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Mutter-Tochter-Gespann nimmt 91-Jährigen aus: „Du weißt, ich würde dich niemals anlügen“

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Von: Stefan Mangold

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Frankfurt: Ehepaar fällt auf Enkeltrick herein
Ein Mutter-Tochter-Gespann aus Frankfurt soll einen 91-jährigen Offenbacher um insgesamt 238.000 Euro betrogen haben. © dpa

In Offenbach hat ein Mutter-Tochter-Gespann einen 91-Jährigen um mehr als 200.000 Euro betrogen - die Täter und das Opfer kannten sich.

Offenbach – Mit abstrusen Geschichten soll ein Mutter-Tochter-Gespann einen 91-jährigen Offenbacher um insgesamt 238.000 Euro betrogen haben. Jetzt verhandelte das Schöffengericht in Offenbach wegen 113.000 Euro, der Rest ist verjährt. Die Frankfurterinnen müssen jeweils drei Jahre und acht Monate in Haft.

Die 74-jährige C. und ihre 39-jährige Tochter B. wirken eher schlicht als raffiniert. Staatsanwalt Alexander Betz wirft ihnen 37 Fälle gewerblichen Betrugs vor, begangen zwischen dem 29. April 2016 und dem 3. November 2020. C. soll sich vom Geschädigten jeweils Beträge zwischen 1.900 und 5.000 Euro erschlichen haben. Der während der zwei Jahren zuvor entstandene Schaden von weiteren 125.000 Euro fällt unter die Verjährung. C. kennt den 91-Jährigen seit 1969. Zu Beginn der Masche erzählte sie ihm, ihre Tochter B. habe sich so verschuldet, dass „wenn sie 4.000 Euro nicht zahlt, muss sie ins Gefängnis“.

Offenbach: Frauen verschickten vermeintliche Textnachrichten von Bundespräsident Steinmeier

Die Geschichte verfing bei dem sensiblen Mann. Später trug die Mutter ihm die Mär vor, die Tochter sei Opfer eines Betrugs geworden. Vor dem Amtsgericht Langen stünde angeblich mit der „Staatsanwältin Gritt“ ein Prozess mit Zeugen wie Bundeskanzlerin Merkel und Bundespräsident Steinmeier an. Danach erhalte die Tochter alles Geld zurück. Zum Beweis bekommt der 91-Jährige Textnachrichten gezeigt. Richter Manfred Beck liest vor, wie der vermeintliche Bundespräsident versichert, dass es mit den 4.600 Euro Gebühr fürs Gericht seine Richtigkeit habe.

Die erlösende Verhandlung fällt aber immer aus. Mal ist Steinmeier verhindert, dann wird der Gatte der Staatsanwältin operiert, mal herrscht zu große Hitze, mal Corona. C. behautet, nicht gewusst zu haben, dass die Whatsapp-Nachrichten, die ihre Tochter an sie angeblich weitergeleitet hatte, ausgedacht waren. „Vielleicht war ich zu naiv“, sagte sie. Der Geschädigte selbst erklärt, er habe C. geglaubt, die ihm immer wieder versichert habe, „du weißt, ich würde dich niemals anlügen“.

Prozess in Offenbach: „Sie haben einen älteren Mann ausgemolken“

Eine Bankangestellte schöpfte schließlich Verdacht und meldete sich bei der Polizei, die den Neffen des Angeklagten kontaktierte. Wiederum dessen Frau gelang es in der Wohnung des Onkels, die überraschte C. dazu zu bringen, ihre Unterschrift unter die Gesamtschuldenmenge zu setzen. Die Bedeutung des Prozesses hatten die beiden Frauen offenbar nicht verstanden, Termine mit ihren Anwälten Ariane Iversen und Onur Türktorun sausen lassen. Dazu besitzt der Geschädigte eine notariell beglaubigte Schuldanerkenntnis.

Betz forderte in der Folge 42 Monate Haft. Verteidigerin Iversen plädierte für Mutter C. auf Freispruch. Verteidiger Türktorun fordert für die Tochter das Gleiche. Richter Beck und die Schöffen dagegen verhängten jeweils 44 Monate Gefängnis: „Sie haben einen älteren Mann ausgemolken und später nichts getan, um den Schaden wieder gut zu machen. Da ist Härte geboten.“ Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. (Stefan Mangold)

Im vergangenen Jahr schloss eine Frau aus Offenbach einen vermeintlichen Glasfaser-Vertrag ab - dieser entpuppte sich nach einiger Zeit aber als „riesiger Betrug.

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