Sportanlagen sollen ausgebaut werden – doch es gibt ein Problem

Die Sportanlagen in Offenbach sollen ausgebaut werden. Die Verwaltung legt ein Konzept vor. Doch es gibt einen Knackpunkt.
Offenbach - Offenbachs Bevölkerung ist in den vergangenen Jahrzehnten stark gewachsen – nicht mitgewachsen ist jedoch die Sport-Infrastruktur. Dass es vor allem an Schwimmbädern mangelt, ist bekannt. Doch auch Vereine für Mannschaftssportarten klagen darüber, dass es einen harten Kampf um Trainingsstätten und -zeiten gebe. Abhilfe soll ein Sportstättenentwicklungskonzept schaffen, damit der Sport in Offenbach künftig bedarfsorientiert weiterentwickelt werden kann.
An dem Konzept, das den Stadtverordneten in zwei Wochen zur Abstimmung vorgelegt wird, hat das Stuttgarter Institut für kooperative Planung und Sportentwicklung (Ikps) zwei Jahre gearbeitet. 82 Offenbacher Sportvereine seien zur Mitarbeit angeschrieben worden, 52 hätten geantwortet. „In diesen 52 sind 88 Prozent aller Sportvereins-Mitglieder organisiert“, sagt Wolfgang Schabert vom Ikps. 1000 Bürger wurden zudem online befragt, auch die städtischen Ämter waren in die Erstellung eingebunden. „Es ist also repräsentativ, was da erarbeitet wurde – in anderen Kommunen vergleichbarer Größenordnung schaut das teils anders aus“, sagt er.
Sportplätze in Offenbach: Noch ist die Finanzierung des Konzepts unklar
Die aus 30 Personen besetzte Planungsgruppe hat eine Vielzahl an Handlungsempfehlungen ausgesprochen und auch priorisiert. Dabei steht längst nicht nur der klassische Vereinssport im Mittelpunkt, auch die Förderung des Bewegungsangebots für Kinder oder Senioren, etwa in Parks, nimmt breiten Raum ein. Dringendstes Anliegen laut Priorisierung ist freilich die „Stärkung und Weiterentwicklung der Bädersituation“.
Doch wie sollen aus der chronisch leeren Stadtkasse solche Wünsche finanziert werden? Genau da liegt das große „Aber“ des ganzen Konzeptes: Es sei auf mindestens zehn Jahre angelegt, wie Oberbürgermeister und Sportdezernent Felix Schwenke betont. „Alles andere wären unrealistische Versprechungen.“ Und umgesetzt könne nur das werden, was die Haushaltslage auch gestatte. Die Prioritätensetzung sei daher auch eher als Orientierung zu sehen statt als eine exakte Abfolge von auszuführenden Arbeiten. Schwenke verweist etwa auf die 2005 beschlossene Schulsanierungsliste, deren Reihenfolge seit Jahren für Unmut unter den Schulen sorgt.
Der OB spricht vom „Offenbacher Tempo“, in welchem man nach Kassenlage handeln und Bestehendes erweitern oder modernisieren könne. „Durch die Priorisierung besteht aber ein Handlungsdruck für die Stadt.“
Sportanlagen im Freien
Durch die steigende Einwohnerzahl, aber auch durch die Belegung von Hallen und Sportanlagen durch Ganztagsbeschulung gibt es Kapazitätsengpässe bei den Offenbacher Sportanlagen. Abhilfe soll etwa durch die Umwandlung von Tennenplätzen zu ganzjährig bespielbaren Kunstrasenplätzen geschaffen werden. Insbesondere bei den Sportanlagen Bürgeler Straße und Bierbrauerweg besteht Handlungsbedarf, da dort mehrere Vereine oder Abteilungen um die bestehenden Anlagen konkurrieren. So ist etwa vorgesehen – sofern es die Finanzlage gestattet –, Rasen- oder Tennenplätze in Kunstrasenfelder auf den Anlagen Bürgeler Straße, Tempelsee oder Bierbrauerweg umzuwandeln. Auch sei die Einrichtung zusätzlicher Kleinspielfelder möglich. Um die Sportanlage Rosenhöhe und den Sana-Sportpark zu erweitern, müssten bestimmte Sportarten (etwa Leichtathletik) jedoch verlagert werden. Laut Konzept gibt es an den Sportanlagen Am Wörth, Mühlheimer Straße und Waldhof nur wenig Möglichkeiten für Veränderungen.
Wünsche indes gibt es viele: So sei vorstellbar, dass etwa am Mainufer oder im Anlagenring Flächen für Spiel oder Bewegung entstünden. Auch sollten Schulhöfe außerhalb des Unterrichts für Sport zur Verfügung gestellt werden. Die Digitalisierung sei ebenfalls voranzutreiben, etwa durch die Ausleuchtung der Sporthallen mit W-Lan, damit Vereine entsprechend den Anforderungen der Verbände Ergebnisse zeitnah übermitteln können oder zur digitalen Kommunikation zwischen Verwaltung und Vereinen.
Neue Sportstätten in Offenbach: Kostspielige Vorhaben geplant
Wesentlich kostenintensiver sind jedoch andere Vorhaben: Etwa die Errichtung einer „Bewegungshalle“ zur motorischen Grundausbildung von Kita-Kindern und Schülern. „Das wäre ein fest installierter Bewegungsparcours“, sagt Schabert, „allerdings geht so etwas nur, wenn ansonsten ausreichend Hallen für andere Sportarten zur Verfügung stehen, denn die Bewegungshalle lässt sich für nichts anderes nutzen.“ Die Umwandlung von Tennenflächen zu Kunstrasenplätzen sei wünschenswert, aber der Kosten wegen nur über einen längeren Zeitraum umsetzbar. Ebenso die Schaffung einer „Kalthalle“ (Überdachung) beim Rindenmulch-Platz auf der Sportanlage Rosenhöhe.
Wichtig sei ebenfalls die Optimierung der Hallen- und Platzbelegung: So könnten Engpässe am ehesten verhindert werden, wenn eine bedarfsgerechte Vergabe von Plätzen und Hallen erfolge. Schon jetzt sei die Belegung im Internet einsehbar – ein Test unserer Redaktion zeigte jedoch, dass die entsprechenden Listen leer sind. (Von Frank Sommer)