Keine Hoffnung auf Hilfe: Gesundheitsamt am Limit bei Kontaktnachverfolgung

In Offenbach ist das Gesundheitsamt an seine Grenzen gestoßen. Wegen bis zu 150 Neuinfektionen pro Tag muss das Amt jetzt drastische Schritte einleiten.
Offenbach - Seit geraumer Zeit führt Offenbach die hessenweiten Corona-Inzidenzzahlen an, aktuell mit 242,2 Fällen auf 100 000 Einwohnern. Nun ist ein weiterer unrühmlicher Meilenstein geschafft: Das Gesundheitsamt kommt bei der Nachverfolgung der Kontakte von positiv getesteten Personen nicht mehr hinterher.
„Kein Gesundheitsamt ist auf Dauer auf eine Inzidenz von über 200 eingerichtet“, sagt Bürgermeisterin und Gesundheitsdezernentin Sabine Groß (Grüne). Nach 153 Infektionsfällen am Montag (08.11.2021), aktuell 82 neuen Fällen und 634 Menschen in häuslicher Quarantäne hat das Gesundheitsamt sein Limit erreicht. Momentan hänge man knapp zwei Tage bei der Kontaktverfolgung hinterher.
Die Folge: Das Amt bittet positiv Getestete deshalb, selbst Menschen zu kontaktieren, mit denen sie Kontakt hatten und die sich möglicherweise infiziert haben. Auch sollen diese die potenziell Infizierten auf die Quarantäneregelung hinweisen.
Offenbach hinkt hinterher: Gesundheitsamt verteilt Corona-Aufklärungsflyer
Es sei nicht so, dass man kapituliert habe oder die Nachverfolgung eingestellt habe, betont Groß – nur hinke die Stadt der vielen Infektionsfälle wegen eben rund 48 Stunden hinterher. „Fälle von positiv getesteten Personen, die bis 18.30 Uhr bei uns gemeldet werden, können noch aktuell bearbeitet werden“, sagt sie.
Die Stadt habe sogar eigens einen Kurierdienst beauftragt, damit das Informationsschreiben der Stadt für positiv Getestete diese schnellstmöglich erreiche. In dem Infobrief gibt es Erläuterungen zur Quarantäneregelung, Infos für Arbeitgeber und zur Lohnfortzahlung. Außerdem wird darauf hingewiesen, dass die Stadtpolizei kontrolliert, ob sich die Betroffenen an die Quarantäneregelung halten.
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Für die vorläufige Kontaktnachverfolgung durch die Infizierten selbst wurde unter offenbach.de/kontaktperson ein Online-Fragebogen eingerichtet, damit Informationen über mögliche weitere Infizierte unkompliziert gemeldet werden können. Ob diese Informationen künftig auch mehrsprachig erfolgen, stand bis zum Mittwoch (10.11.2021) noch nicht fest.
Corona in Offenbach: Vertuschen einer Infektion ist eine Straftat
Die Betroffenen haben übrigens eine Mitwirkungspflicht: Laut Infektionsschutzgesetz ist das Vertuschen der Infektion (auch das Nichtmelden eines positiven Tests) und die Ausbreitung einer solchen Infektionskrankheit eine Straftat und wird mit Geldstrafen geahndet.
Dass andere Ämter dem Gesundheitsamt mit Mitarbeitern aushelfen, ist aktuell nicht geplant. Laut Groß dauere die Einarbeitung zu lange – bis diese erfolgt sei, könne man den Verzug aufholen. Auch dass wie im vergangenen Jahr Soldaten der Bundeswehr oder Mitarbeiter des Robert-Koch-Instituts nach Offenbach abgeordnet werden, steht nicht zur Debatte. Zwar hat Offenbach die höchste Inzidenz in Hessen, doch da diese in anderen Bundesländern teils erheblich höher liegt, sei es unwahrscheinlich, dass eine entsprechende Offenbacher Anfrage genehmigt würde. Zwei Tage Verzögerung rechtfertigten keine solche Hilfe, heißt es. (Frank Sommer).
Bereits Anfang November hatte die Inzidenz in Offenbach eine kritische Marke erreicht - vor allem an Schulen. Unter den Infizierten sind Kinder in der Altersgruppe der 6- bis 9-Jährigen besonders betroffen. Hier explodierten die Zahlen regelrecht.