Offenbach für einen Abend Mittelpunkt der Boxwelt

Die WM-Kämpfe in Offenbach werden live in über 100 Länder übertragen - unter anderem von DAZN. Lokalmatador Luca Cinqueoncie und Sarah Bormann sind „super vorbereitet“.
Offenbach – Dort, wo sonst am Mühlheimer Stadtrand italienische Feinkost über die Ladentheke geht, hat eine der schillerndsten Persönlichkeiten der deutschen Boxszene mit gewohnt markigen Worten Werbung für einen sportlichen Leckerbissen gemacht. „Danach wird die ganze Welt wissen, wo Offenbach liegt“, sagte Promoter Rainer Gottwald mit Blick auf die große „Fight Night“ mit drei WM-Kämpfen am 13. Mai in der Offenbacher Stadthalle. Zwei lokale Stars stehen dabei im Mittelpunkt: die mehrfachen Weltmeister Luca Antonio „Rocky“ Cinqueoncie (Offenbach) und Sarah „Babyface“ Bormann (Nidderau).
Beide fungierten bereits im Mai 2022 beim ersten „Heimspiel“ im Stadion am Bieberer Berg als Aushängeschilder. Nun wird wieder in Offenbach geboxt, jedoch in einer anderen Location. „Rocky II - Die Rückkehr“ lautet der Titel der Veranstaltung. „Das wird ein sehr teures Event“, so Gottwald. Luca Cinqueoncies Vater Michael, der einer der Mitveranstalter ist, wird konkreter. Er rechnet mit Gesamtkosten in Höhe von mindestens 170 000 Euro – unter anderem für das Sicherheitskonzept, Catering, die Show rund um die Kämpfe sowie Flug und Unterbringung der aus Afrika, Süd- und Nordamerika stammenden Gegner. „Aber wir machen das ja, um Offenbach weltweit als Box-Stadt zu präsentieren. Da heißt es: Nicht kleckern, sondern klotzen. Und Klotzen kostet Geld. Das ist zwar wie im Vorjahr stressig, aber wir wollen es noch mal toppen.“
Box-Nacht in Offenbach: „Aus ganz Deutschland wollen die Besten zu uns kommen“
Wolfgang Malik, Präsident des Boxclubs Nordend Offenbach, der sich mit seinen beiden Amateurinnen Maria-Elena Avram und Georgiana-Diana Podaru beim Profi-Event präsentieren darf, findet es jedenfalls jetzt schon „sensationell, was ihr da für Offenbach macht“. Im erst 17-jährigen Ilias El Goudani erhält ein weiterer Lokalmatador eine große Bühne. Das gilt auch für Serkay Cömert aus Hanau. Und Tobias „De Schmied“ Nixdorf, der hauptberuflich Pferde beschlägt, kündigt sogar an, für seinen dritten Profikampf einen „großen Teil von Frankfurt mit nach Offenbach“ zu bringen. Bei der öffentlichen Pressekonferenz ist ein kurzes Raunen zu hören. Gottwald wischt das jedoch gekonnt beiseite: „An diesem Abend sind wir alle Hessen.“ Und Badener. Und Pfälzer. Und Thüringer.
Gottwald: „Aus ganz Deutschland wollen die Besten zu uns kommen.“ Und die werden weltweit zu sehen sein. Fünf Anbieter übertragen live, darunter die bekannte Streaming-Plattform DAZN, die in über 100 Ländern zu sehen ist. Der umtriebige Promoter, der unlängst als Sieger von „Promi Big Brother“ für Schlagzeilen gesorgt hatte, rechnet damit, dass mehr als zehn Millionen Zuschauer „Offenbach im TV verfolgen“ werden. Zumindest könnten sie es theoretisch. Die bei diesem Event mit 2 200 Plätzen bestuhlte Halle werde ohnehin ausverkauft sein.
Boxer Luca Cinqueoncie aus Offenbach „so gut vorbereitet wie noch nie zuvor“
Luca Cinqueoncie kann es jedenfalls kaum abwarten. Er freut sich auf eine „Riesenshow vor Freunden, Bürgermeister und Kritikern“. Dass der als Schirmherr fungierende OB Felix Schwenke und die Stadt ihn so unterstützen, mache ihn stolz. Daher wolle er die Titel nicht nur nach, sondern auch für Offenbach holen. Der mehrfache Junioren-Weltmeister im Halbschwergewicht verteidigt die Gürtel der Verbände IBO und IBF gegen Joseph Maigwisya aus Tansania, der „unkonventionell“ boxt und „viel über außen“ kommt. Der Herausforderer sei „schwer zu stellen“, meint Lucas Vater, betont aber zugleich: „Ich bin ja eigentlich sein größter Kritiker, aber er ist so gut vorbereitet wie noch nie zuvor.“
Das gilt auch für Sarah Bormann. „Die Vorbereitung ist bislang super“, sagt die 32-Jährige von der TG Hanau. Für sie geht es im Minimumgewicht gegen Yadira Bustillos (Las Vegas) um den Interimstitel des WBC. Oder wie Gottwald es ausdrückt: „Die beste Boxerin Deutschlands gegen die Nummer eins der USA.“ Entsprechend intensiv sind die Übungseinheiten der Bäckereifachverkäuferin. Ihr Trainer Ben Romero spricht von „Kriegssparring“ und erklärt: „Wenn man sich auf zehn Runden vorbereitet, muss man hart trainieren.“ Vor allem, wenn die ganze Welt zuguckt. (Christian Düncher)