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Startschuss für Ladesäulen-Ausbau in Offenbach – Vorhaben bietet Konfliktpotenzial

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Von: Frank Sommer

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Die Ladesäulen – hier auf dem Areal der Stadtwerke – verfügen über zwei Ladepunkte, zwei Autos können gleichzeitig „betankt“ werden.
Die Ladesäulen – hier auf dem Areal der Stadtwerke – verfügen über zwei Ladepunkte, zwei Autos können gleichzeitig „betankt“ werden. © Bräuner

Startschuss für Ladesäulen-Ausbau in Offenbach: Stromtankstellen-Anbieter können sich ab dem 15. März bei der Stadt um Standorte bewerben.

Offenbach – Für Autos mit konventionellem Verbrenner-Antrieb gibt es ein breites Netz an Tankstellen – auf dem Gebiet der Ladestationen für Elektroautos gibt es dagegen noch viel zu tun. Während einige Kommunen auf zentrale Lösungen setzen, plant Offenbach ein dezentrales Angebot. Ab 15. März können sich Anbieter für Ladesäulen-Infrastruktur bei der Stadt um Konzessionen bewerben. Dafür hat der Magistrat in einer Richtlinie für den Ausbau der entsprechenden Infrastruktur die Stadt in 40 Gebiete aufgeteilt. Für jedes ist vorgesehen, dass ein Anbieter die Grundversorgung übernimmt.

Die Stadt hat für jedes der 40 Gebiete den Ladebedarf bis 2025 und bis 2030 ermittelt, der jeweilige Anbieter muss den ermittelten Bedarf abdecken. So sind etwa bis 2025 auf der Rosenhöhe vier Ladepunkte vorgesehen, bis 2030 dann zehn. Im südlichen Bürgel um den Mainzer Ring ebenso wie am Buchhügel um die Obere Grenzstraße herum sind jeweils zunächst vier, bis 2030 schließlich 14 Ladepunkte geplant. In der dicht besiedelten Innenstadt ist in den einzelnen Gebieten meist nur eine Säule möglich.

Offenbach: Ladesäulen statt Parkplätze

Das Vorhaben dürfte jedoch Konfliktpotenzial bieten, denn für die Ladepunkte werden bisher öffentliche Parkplätze umgenutzt – in Gebieten mit hohem Parkdruck wird dieser durch den Wegfall der Stellplätze zugunsten kommerziell betriebener Ladesäulen-Stellplätze also erhöht.

Allerdings sind die Ladepunkte notwendig, um zusammen mit weiteren auf den Grundstücken von Firmen oder Supermärkten ein Angebotsnetz zu schaffen: Wer über Eigentum verfügt, kann auf seinem eigenen Grund und Boden meist eine entsprechende Vorrichtung anbringen. Mieter haben in dieser Beziehung jedoch das Nachsehen und sind auf Angebote in der Öffentlichkeit angewiesen.

Ladestationen in Offenbach: App verrät Verfügbarkeit

Was den Bedarf an Ladeinfrastruktur betrifft, verweist Mobilitätsdezernentin Sabine Groß (Grüne) auf die bundesweit steigende Zahl der Neuzulassungen von E-Autos: Waren es 2017 noch 25.056, stieg sie 2019 auf 63.281 und 2021 vervielfachte sie sich auf 335.961 Zulassungen. In Offenbach ist die Zahl allerdings bescheidener: Seit Jahren liegt der Bestand an privaten Pkw laut Statistik bei 60.000 Fahrzeugen. Stand 2. März gibt es 5547 Fahrzeuge mit Hybrid- oder E-Antrieb, reine Elektroautos sind es 1362.

Bedingt durch das städtische Stromnetz sind keine Schnellladesäulen geplant, sondern Angebote mit Wechselstrom bis zu 22 kWh, wie Lukas Glitsch vom Umweltamt erläutert. „Ein Großteil der Fahrzeuge kann ohnehin nur 11 kWh nutzen, eine Vollladung dauert etwa sechs Stunden.“ Per App soll auf dem Smartphone abgerufen werden können, welche Ladepunkte in den jeweiligen Gebieten frei oder für welchen Zeitraum voraussichtlich belegt sind.

Energieversorgung Offenbach (EVO) einer von mehreren Interessenten

Um Ärgernisse wie etwa die seit geraumer Zeit defekte E-Ladestation in der Rathaus-Tiefgarage zu vermeiden, ist in der Richtlinie vorgesehen, dass die Betreiber für die jeweiligen Gebiete verpflichtet sind, dem prognostizierten Bedarf innerhalb von sechs Monaten nachzukommen – sonst erlischt die Konzession, und andere Betreiber dürfen dort tätig werden. So soll verhindert werden, dass ein Betreiber durch Untätigkeit die Versorgung eines Gebiets blockiert.

Groß geht davon aus, dass auch der Energieversorger EVO sich um mehrere Gebiete bewirbt – ansonsten hätten „regionale, aber auch internationale Anbieter“ bereits Interesse an dem Verfahren bekundet. (Frank Sommer)

In Offenbach will ein überzeugter E-Autofahrer Ladesäulen der Öffentlichkeit zugänglich machen. Die Stadt hat jedoch andere Pläne.

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