Neue Rettungswache gesucht: Verkehr in Offenbach wird für die Feuerwehr zum Problem

Damit Feuerwehr und Notärzte in Offenbach rechtzeitig kommen, wird eine neue Wache benötigt. Die Stadt ist bei der Suche alles andere als eine Hilfe.
Offenbach – Zehn Minuten. Innerhalb dieser Zeit muss nach Absetzen eines Notrufs der Rettungswagen an Ort und Stelle sein. Zehn Minuten können sehr lange sein, besonders, wenn es um Leben und Tod geht. „Momentan bekommen wir es in Offenbach noch hin, innerhalb zehn Minuten am Einsatzort zu sein“, sagt Branddirektor Uwe Sauer, Leiter der Feuerwehr. Doch in Zukunft könnte es gerade im Nordwesten der Stadt problematisch werden, die Rettungszeiten einzuhalten – aus mehreren Gründen.
Denn zum einen wächst die Stadt, besonders im Norden ist mit dem Hafenviertel ein völlig neues Gebiet entstanden, auch der Kaiserlei entwickelt sich weiter. „Die ganzen Strukturen für Feuerwehr und Rettungsdienste stammen aber aus einer Zeit, als man mit 112 .000 Einwohnern plante – nun sind wir bei mehr als 140 .000 angekommen“, sagt Sauer.
Zum anderen entwickelt sich der Verkehr weiter: Die Stadt setzt auf Verkehrsberuhigung, will bisher dem Autoverkehr zur Verfügung gestellten Raum etwas mehr Radfahrern oder Fußgängern überlassen. Wohlinformierte Kreise im Rathaus wissen zu berichten, dass bei der Planung rund um Verkehrsberuhigung im Zuge des Radentscheids die Belange der Feuerwehr und Rettungsdienste wenig berücksichtigt wurden.
Feuerwehr in Offenbach: Bei Wiederbelebung zählt jede Minute
Sauer möchte das nicht kommentieren, erklärt aber, dass es für Feuerwehr und Rettungswagen problematisch werde, wenn sich die Verkehrssituation ändert. „Wenn der Platz zum Ausweichen fehlt, kommen wir mit den Rettungsfahrzeugen nicht weiter“, erklärt er, „gerade bei einer Wiederbelebung bedeutet jede Minute, die wir später eintreffen, dass die Chancen für die Reanimation um zehn Prozent sinken.“ Dass die Rettungswagen zügig jeden Winkel der Stadt in kürzester Zeit erreichen, sei somit überlebenswichtig.
„Dazu kommt, dass momentan drei Rettungswachen auf einem Stück von 700 Metern auf dem südlichen Ring zusammenliegen, von der Feuerwehr bis zum Roten Kreuz. Das ist strategisch nicht günstig“, erklärt Sauer. Daher wäre für das Gebiet nördlich der Berliner Straße und westlich der Kaiserstraße zunächst eine weitere Rettungswache sinnvoll.
Eigentlich, sagt der Feuerwehrchef, sei ein Teil des ehemaligen 2. Polizeireviers an der Berliner Straße ideal gewesen als Standort für eine neue Rettungswache. Dass alle Beteiligten aus der Zeitung erfahren mussten, dass diese Planung aufgegeben wurde, sei schmerzhaft gewesen. Auch im Planungsamt und bei SPD wie FDP war man verwundert, als Ende Mai sich die Grünen als Teil der Ampel-Koalition überraschend gegen die Nutzung der Liegenschaft Berliner Straße 213 als zweite Rettungswache ausgesprochen hatten. Der größte Teil des ehemaligen Polizeireviers hätte der Goetheschule als Erweiterung dienen sollen, doch Eltern und Lehrer forderten sowohl die Liegenschaften 213 und 215 zur Schul-Vergrößerung, was die Grünen unterstützen.
Neuer Standort für Rettungswache in Offenbach gesucht
Nun muss ein neuer Standort für eine Rettungswache gefunden werden – und das ist kompliziert, denn gar so viele Optionen gibt es in dem verdichteten Gebiet nicht. Unabhängig von der Grundstücksfrage muss die Erreichbarkeit oberstes Ziel sein. Ein Grundstück am im Westen des Kaiserleis, fast schon auf Frankfurter Gemarkung, sei keine Option, betont Sauer.
Für die Zukunft sei nicht auszuschließen, dass sogar eine zweite Feuerwache im Nordwesten erforderlich sein könnte. Denn die jetzige Wache an der Rhönstraße ist trotz Erweiterung deutlich zu klein. „Wir platzen aus allen Nähten, es mangelt besonders an Platz für die Ausbildung und wir besitzen kein Lager“, sagt Sauer, „wir sind weit entfernt von der heute gültigen Norm, was Abstände im Arbeitsschutz anbelangt.“
1958 sei die Entscheidung für eine Wache an dieser Stelle richtig gewesen, doch für die aktuelle Entwicklung der Stadt bräuchte es entweder eine deutliche Vergrößerung oder einen zusätzlichen Standort. (Frank Sommer)