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B448-Anbindung in Offenbach: Gebäudeabriss und Brückenbau stehen zur Debatte

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Von: Frank Sommer

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Die Variante östlich der S-Bahn-Trasse wird vom Magistrat bevorzugt. Visualisierung: Stadt
Die Variante östlich der S-Bahn-Trasse wird vom Magistrat bevorzugt. Visualisierung: Stadt © Stadt/P

Seit längerem überlegt die Stadt Offenbach, wie sie das ehemalige Clariant-Gelände an die B448 anbinden kann. Nun liegt eine Machbarkeitsstudie vor.

Offenbach – Drei Korridore, mehrere Streckenvarianten: Die Frage, wie der Innovationscampus – das ehemalige Clariant-Gelände – an die Bundesstraße 448 angebunden werden kann, beschäftigt Stadt und Bürger seit Jahren. Nun hat sich der Magistrat für eine der vorgestellten Varianten entschieden, die Stadtverordneten sollen am 19. Mai dazu einen Grundsatzbeschluss fassen.

In einer Machbarkeitsstudie hat nun die Variante, die nur wenige Meter östlich entlang der S-Bahn-Trasse verläuft, den Vorzug enthalten. Dabei handelt es sich, das betonen alle Beteiligten, um eine vorläufige Variante, im Detail muss noch entschieden werden, wie die Bahnquerung bei der Laska-Brücke umgesetzt wird.

Offenbach: B448-Verlängerung soll nicht nur Autos dienen

Sowohl Oberbürgermeister Felix Schwenke wie Stadtrat Paul-Gerhard Weiß betonen, dass es sich dabei nicht um eine Strecke allein für Autos handelt: Vorgesehen ist eine 14 Meter breite Straße mit zwei insgesamt sieben Meter breiten Autofahrbahnen und einem fünf Meter breiten Rad- und Gehweg. Getrennt wären diese durch eine bepflanzbare Mulde, die auch als Versickerungsmöglichkeit für Regenwasser dient. Als städtische Straße würde Tempo 50 gelten, heißt es aus dem Planungsamt.

900 Meter lang wäre diese Anbindungsstraße, die von dem Ausbauende der B 448 über die Laska-Brücke bis zur Mühlheimer Straße führt. Am südlichen Ende würde sie zwischen dem schmalen Stück zwischen Wasserhochbehälter und Bahngleisen entlang führen, ein paar hundert Meter danach zwischen Gleisen und den Photovoltaikanlagen am Schneckenberg.

Für B448-Verlängerung: Gebäude in Offenbach müsste abgerissen werden

Die erste Problematik ergibt sich kurz darauf, wenn das Gelände des Offenbacher Verwaltungs- und Kulturvereins (OVO) gestreift wird: dafür müsste ein Gebäude abgerissen werden. Etwas weiter nordwestlich ist dann das Gelände des Kleingärtnervereins Süd betroffen, um den Lohwald weitestmöglich zu schonen.

Mit den beiden betroffenen Vereinen gebe es bereits erste Gespräche, sagt Schwenke. Wenn gewünscht, könnte dem Kleingartenverein an anderer Stelle ein Ersatzgrundstück angeboten werden. Für das abzureißende Gebäude von OVO gebe es derzeit noch keinen Ausgleich.

B448-Verlängerung in Offenbach: Brückenbau wird diskutiert

Den größten Diskussionsbedarf wird es bei der Querung der Bahngleise geben: Zwei Varianten stehen zur späteren Abstimmung, der Neubau der bisherigen Laska-Brücke für Auto-, Rad- und Fußgängerverkehr sowie die Sanierung der Bestandsbrücke für Radfahrer und Fußgänger mit Neubau einer Brücke allein für den motorisierten Verkehr. Der Unterhalt zweier Brücken an dieser Stelle würde natürlich höhere Kosten mit sich führen, sagt Marion Rüber-Steins von der Stadtplanung, exakte Berechnungen müssten aber noch vorgenommen werden.

Über die Laskastraße soll die Anbindung an die Mühlheimer Straße und somit an den Innovationscampus erfolgen. Für Radfahrer soll es sowohl nördlich wie südlich der Bahngleise eine Anbindung an Radwege geben.

Der Vorteil dieser Variante: Es sei kaum Grunderwerb nötig, man müsste sich lediglich mit zwei Vereinen und dem Land bezüglich des Ausbauendes einigen. Dieses gehört nämlich dem Land und müsste der Stadt zurückgegeben werden. Der „Schleichweg“ vom Ausbauende der B 448 zur Käsmühle, nach Bieber und An den Eichen bleibt bestehen, sagt Schwenke.

Die Anbindungsstraße

Die sieben Kilometer lange B 448 zwischen dem Tannenmühlkreisel zwischen Rodgau und Obertshausen und dem Ausbauende bei Bieber sollte nach Planungen aus den 1970er Jahren ursprünglich über den Main reichen und an die Autobahn 66 anschließen.

Offenbach hatte sich jahrzehntelang gegen den Ausbau ausgesprochen, 1991 fiel der Bereich des „Knotenpunktes“ südlich der Wasserhochbehälter zurück ans Land. Nun ist nur eine Verbindungsstraße zur Mühlheimer Straße geplant, das Ausbauende soll zurückgebaut werden.

Wenn die Stadtverordneten den Grundsatzbeschluss fassen, soll bis Mitte 2023 ein Bebauungsplan aufgestellt und Baurecht im Laufe des Jahres 2024 erteilt werden. Der Bau der Auto-, Rad- und Fußverbindung könnte frühestens 2025 beginnen.

52 Prozent des 5,48 Hektar großen Eingriffsbereichs zwischen Laska-Brücke und Ausbauende haben laut Stadt eine sehr geringe Wertigkeit für den Naturhaushalt, ein Viertel des Gebiets besitzt eine hohe Wertigkeit.

Ein großer Teil der ökologischen Ausgleichsflächen könnte auf dem Areal des bisherigen Ausbauendes realisiert werden. Zwar würden durch die neue Anbindung 1,6 Hektar Fläche neu versiegelt, doch dafür könnten 2,43 Hektar entsiegelt werden. 0,77 Hektar wären dort Aufforstungsfläche, während durch den Bau 0,66 Hektar Waldverlust entstehen. 1 Hektar ist als Eidechsen-Ersatzgebiet vorgesehen, auch hier ist der Ersatz 0,3 Hektar größer als der Habitatverlust.

B448-Verlängerung: Zweite Brücke würde mehr als 42 Millionen Euro kosten

Allerdings gibt es deutliche Kostenunterschiede durch die beiden Brückenvarianten: Würde die Laska-Brücke saniert und für sämtliche Verkehre genutzt, kostet die Straße nach ersten Schätzungen rund 33 Millionen Euro, wenn eine zweite Brücke gebaut wird, steigen die Kosten auf mehr als 42 Millionen Euro. Die Stadt werde nach Fördermöglichkeiten Ausschau halten, sagt Rüber-Steins – welche es gibt, hängt davon ab, welche der Gesetzgeber zum Zeitpunkt des Baus einräumt.

Da die Anwohner im Lämmerspieler Weg eine höhere Lärmbelastung befürchten, sei auch eine fünf Meter hohe Lärmschutzwand geprüft worden. „Allerdings hat die Studie gezeigt, dass diese wegen der Lärmbelastung durch Bahn und Flugzeuge kaum einen Effekt hätte“, sagt Weiß. Zudem gebe es einen deutlichen Abstand zwischen Trasse und Häusern. (Frank Sommer)

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