Mutmaßliche IS-Anhänger festgenommen: Aufmerksam beobachten

Dass jetzt erneut Offenbach in den Fokus der deutschen Terror-Ermittler geraten ist, mag manche erstaunen und enttäuschen. Denn die Präventionsanstrengungen waren zuletzt vor allem in Rhein-Main unübersehbar.
Offenbach - Auch Beratungsstellen sollen ja verhindern, dass es überhaupt zum Einstieg in die radikale Szene kommt. In vielen Workshops in Schulen oder Jugendzentren wurde bereits versucht, das Phänomen Dschihadismus zu entzaubern. Die Stadt Offenbach hat zuletzt mehr als 100 000 Flyer an Schulen, Kitas, Moscheevereine und Haushalte verteilt, um für die „Beratungsstelle gegen religiös motivierten Extremismus“ zu werben.
Zugleich ist durch die Festnahmen von drei verdächtigen jungen Männern in Offenbach deutlich geworden, dass das Rhein-Main-Gebiet weiter zu den Schwerpunktgebieten der islamistischen Szene in Hessen gehört. Gewaltbereite Dschihadisten stellen aus Sicht des Verfassungsschutzes auch (neben Rechtsterroristen) die größte Gefahr für die öffentliche Sicherheit dar.
Offenbach: Rhein-Main weiter Schwerpunktgebiet Islamistischer Szene
Was uns auch im aktuellen Fall ängstigen sollte: Die Ermittler gehen davon aus, dass die drei einen Anschlag mit Waffen oder Sprengstoff hier in der Region geplant hatten – mit dem Ziel, möglichst viele „Ungläubige“ umzubringen.
Die Sicherheitsbehörden werden nun Licht ins Dunkel dieser furchtbaren Vorkommnisse bringen müssen. Und zumindest besteht die Chance, dass der Fall vielen endgültig die Augen öffnet – auch mit Blick auf die Gefahren, die durch die Abschiebung deutschen Kämpfer der Terrormiliz Islamischer Staat aus der Türkei drohen.
Gewaltbereite Islamisten nutzen die Freiheiten unserer Gesellschaft, um kriminelle Netzwerke zu knüpfen. Das Ergebnis kann teuflisch sein, wie die Terroraktivitäten überall in Europa beweisen. Gegensteuern lässt sich nur durch aufmerksames Beobachten – der Staatsschützer, aber auch jedes einzelnen Bürgers. Ganz besonders jener, die im Kontakt mit jungen Menschen sind.
Pädagogen in Schulen und Jugendzentren dürfen die riesigen Herausforderungen beim Umgang mit muslimischen Jugendlichen nicht verdrängen. Und sie brauchen noch wesentlich mehr Unterstützung durch staatliche Stellen bei der Aufklärungsarbeit. Von Peter Schulte-Holtey