Offenbacher Buchhändlerin übernimmt Geschäft am Wilhelmsplatz
Seit November leitet Andrea Tuscher in Offenbach nicht nur den Buchladen am Markt, sondern auch das Geschäft „4Zimmer+Garten“. Beide sind am Wilhelmsplatz.
Offenbach – In krisengeschüttelten Zeiten wie diesen, in denen Inflation und steigende Energiekosten den Menschen zu schaffen machen, einen Laden zu übernehmen, ist ein mutiger Schritt. Andrea Tuscher ist ihn aber gegangen – und erntet dafür viel Zuspruch. Seit Anfang November führt sie zusätzlich zu ihrem Buchladen am Markt (BaM) den Laden „4Zimmer+Garten“ am anderen Ende des Wilhelmsplatzes in der Bleichstraße 43.
Den behaglich eingerichteten Laden mit seinem Sortiment an Dekorativem und Außergewöhnlichen kennt sie selbst schon lange als Kundin. Beide Geschäfte bestehen seit zehn Jahren, mit Inhaberin Jutta Jäger traf sie sich immer wieder gern zum Kaffee. „Und dann hat sie mir im Sommer so nebenbei erzählt, dass sie zum Jahresende aufhören und den Laden verkaufen möchte.“ In ihrem Kopf habe es sofort angefangen zu arbeiten. Ans Expandieren habe sie zwar immer mal gedacht, aber ohne konkret zu werden. „Und jetzt bot sich diese Gelegenheit, das ließ mich nicht los.“
Buchladen in Offenbach: Tuscher möchte Zeit möglichst gleichmäßig aufteilen
Eine Entscheidung, die aber wohlüberlegt sein musste. Will sie wirklich noch was Neues wagen? Kann sie es? Und das ausgerechnet in diesen Zeiten? Viele Wochen denkt sie nach, hat schlaflose Nächte, spricht mit Kolleginnen und Familie. „Meine Brüder arbeiten in BWL-Berufen, einer ist Controller. Wir haben es zusammen durchgerechnet. Denn natürlich gehe ich damit ein Risiko ein.“ Doch der Entschluss fällt. Wegen ihrer Erfahrung – sie ist schon fast ihr ganzes Leben selbstständig –, doch auch die lokale Bekanntheit sei von Vorteil: „Wäre ich neu hier, hätte ich es nicht gewagt.“ Und ohne ihr Team auch nicht, das von Anfang an hinter ihr stand. So werden Kolleginnen aus dem Buchladen auch in „4Zimmer+Garten“ unterstützen, sie selbst wird ihre Zeit möglichst gleichmäßig zwischen beiden Läden aufteilen.
„Seit Oktober hat uns Jutta Jäger wunderbar eingearbeitet. Da wurde mir immer klarer, welches Erbe ich antrete“, sagt Andrea Tuscher. Das Sortiment hat die Buchhändlerin erweitert – um Bücher natürlich. „Und zwar die rund ums Kochen, Wohnen und Gärtnern. Dafür konnten wir richtig Platz schaffen und sie jetzt ganz anders präsentieren, als es im Buchladen möglich war.“ Ansonsten ist das gewohnt hochwertige Sortiment an schönen Dingen geblieben: Ob handgemachte Schokolade, Decken, Vasen, Kerzen, Weihnachtsdeko und sonstige Geschenkartikel – alles stammt aus traditionellen oder familiengeführten Manufakturen aus Deutschland und seinen Nachbarländern. „Wir haben den Bestand übernommen und um einige Dinge ergänzt, die wir mögen“, sagt die neue Inhaberin lächelnd.

„4Zimmer+Garten“ in Offenbach: Wohlfühl-Atmosphäre und die geschmackvolle Auswahl
Sie wolle die Wohlfühl-Atmosphäre und die geschmackvolle Auswahl des Sortiments in Offenbach nicht missen, denn sie sei selten geworden. „Dafür muss man natürlich was tun, besser sein als die anderen. Sonst ist man Mainstream“, weiß die Geschäftsfrau. Viele Kunden gäben die Rückmeldung, wie froh sie seien, dass der Laden geblieben und nicht etwa ein Nagelstudio reingekommen sei. Sie betont aber, dass die Vermieter dies nicht zugelassen hätten, obwohl mehrere Angebote gehabt hätten. „Aber ihnen ist es sehr wichtig, dass der Wilhelmsplatz ein attraktiver Anziehungspunkt bleibt.“
Ihre Kunden kämen nicht nur aus Stadt und Kreis Offenbach, sondern auch aus Aschaffenburg oder Kronberg. „Das spricht dafür, dass entsprechende Läden durchaus Kundschaft nach Offenbach locken können.“ Und wer einmal am Wilhelmsplatz sei, suche mehrere Geschäfte auf. „Wie oft hatte ich auch schon früher Kunden im Buchladen mit einer Tüte von ,4Zimmer+Garten‘. Wir profitieren ja alle gegenseitig voneinander und ergänzen uns.“ Gute Voraussetzungen also für die Zukunft. (Veronika Schade)
Die Corona-Pandemie war für die Buchläden in Offenbach eine große Herausforderung. Sie standen vor dem Problmen, weiter ihre Kunden bedienen zu wollen, ohne dafür gegen die Coronaschutz-Bestimmungen zu verstoßen.