Nächtlicher Rufbus in Offenbach: Entscheidung ist gefallen

Ein nächtlicher Rufbus soll in Offenbach laut CDU-Fraktion den ÖPNV attraktiver machen. Die Stadtverordneten sind sich uneins – treffen aber eine Entscheidung.
Offenbach – Der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) sorgt regelmäßig für Streit innerhalb der Stadt Offenbach: Entweder, da die Kosten für diesen zu hoch sind oder weil es unterschiedliche Vorstellung über das Angebot gibt.
Jüngst mussten sich die Stadtverordneten mit einem Vorstoß der CDU-Fraktion beschäftigen. Die Christdemokraten hatten vorgeschlagen, nach Vorbild anderer Kommunen einen nächtlichen Rufbus einzuführen.
Stadt Offenbach: Erhöht nächtlicher Rufbus die ÖPNV-Attraktivität?
In Darmstadt verkehrt der „Heinerliner“, in Frankfurt gibt es Elektro-Rufbusse, in Wiesbaden Anrufsammeltaxen und im Osten des Kreises Offenbach ist der sogenannte Hopper unterwegs: Praktikable Vorbilder für das Ansinnen gibt es somit, auch wenn diese nicht in allen Kommunen unumstritten sind – was die antragstellende Fraktion freilich lieber unerwähnt ließ.
Mit Blick auf den Antrag der Ampel-Koalition, den Finanzierungsanteil am ÖPNV zu halbieren, argumentierte die CDU, dass dieser an Attraktivität gewinne, wenn ein Rufbus in den Randzeiten im Einsatz wäre. Zudem könnten unrentable Linien in diesen Zeiten eingespart werden, was den Haushalt entlaste. Der Betrieb eines Gelenkbusses verursache wohl höhere Kosten als der eines elektrischen Mini-Vans, sagte CDU-Parteichef Andreas Bruszynski.
Weder bei der Koalition aus SPD, Grünen und FDP noch bei der oppositionellen Linken konnte Bruszynski damit allerdings überzeugen: Markus Philippi von den Linken sagte, dass damit die „Legende von der warmen Luft“, die in den Abendstunden herumgefahren werde, befeuert werde.
ÖPNV in der Stadt Offenbach: Fachbüros untersuchen Sinn von nächtlichem Rufbus
Allerdings hatten im vergangenen Jahr, als die Koalition wegen Corona Einsparungen im ÖPNV beschloss, auch Koalitionsvertreter mehrfach davon gesprochen, dass oftmals in Randzeiten keine oder nur wenige Fahrgäste transportiert würden. Damals beantragte die Ampel-Koalition, den Finanzierungsanteil am ÖPNV zu halbieren.
Laut Philippi fehle es auf dem Betriebshof der Verkehrsbetriebe an der Hebestraße auch an Platz für zusätzliche Rufbusse, deren Einführung bedeuten würde, dass in den Randstunden alle übrigen Angebote wegfielen. „Für unsere kleine Stadt lohnt sich das nicht wie für das weitläufige Darmstadt“, sagte Philippi.
Ähnlich argumentierte die grüne Bürgermeisterin und Mobilitätsdezernentin Sabine Groß: Man habe gleich zwei Fachbüros beauftragt zu untersuchen, ob die Einführung von Rufbussen in Offenbach wirtschaftlich wäre.
Mehrheit der Stadt Offenbach lehnt Vorschlag für nächtlichen Rufbus ab
Beide seien zu dem Schluss gekommen, dass dies für Offenbach keine Alternative wäre. „Wenn man als Familie einen großen Kombi hat, aber abends mal alleine fahren will, kauft man sich auch keinen Smart hinzu“, habe eines der Büros laut Groß erklärt.
In anderen Kommunen seien die Rufbusse und -taxen oftmals von Fördergeld finanzierte Modellprojekte, deren Verstetigung zweifelhaft sei, sobald die Förderung nach Ablauf des Projektzeitraums wegfalle.
Letztlich stimmten nur die Freien Wähler mit der CDU für die Einführung der Rufbusse, die Mehrheit der Stadtverordneten lehnten ab. (Frank Sommer)