachtswoche beziehungsweise in der ersten Woche des neuen Jahres mit sehr guter bis durchschnittlicher Pünktlichkeit unterwegs gewesen.
Die Fahrgäste auf den Linien S1 und S2 aber hätten unter „überdurchschnittlich vielen Zugausfällen“ leiden müssen. Lediglich 95 von 100 Zügen fuhren hier tatsächlich an den Gleisen ein, normalerweise sind es 99 von 100. Rehermann nannte den S-Bahntunnel unter der Frankfurter Innenstadt ein „Nadelöhr“, das sich störend auf das gesamte Netz auswirke. Gleichzeitig wies sie auf Maßnahmen hin, mit denen der RMV die Lage verbessern will. So gingen im Laufe des Jahres 14 neue Fahrzeuge in Betrieb.
RMV stockt Fahrzeugpark auf
Die Flotte steige damit auf 205 Fahrzeuge, eine weitere Ausweitung des Fahrzeugparks werde geprüft. Das Mehr an rollendem Material trage dazu bei, dass auf den Strecken S1 und S8 beim Wenden der S-Bahnen Verspätungen nicht weitergegeben würden. Man könne hier nun zum Teil zwei Züge einsetzen. Außerdem bringe man mehr Langzüge auf die Schiene. Der viergleisige Ausbau der S6 erfolge zudem getrennt vom übrigen Schienenverkehr. Dies mache die S6 pünktlicher, was sich insgesamt positiv auf die Fahrplanstabilität auswirke.
„Wir haben hier ein hochbelastetes System, aber wir arbeiten mit vielen großen und kleinen Maßnahmen – vom Ausbau des Bahnknotens Frankfurt über das neue elektronische Stellwerk in Frankfurt bis zu jedem neuen Signal – daran, besser zu werden“ reagierte eine Sprecherin der Bahn.
RMV muss Bahnkunden vorerst enttäuschen
Zu der Forderung vieler Bahnkunden nach einem besseren Informationssystem konnte sie keinen Durchbruch melden: Einen Zeitplan zur angekündigten Einführung der neuen Reisenden-Informationsplattform nannte sie nicht. Dass die Fahrgäste oft nur unzureichende Informationen über Störungen erhielten, wird damit begründet, dass die Bahn-Mitarbeiter zunächst damit beschäftigt seien, den regulären Betrieb möglichst schnell wiederherzustellen.
Von Michael Eschenauer
Auch den Fahrgastverband Pro Bahn in Frankfurt ärgern die Verspätungen der S-Bahn. Er wirft dem RMV zu wenig Engagement vor und fordert einiges.
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