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Krieg in der Ukraine: Wie sich Offenbach auf Flüchtlinge vorbereitet

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Von: Frank Sommer

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Zerbombtes Haus in Kiew
Viele Ukrainer sind auf der Flucht vor den Zerstörungen der russischen Armee - hier ein zerstörtes Haus in Kiew. © Agenturen

Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine kommen in Offenbach an. Die Stadt bereitet sich auf die Unterbringung der Menschen vor.

Offenbach - Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine sorgt für einen Flüchtlingsstrom: Nicht nur in die osteuropäischen Nachbarländer fliehen die Menschen vor Putins Armee, sondern auch nach Deutschland. Anfang der Woche erreichten die ersten ukrainischen Flüchtlinge hessische Städte, auch Offenbach bereitet sich entsprechend vor.

Allerdings wird es dieses Mal schwieriger, Menschen in größerer Zahl in Offenbach aufzunehmen: 2015/16 gab es noch im Nordring die Möglichkeit, ein Aufnahmezentrum einzurichten, doch das Gebäude wird inzwischen gewerblich genutzt und steht daher nicht mehr zur Verfügung. Deshalb wurden die bisher in der Stadt angekommenen Flüchtlinge, die sich beim Ordnungsamt gemeldet haben, in Hotels untergebracht. Das ist möglich, da die Anzahl bisher sehr überschaubar ist: Nach Angaben der Stadt haben sich 23 Personen gemeldet, die verwandtschaftliche Beziehungen zu hier lebenden Bürgern haben. Die Hotels übernehmen auch die Verpflegung der Flüchtlinge. Größere Gruppen müssten nach Gießen zur landesweiten Erstaufnahme gebracht werden.

Flüchtlinge aus der Ukraine in Offenbach: Noch kein Einsatzbefehl an Katastrophenschutz

Bis Freitag (04.03.2022) hat das Land noch keinen Einsatzbefehl an den Katastrophenschutz wie im Jahr 2015 gegeben, Notunterkünfte einzurichten. Sollte dies geschehen, wird die Feuerwehr wieder in Sporthallen kurzfristig Unterkünfte einrichten. Man habe vor sieben Jahren entsprechend Erfahrungen gesammelt, die nun äußerst hilfreich seien, sagt Stadtsprecher Fabian El Cheikh.

Flüchtlinge in Offenbach

Zentrale Anlaufstelle für Flüchtlinge in Offenbach ist über das Wochenende die Stadtpolizei (Rufnummer 069 8065 3195). Dies gilt auch für unbegleitete Minderjährige. Mit Handzetteln in ukrainischer Sprache wird auf das Ankunftszentrum in Gießen und das kostenlose Zugticket verwiesen, da von dort die Verteilung nach dem Königsteiner Schlüssel erfolgt. Wer in privater Initiative Flüchtlinge nach Hessen holt, ist verpflichtet, sie direkt nach Gießen zu bringen. Momentan werden noch keine freiwilligen Helfer benötigt, das Freiwilligenzentrum wird unter fzof.de entsprechend informieren, wenn Helfer benötigt werden. Weitere Infos zur Lage gibt es unter offenbach-hilft.de.

Ob Bürger bisher privat ukrainische Flüchtlinge aufgenommen haben, ist nicht bekannt – die Stadt appelliert eindringlich, dass sich die Flüchtlinge beim Ordnungsamt melden sollen. Denn davon hängt ab, wer für die Versorgung und die Pandemie-Schutzmaßnahmen aufkommt. Im Gegensatz zu 2015, als es bundesweit zu chaotischen Zuständen bei der Flüchtlingsaufnahme kam, soll es dieses Mal geordneter zugehen: Das Land hat eine strikte Registrierungspflicht zur Grundlage der Aufnahme gemacht. Laut Stadt werden die Einzelheiten mit dem Land noch abgestimmt, kommende Woche sollen diese verkündet werden.

Verhandlungen über kostenlose Corona-Test für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine

Das ist sicher nicht nur den Erfahrungen der Flüchtlingswelle 2015/16, sondern auch der Pandemie geschuldet: Schließlich muss auch der Impfstatus der Flüchtlinge bekannt sein, um eine weitere Ausbreitung der Corona-Pandemie einzudämmen. Die Stadt verhandelt noch darüber, wo ab kommender Woche kostenlose Corona-Tests für Flüchtlinge angeboten werden. Für das finanziell klamme Offenbach ist zudem wichtig, dass die Übernahme der Kosten für die Flüchtlinge geregelt wird. Wenn Notunterkünfte durch das Land angeordnet werden, ist damit auch die Übernahme der anfallenden Kosten durch das Land gesichert.

Wenn kommende Woche die Regelungen des Landes ausgearbeitet sind, werden alle Flüchtlinge, die nicht privat oder in kommunalen Noteinrichtungen unterkommen, an die Erstaufnahmeeinrichtung in Gießen verwiesen und von dort den Kommunen zugewiesen – da ein Ende des Krieges nicht absehbar ist, müssen sich die Kommunen auf eine lange Flüchtlingswelle einstellen. (Frank Sommer)

Eine Kirchengemeinde in Offenbach ist mit Spenden für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine überrollt worden.

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