Heftige Kritik an Neubau für Fröbelschule in Offenbach - Verantwortliche beziehen Stellung
Der Neubau für die Fröbelschule in Offenbach ist fast startklar. Doch die Kritik von Eltern wie Lehrern ist deutlich. Nun reagieren die Verantwortlichen.
Offenbach - Der lang ersehnte Neubau der Fröbelschule – einer Schule für Kinder mit geistigen und körperlichen Behinderungen – in Offenbach ist fast fertig. Doch in den vergangenen Wochen hagelte es heftige Kritik am Neubau: Er sei zu klein geplant und werde den Bedürfnissen der Kinder nicht gerecht. Nach einem Bericht in unserer Zeitung meldeten sich zahlreiche Eltern, Lehrer und Therapeuten und machten ihrem lang angestauten Ärger rund um den Neubau Luft.
„Die Kommunikation ist in der Vergangenheit leider sehr unglücklich verlaufen“, sagt Kämmerer Martin Wilhelm (SPD), Dezernent der für den Neubau zuständigen Baugesellschaft GBO. Auch Schuldezernent Paul-Gerhard Weiß (FDP) räumt ein, dass in der Kommunikation Fehler geschehen seien. „Mit einer Zahl, die uns mitgeteilt wurde, haben wir leider auch für Verwirrung gesorgt“, sagt Weiß. Bei einer Begehung mit unserer Zeitung hatten Weiß und Wilhelm erklärt, dass die Schule für über 200 Kinder ausgelegt, die Klassenraumgröße für 14 Kinder bemessen sei. Lehrer und Eltern verwiesen aber darauf, dass in Hessen bei Schulen mit Förderschwerpunkt wie an der Fröbelschule nur acht Kinder pro Klasse zugelassen seien.
Fröbelschule Offenbach: Eltern und Lehrer befürchten Fehlplanung
Dass die Schule zu klein geplant wurde, befürchteten Eltern wie Lehrer. Zumal es, wie Wilhelm einräumt, in den Planungsakten den Vermerk gibt, dass man der hohen Kosten wegen etwas verkleinert habe. „Ich habe die Planung von meinem Vorgänger übernommen und sofort prüfen lassen, um was es sich handelt“, sagt Wilhelm.

Tatsächlich ist es so, dass die Obergrenze bei acht Schülern pro Raum liege, 14 sei eine Fehlinformation gewesen. Das Raumkonzept des Neubaus sieht 18 Klassenräume zu acht Schülern, also 144 Schulplätze vor. Momentan werden 138 Kinder im Altbau der Fröbelschule unterrichtet, für das kommende Schuljahr werden 149 erwartet. Die Stadt betont nun, dass die Schule dennoch nicht zu klein sei – denn zu den 144 Plätzen im Neubau kämen noch 24 Plätze in sogenannten Kooperationsklassen an drei Offenbacher Schulen, die von Lehrern der Fröbelschule betreut werden. Zusammengerechnet bietet die neue Fröbelschule also 168 Plätze, wobei 24 davon an anderen Schulen ausgelagert sind. Von den erwarteten 149 Schülern ab dem Sommer würden acht an der Erich-Kästner-Schule betreut, so dass die Räume ausreichen würden.
Das Schulamt verweist in dieser Angelegenheit darauf, dass bei Bedarf Räume der Fröbelschule in Klassenräume umgewandelt werden könnten. Sechs Räume wären problemlos nutzbar und hätten die entsprechende Größe, für ein Raum wäre erheblicher Aufwand nötig. Das Problem: diese Räume sind eigentlich für andere Zwecke vorgesehen und würden nach einer Umnutzung als Klassenzimmer dann für ihre ursprüngliche Verwendung fehlen.
Kritik an Fröbelschule in Offenbach: Schulamt reagiert
Problematisch ist, dass für das kommende Schuljahr die Zahl der Kooperationsklassen sinkt, nur an der Erich-Kästner-Schule wird es eine geben. „Wir möchten auf Dauer aber wieder mehr Kooperationsklassen an den Schulen anbieten“, sagt Weiß. Denn die Schülerzahlen steigen zuzugsbedingt, darunter seien besonders viele Kinder mit Autismus, berichtet Fröbelschulleiterin Ruth Steinheimer.
Andere Kritikpunkte von Lehrern wie Eltern wolle man durch Information begegnen, sagt Weiß. Es sei normal, dass es bei einem Neubau Bedenken gäbe. Die gläsernen Wände, etwa könnten mit einer Folie beklebt werden, damit die Kinder nicht in andere Klassen schauen und dort abgelenkt werden können. Auch sei der Wendekreis für die Busse, die die Kinder zur Schule bringen, nochmals vermessen worden, um etwaige Sorgen zu zerstreuen. Die höhenverstellbare, sogenannte mitwachsende Möblierung für die Kinder werde teils aus dem Altbau übernommen, neu angeschaffte Schultische seien höhenverstellbar.
Sorgen um Neubau der Fröbelschule in Offenbach
Eltern wie Lehrer hatten in den vergangenen Wochen immer wieder beklagt, dass ihre Sorgen oder Fragen nicht berücksichtigt wurden, am Donnerstag hatte die Stadt dafür eine Info-Veranstaltung für Lehrer angesetzt. In der kommenden Woche würden Eltern- und Klassenbeiräte informiert. Das sei bei jedem Schulbau ein üblicher Vorgang, erklärt Stadtsprecher Fabian El Cheikh. Dass am Donnerstag die Lehrerveranstaltung über fünf Stunden dauerte, zeigt jedoch, dass der Gesprächsbedarf enorm war.
Kämmerer Martin Wilhelm hat nun auch die Kosten vorgelegt: 34,6 Millionen Euro kostet der von der GBO erstellte Neubau, den die Stadt mieten wird. Größter Posten ist das Gebäude mit Schwimmbad für 27,5 Millionen Euro. Ursprünglich waren 24 Millionen angesetzt, im vergangenen Jahr wurde Kosten von 30 Millionen Euro genannt. Mit knapp 19 Monaten fällt die Bauzeit eher gering aus, allerdings hatte die vorige Koalition noch die Eröffnung für 2021 geplant. (Frank Sommer)