Goldockerhof als „eine Lebensaufgabe“

Offenbach - Vier Monate sind vergangen, seit der Rumpenheimer Goldockerhof von seiner neuen Eigentümerin Alexandra Röder übernommen wurde. Noch immer ist viel zu tun in dem verwahrlost hinterlassenen Anwesen. Von Veronika Schade
Der Reitschulbetrieb aber ist erfolgreich angelaufen und wird bald erweitert. Es sind arbeitsintensive Monate, die hinter Alexandra Röder und ihrem Helferteam liegen. Vor einem Jahr hat die Reitlehrerin und Wirtschaftsingenieurin die Reitanlage über die Zwangsversteigerung erworben. Bei der Übernahme Ende März fand sie das Anwesen verwahrlost vor, voller Gerümpel, Dreck und Müll. „Ich kann gar nicht sagen, wie viele Container nötig waren, um alles abzutransportieren“, schaut sie auf die ersten Wochen zurück. Wege und Arbeitsgeräte mussten in Ordnung gebracht werden, parallel war Großputz angesagt – vom Wohnhaus über die ehemalige Gaststätte bis hin zu Büro und Ställen. Drei Stallgassen hat sie zunächst gesperrt. „Da türmte sich der Mist, es war eine Riesenheimat für Ratten und Mäuse“, erzählt Röder. „Einige sind immer noch da, aber Namen geben wir ihnen keine mehr.“
Ihren Humor hat sie nicht verloren, obwohl nach ihrem Empfinden die Renovierungen zu langsam vorangehen. „Was man auch anfasst, es tut sich immer eine neue Baustelle auf.“ Einer der größten Brocken, die es zu bewältigen galt, war die Wasserversorgung für die Pferde. Die Verteilung des Wassers auf dem Gelände geschieht mittels einer Pumpanlage. Da Teile davon offenbar von den Vorbesitzern mitgenommen wurden, reichte der Wasserdruck nicht mehr bis zu den Selbsttränken in den Pferdeboxen. Aufs Wässern der Reithalle musste ganz verzichtet werden. So ritten Reitschüler und Einsteller durch Wolken von Staub. „Jetzt können wir mit zwei Sprinklern gleichzeitig wässern und die Pferde haben trotzdem zu trinken“, ist die 36-Jährige erleichtert. Die Anlage musste komplett neu gebaut werden.
Ein Dauerthema sind die undichten Dächer an allen Gebäuden. An der Reithalle wurden die größten Löcher zwar geflickt. „Doch dafür haben sich schon neue aufgetan“, sagt Röder. Auch viele Fenster sind undicht. Ein regnerischer Sturm bescherte der früheren Gaststätte mit dem ohnehin feuchten Boden einige Pfützen. Zudem funktionieren die Heizung und die Warmwasserversorgung im Haupthaus nicht. Den Restaurantbetrieb wieder aufzunehmen, ist für Röder daher zunächst nicht in Sicht: „Es müsste alles entkernt, alles ausgetauscht werden. Das sind enorme Kosten. Im Moment ist die Gaststätte mein Z-Problem.“ Irgendwann sei es aber eine Option, zumal die idyllische Lage und der direkte Blick auf die Pferde viele Menschen anziehen.
So stoßen die Geschehnisse auf dem Hof bei der Bevölkerung auf Interesse. Immer wieder kommen Leute, um sich umzuschauen, sich zu informieren, manche bieten gar Hilfe an. „Ich habe hier schon viele nette Gespräche geführt“, freut sich die Eigentümerin. Vor allem in den ersten Wochen sei der Zuspruch „gigantisch“ gewesen, darunter auch von der Bürgerinitiative Rumpenheim (BIR)
Die Nachfrage nach Reitstunden ist erfreulich, vor allem nach Anfängerkursen. Für Longenstunden stehen momentan 40 Namen auf der Warteliste. Der Anfängerunterricht wird daher erweitert: Anfangs gab es zehn Plätze, bald sollen es 40 sein. „Im August fängt eine weitere Reitlehrerin in Vollzeit an“, berichtet Röder. Ein Raum für Theoriestunden samt Lehrmaterial und Holzpferd ist hergerichtet. Die Zahl der Schulpferde und -ponys ist von fünf auf neun gestiegen, eins davon hat kürzlich sogar in einem Werbespot mitgewirkt. Bei den Einstellern hat sich wenig geändert, zu den 15 Pferden sind bisher zwei hinzugekommen.
In der Schwebe ist noch, wie es mit den angrenzenden Reitplätzen und der Geländestrecke weitergeht. Das Areal gehört der Stadt. Der Reit- und Fahrverein Rumpenheim und der Goldockerhof sind an einer gemeinsamen Nutzung interessiert, warten auf den Vertrag seitens der Stadt. Was wird als nächstes angegangen? „Wir brauchen 120 Meter Fallrohre. Und Regenrinnen. Ein neues Tor und Zäune.“ Den Erwerb der Reitanlage, diesen Schritt ins Abenteuer, diesen Berg an Arbeit, bedauert Röder nicht. „Wenn wir hier nach einem langen Tag sitzen, grillen und den Pferden zusehen, das ist schön.“ Und sie weiß: „Es bleibt eine Lebensaufgabe.“