EVO erhöht die Preise: Deutlicher Anstieg bei Fernwärme ist trotzdem eine gute Nachricht

Die EVO kündigt ihren Kunden eine Preiserhöhung um 57 Prozent für Fernwärme an. Strom und Gas sollen im Januar folgen.
Offenbach – Seit Monaten wird davor gewarnt, jetzt macht die Energieversorgung Offenbach ernst – und erhöht die Preise für Fernwärme dramatisch. 57 Prozent müssen Kunden zukünftig mehr für diese Energieform zahlen. EVO-Sprecher Harald Hofmann rechnet vor: „Für einen typischen Haushalt mit einem jährlichen Verbrauch von 18 000 Kilowattstunden werden sich die Kosten um knapp 90 Euro im Monat erhöhen.“ Auf ein Jahr ergibt sich so eine Steigerung von etwa 1080 Euro.
Die Preissteigerung resultiert vor allem aus den „massiv gestiegenen Preisen für Kohle“, sagt EVO-Vertriebsleiterin Bettina Buchert. Allein im vergangenen Jahr habe sich der Preis um rund 135 Prozent erhöht. Zudem sind laut EVO die Kosten für Kohlendioxid-Zertifikate um 100 Prozent gestiegen.
Energiekrise in Offenbach: Preiserhöhung der EVO auf den zweiten Blick eine gute Nachricht
Was für viele Kunden des Offenbacher Grundversorgers ein Schock sein dürfte, ist bei näherer Betrachtung eigentlich eine gute Nachricht. Denn die Steigerung von 57 Prozent liegt weit unter den Preissteigerungen, die aktuell an den Weltmärkten für Erdgas zu beobachten sind. Dort sind es mitunter keine 57 Prozent sondern das Zehnfache, also weit über 500 Prozent.
Warum die Offenbacher Haushalte (knapp 50 Prozent), die Fernwärme beziehen noch relativ glimpflich wegkommen, erklärt Hofmann so: „Wir haben in Offenbach eine besondere Situation, die uns auch von einigen anderen regionalen Anbietern unterscheidet. Wir haben das Müllheizkraftwerk.“ In Offenbach wird die Hälfte der Fernwärme durch das Verbrennen von Abfällen erzeugt. Der Rest entsteht durch das Verbrennen von Kohle. Zwar ist, laut Hofmann, auch der Kohlepreis um das bis zu Vierfache auf den Weltmärkten gestiegen. „Kombiniert mit dem Müll, der ja sowieso anfällt, ergibt sich eine Mischung, die die Preise auf im Vergleich relativ moderatem Niveau ansteigen lässt.“
Offenbach: Preisverhandlungen der EVO sorgen für langsameren Anstieg
Ganz anders sieht es bei manch anderen regionalen Anbietern aus, die ihre Fernwärme fast ausschließlich aus Erdgas gewinnen. Dort sind doppelt so hohe Preissprünge zu beobachten.
Dazu kommt der Stadtwerke-Vorteil. Harald Hofmann erklärt, was dahinter steckt. Traditionell arbeiteten die kommunalen Energieunternehmen mit längerfristigen Lieferverträgen. „Die EVO etwa handelt die Preise auf drei Jahre im Voraus aus“, sagt Hofmann. „Das sorgt jetzt in der Krise dafür, dass die Preise nur langsam ansteigen.“ Neue Energie werde immer nur in Tranchen dazugekauft, die dann wiederum auf drei Jahre festgelegt werden.
Die wirkliche Preisexplosion finden dagegen bei anderen Unternehmen statt. Nämlich denen, die sich vornehmlich am sogenannten Spot-Markt bedient haben. „Dort wird tagesaktuell Energie gehandelt und eingekauft“, erklärt Hofmann. Zwar ließen sich in normalen Zeiten so günstige Energiepreise verwirklichen. „Aber auch die Preisexplosion an den Märkten wird jetzt genauso an die Kunden weitergegeben.“
Energiekrise in Offenbach: Strom und Gas wird ab Januar teurer
Viele der Unternehmen, die am Spot-Markt spekuliert haben, sind mittlerweile insolvent oder haben die Verträge ihrer Kunden gekündigt. Der Schaden ist mitunter immens, vor allem, weil einige dieser Anbieter auch mit hohen Vorauszahlungen gearbeitet haben, die die Kunden jetzt nicht wiederbekommen. Dass das Problem groß ist, zeigen die Zahlen der Energieversorgung. Hofmann: „Allein in unserem Versorgungsgebiet sind seit der Zuspitzung am Energiemarkt bislang rund 3000 Kunden in den Grundtarif der EVO gewechselt.“
Zum 1. Januar dreht sich das Preiskarussell dann bei Strom und Gas. Hofmann kündigt an: „Der Strompreis wird im Jahresvergleich weniger stark steigen als die Fernwärme. Gas dafür stärker.“ Allerdings sei vieles noch in der Schwebe, etwa die Gasumlage. (Christian Reinartz)
In Offenbach wird trotz der Energiekrise offenbar kein Gas gespart.