Offenbach: Feier zum 70-jährigen Bestehen des Wetterdienstes

Alle wollen wissen, ob es regnen oder stürmen wird: Über 370 Millionen Abfragen im Jahr verzeichnet der Deutsche Wetterdienst (DWD) bei seinen verschiedenen digitalen Vorhersage-Portalen. Seit 2017 werden alle Daten kostenfrei zugänglich gemacht.
Offenbach - Einen Rückblick auf die Gründungszeit aber auch Ausblicke auf die künftigen Aufgaben der Bundesbehörde präsentierte DWD-Präsident Gerhard Adrian am gestrigen Montag bei der Feierstunde zum 70-jährigen Bestehen: Mit Bundesverkehrsminister Volker Wissing hatte sich Besuch aus der Hauptstadt angekündigt, auch wenn es dann eher eine kurze Stippvisite war. Der Minister habe weitere Termine, war zu hören.
„Hier arbeitet nicht der Frosch, hier werden wissenschaftlich fundierte Daten ausgewertet“, sagte Wissing mit Blick auf die Arbeit der Behörde. Früher ist die Wettervorhersage etwa von Landwirten mit Spannung erwartet worden, aber auch Chirurgen fragten vor komplizierten Operationen wegen möglicher Temperaturschwankungen an oder Transportunternehmen, da diese wissen wollten, ob sie zusätzliches Eis zur Kühlung bei Transporten je nach Wetterlage brauchten. „Heute trägt der DWD mit seinen Hitzewarnungen zum Schutz des Lebens bei“, sagte Wissing. Künftig werden die Daten des Wetterdienstes vor allem für das geplante Naturgefahren-Warnportal wichtig, auch für autonomes Fahren seien die Erkenntnisse der Wetterexperten in naher Zukunft unabdingbar.
„Wir nehmen es nicht als selbstverständlich, dass der Wetterdienst seinen Sitz in Offenbach hat“, erklärte Oberbürgermeister Felix Schwenke, „wir sind stolz, den Wetterdienst hier zu haben.“ Stadt und DWD würden eng zusammenarbeiten, mit Wetterpark und Wetter- und Klimawerkstatt gebe es zwei Vorzeigeprojekte.
Der seit 2005 bestehende Wetterpark sei ein toller Ausflugsort, ein echter Lehrpfad. Und die im vergangenen Jahr eingerichtete Wetter und Klimawerkstatt in der Innenstadt habe sich als wahrer Besuchermagnet erwiesen. „Selbst eine Firma aus Stuttgart mache ihren Betriebsausflug in unsere Werkstatt“, sagte der Oberbürgermeister.
Bei beiden Projekten liefert der DWD die Expertise, die Finanzierung dagegen stammt von der Stadt. Umso mehr freut sich Schwenke, dass die Stadt die Wetter- und Klimawerkstatt nun für fünf Jahre sichern konnte.
Wurden in den Anfangsjahren des DWD alle drei Stunden Wetterbeobachtungen von Mitarbeitern der Zentrale gemeldet, erfolgt nun minütlich die Meldung automatisch erzeugter Daten. „Wir arbeiten immer an den Grenzen der Technik“, erklärte DWD-Präsident Adrian. Trotz aller Automatisierung und Digitalisierung seien menschliche Spezialisten aber immer noch das Herz des Wetterdienstes.
Mit Blick auf künftige Unwetter-Warnsysteme seien Spezialisten nötig, die mit dem Katastrophenschutz eng zusammenarbeiten, hinsichtlich der Hausforderungen des weltweiten Klimas Experten in Sachen Klimaschutz.
Eine Vorhersage gab es zum Schluss auch: Allen Berechnungen zufolge wird der Winter nicht so kalt wie im Durchschnitt. „Wir erwarten eine Mitteltemperatur von 2 Grad, der langjährige Durchschnitt beträgt 1,4 Grad“, sagte Adrian, „es wird ein wärmerer Winter als sonst.“.
Von Frank Sommer