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Energiekrise in Offenbach: Werden alle Ampeln abgeschaltet?

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Von: Frank Sommer

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Die Energiekrise beschäftigt auch die Verantwortlichen in Offenbach. Mehrere Vorschläge stehen zur Diskussion. Der nahende Schulstart verlangt nach Entscheidungen.

Offenbach – Die Energiekrise beschäftigt die Kommunen, auch in Offenbach suchen Magistrat und Stadtverwaltung nach Einsparmöglichkeiten für Gas und Strom. Die Zeit drängt, denn die Heizperiode ist nicht mehr fern, bis dahin müssen Beschlüsse vorliegen. Von Anfang an hat Oberbürgermeister Felix Schwenke aber erklärt, dass er kommunale Alleingänge für falsch hält: Statt dass jede Stadt und Gemeinde eigene Regeln erlässt, sei es sinnvoller, einheitlich vorzugehen.

Einiges, was hessenweit diskutiert wird, ist bereits in Offenbach umgesetzt. So wurden bereits in den vergangenen Jahren in öffentlichen Gebäuden stromsparende LED-Lampen anstelle konventioneller Leuchten montiert. Somit ist es für Offenbach eher eine Frage, was wie häufig beleuchtet wird. Der Vorschlag, öffentliche Gebäude nachts nicht mehr anzustrahlen, ist daher konsequent – in Offenbach ist die Anzahl der in Frage kommenden Gebäude aber überschaubar.

Dunkelheit wagen: Nicht nur zur Luminale wie auf diesem
Dunkelheit wagen: Nicht nur zur Luminale wie auf diesem © Archiv/P

Energiekrise in Offenbach: Werden die Ampeln abgeschaltet?

Ledermuseum, Stadthalle, Capitol, die beiden Museen im Kulturkarree und die Bodenbeleuchtung des Stadthofs könnten ausgeschaltet werden, heißt es. Der Effekt wäre allerdings eher symbolisch, als dass dadurch wirklich viel Energie eingespart werden könnte. Im Verbund mit Privatleuten, Kirchen und Unternehmen könnte dagegen wahrscheinlich mehr erzielt werden.

Ein heikles Thema ist der Vorschlag, die Ampeln über Nacht abzuschalten: Bereits jetzt wird schon die Hälfte der knapp 140 Ampelanlagen hauptsächlich zwischen 22 und 6 Uhr ganz oder teilweise abgeschaltet. Allerdings hat die Stadt eine Verkehrssicherungspflicht und kann daher nicht nach Belieben die Verkehrsregelung außer Kraft setzen.

Energiekrise in Offenbach: Stadt strebt einheitliche Regelungen mit anderen Kommunen an

Die Richtlinie für Lichtsignalanlagen etwa schreibt vor, dass die Ampeln „ununterbrochen in Betrieb gehalten werden“ sollten. Ausnahmen sind nur möglich, wenn auch ohne Ampel „ein sicherer Verkehrsablauf“ gewährleistet ist. Eine Prüfung hat nun ergeben, dass die bisher nachts betriebenen Ampeln für die Verkehrssicherung nötig sind, diese also nicht zusätzlich abgeschaltet werden können. Da die meisten Ampeln inzwischen auf LED-Leuchten umgestellt wurden, ist auch an dieser Stelle kein weiteres Energieeinsparpotenzial mehr vorhanden, heißt es.

Zu untersuchen hat der Energiespar-Stab noch einiges, doch für konkrete Vorgaben möchte die Stadt sich mit anderen Kommunen absprechen. Ein Wettbewerb, welche Stadt die strengsten oder geringsten Vorgaben in Sachen Heizen und Stromverbrauch mache, sei nicht zielführend, sagt Oberbürgermeister Schwenke. Schon das Vorgehen in der Corona-Pandemie habe gelehrt, dass einheitliche Regelungen wichtig seien. In knapp zwei Wochen, am 31. August, tagt das Präsidium des Hessischen Städtetags, in den Tagen darauf, so hofft man in der Stadt, werden sich die Mitglieder auf ein Regelwerk einigen.

Offenbach: Frage des Schulschwimmens noch offen

Das ist auch dringend nötig, denn im September beginnt wieder die Schule, dann sollte unter anderem die Frage des Schulschwimmens geklärt sein – hier geht es vor allem darum, auf wie viel Grad die Wassertemperatur reduziert werden kann, um noch den gesundheitlichen Vorgaben gerecht zu werden, aber auch, um ein angemessenes Lernen zu ermöglichen. Im Schwimmbad auf der Rosenhöhe wurde die Temperatur bereits auf 23,9 Grad abgesenkt, es wird nicht mehr stark zusätzlich geheizt.

Geregelt werden muss auch die Frage nach der Beheizung öffentlicher Gebäude, also Verwaltung, Veranstaltungsräume, Kitas oder Schulen: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat kürzlich erklärt, er befürworte, dass „höchstens 19 Grad“ in öffentlichen Gebäuden herrschen dürften. Die Absenkung der Raumtemperatur wird von der Stadt genau geprüft. „Ein Grad Raumtemperatur weniger entspricht sechs Prozent Energieersparnis, das hat unsere Prüfung ergeben“, sagt Kämmerer Martin Wilhelm.

Heikel und konfliktbeladen sind Vorschläge von verschiedenen Seiten, die den Sport und Veranstaltungen betreffen: Für Veranstaltungen im Freien oder in Hallen wird viel Energie für Wärme und Licht verwendet, prinzipiell gibt es hier ein großes Einsparpotenzial. Doch die Veranstaltungsbranche hat sich noch nicht von den Folgen der Pandemie erholt, neue Einschränkungen würden die Unternehmen in größte Not bringen. Und im Sport ist ebenfalls kaum zu erwarten, dass Vereine einer ganzen oder teilweisen Schließung von Hallen freudig zustimmen. Ebenso beim Stadion: Zwar könnte hier viel Energie eingespart werden, doch hätte der OFC das Nachsehen. Daher sind interkommunale Absprachen und Regelungen mit den Verbänden notwendig. (Frank Sommer)

Energieversorger EVO sieht sich bei der Gasversorgung in Offenbach „nicht machtlos“.

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