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Fehlgeleiteter Böller: Feuer in der Silvesternacht trifft junge Familie in Offenbach hart

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Von: Frank Sommer

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Weil ein fehlgeleiteter Böller einen Brand auslöste, steht eine junge Familie in Offenbach nun ohne Dach über dem Kopf da. Die Wohnung ist unbewohnbar geworden.

Offenbach - Hinter jeder Meldung steckt ein Schicksal: In der Silvesternacht meldete die Feuerwehr, dass in der Sibeliusstraße ein Moped vor einem Mietshaus gebrannt habe und der Rauch in das Treppenhaus eingedrungen sei. Sieben Personen mussten wegen des Verdachts auf Rauchgasvergiftung behandelt werden. Was das im konkreten Fall bedeutet, schildert ein Mieter des betroffenen Wohnobjekts, das der Nassauischen Heimstätte (NH) gehört.

Markus J. (Name von der Redaktion geändert), der mit seiner Frau und einem Kleinkind in dem Gebäude in der Sibeliusstraße wohnt, weiß aktuell nicht, wohin, da der Rauch in seine Wohnung gezogen ist. „Am Montag war ein Sachverständiger da, der sagte, die Wohnung sei gerade für ein Kleinkind nicht nutzbar“, sagt er. Die erste Nacht sei er bei den Schwiegereltern untergekommen, doch das sei kein Dauerzustand. Ein Vertreter der NH habe ihm am Montag gesagt, dass es seine Sache sei, sich um eine Unterkunft zu kümmern.

Nach Brand in der Silvesternacht: Junge Familie aus Offenbach kann Einrichtung nicht mehr nutzen

Ein weiterer Streitpunkt ist die Frage, wer für die beschädigte Einrichtung aufkommt: Sämtliche Möbel sind laut Aussage des Fachmanns nicht mehr nutzbar und müssen entsorgt werden. „Ein Vertreter der Nassauischen Heimstätte sagte, dass das Unternehmen die Reinigung von Boden, Decke, Türen und Fenster zahle, aber nicht die Einrichtung ersetzen würde – das sei Sache der Hausratversicherung. Die habe ich aber nicht, ich bin Student und kann mir keine leisten“, sagt J. Ein Sachverständiger, der dabei war, habe gesagt, die Sanierung würde rund 10. 000 Euro kosten.

Die Fassade ist rußgeschwärzt.
Die Fassade ist rußgeschwärzt. © p

Doch J. sieht die Schuld für die Situation bei der NH: Eine Sicherheitsluke im fünften Obergeschoss, durch die der Rauch im Treppenhaus hätte entweichen können, sei nämlich geschlossen gewesen „Die Luke ist nicht einmal an den Stromkreis angeschlossen, konnte also gar nicht funktionieren“, sagt er. Zum Zeitpunkt des Brandes hätte es auch nur einen Feuerlöscher im Treppenhaus gegeben.

Gutachten soll Verantwortung für Schäden in Offenbacher Wohnung nach Brand klären

Was den Vorwurf der nicht funktionierenden Sicherheitsluke anbelangt, so schreibt die NH auf Nachfrage, dass man bezogen auf die Brandschutzeinrichtungen noch in der Prüfung sei und noch „keine abschließende Aussage treffen“ könne. Ein Brandschutzgutachter sei am Montag nicht vor Ort gewesen, sondern ein „Techniker mit einem Spezialisten einer Schadenssanierungsfirma“. Dieser habe eine Einschätzung bezüglich des Schadens vorgenommen. „Auf eine Unbewohnbarkeit der Wohnung haben wir seitens der Firma keinen Hinweis erhalten, wir verstehen jedoch den Wunsch des Mieters, dort derzeit nicht wohnen zu wollen“, schreibt die NH.

Die Polizei bestätigt, dass wegen Verdachts auf fahrlässige Brandstiftung ermittelt werde. Nach Angaben der Hausbewohner ist das Feuer wohl durch ein fehlgeleitetes Silvesterfeuerwerk entstanden.

Vermieter sucht gemeinsam mit Familie eine Lösung nach Brand in der Silvesternacht

Was die Versicherungsfrage betreffe, werden Brandschäden laut NH grundsätzlich über die Gebäudeversicherung des Eigentümers abgewickelt, die Einrichtung der Mieter in der Regel jedoch nicht. Die NH verweist darauf, alle Mieter stets über die die Notwendigkeit einer Hausratversicherung zu informieren und auch selbst eine anzubieten.

Feuerwehr
Wegen eines fehlgeleiteten Böllers musste in Offenbach an Silvester die Feuerwehr ausrücken. (Symbolbild) © Monika Skolimowska/dpa-Zentralbild/ZB/Symbolbild

Allerdings wolle man sich kulant zeigen und eine Firma mit der Reinigung der Einrichtung beauftragen. Auch werde geprüft, ob man den Mietern bezüglich einer vorübergehenden Unterkunft entgegenkommen könne.

Familie J. ist nun in ein Zimmer bei den Eltern vorübergehend eingezogen, eine Lösung auf Dauer sei das mit dem kleinen Kind jedoch nicht. Inzwischen habe sich aber eine Mitarbeiterin der NH gemeldet. Diese sei sehr freundlich und einfühlsam gewesen, schildert J., sie habe versichert, dass die Reinigung schnellstmöglich geschehen soll. „Wir warten nun ab, wie es weitergeht“, sagt er, „wenn etwas von den Möbeln gereinigt werden kann, ist es gut – wir wollen ja nur das, was uns zusteht.“ (Frank Sommer)

Schon einen Tag vor Silvester gab es in Hanau einen Brand, der von einem Silvesterknaller ausgelöst worden sein könnte. Dort brannten 180 Strohballen ab.

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