Vermüllung nimmt zu: Offenbach kämpft gegen Flut an Restmüll

Achtlos weggeworfener Müll ist in allen Städten ein Problem. Obwohl in Offenbach in ausreichender Anzahl Papierkörbe stehen, wird Fast-Food-Müll einfach auf die Straße geworfen.
Offenbach - Der Anblick ist alles andere als appetitlich, der sich Anne-Katrin Kaiser am Brüsseler Platz bietet: Im Gras liegen vor Fett triefende braune Papiertüten eines nahen Fast-Food-Restaurants, daneben mit Ketchup beschmierte Papp-Schachteln, die einst Hamburger oder Cheeseburger beinhalteten, dazu schmutzige Servietten und ausgelaufene Plastik-Schächtelchen für Soßen.
Was die Leiterin der Qualitätssicherung der Stadtwerke besonders ärgert: Nur einen halben Meter entfernt steht ein Mülleimer. „Der ist zur Hälfte leer, da hätte dieser Abfall ohne Probleme hineingepasst“, sagt sie. Doch wer auch immer diese Mahlzeit tätigte, war zu bequem, die Reste zu entsorgen. Zehn Abfallbehälter stehen am Brüsseler Platz, Gelegenheit dazu hätte es zur Genüge gegeben. „Und wenn erst einmal irgendwo Müll liegt, wird rasch weiterer dazu geworfen“, sagt Kaiser.
Regelmäßig beklagen Leser unserer Zeitung, dass die Verpackungen von Mitnahme-Mahlzeiten achtlos weggeworfen werden. „Mir macht die zunehmende Vermüllung unserer Stadt Sorge“, schreibt Leserin Franziska Krause. Überall Speisereste oder Verpackungen auf der Straße, moniert sie. Leser Manfred Bernard beklagt, dass so mancher keine Hemmungen habe, bei einem Fast-Food-Restaurant Gekauftes dann aus dem Autofenster auf die Straße zu werfen.
Vermüllung in Offenbach: Pizza-Bäcker liefern per GPS ans Mainufer
Das Problem ist bekannt, sagt Kaiser. Sie kontrolliert das Stadtgebiet und schaut, wo der Stadtservice zusätzlich Müll abtransportieren muss. Fußgängerzone, Büsingpark, Marktplatz, Hauptbahnhof oder Brüsseler Platz gehören zu den Orten, die besonders rasch vermüllt sind. In der Innenstadt wird mehrmals täglich der Dreck beseitigt, berichtet sie. Morgens und abends verkehrt dort das Entsorgungsfahrzeug, dazu schauen noch Mitarbeiter zu Fuß vorbei – und doch sammelt sich schnell neuer Müll. Gerade Verpackungen, ob die Brötchentüte vom Bäcker, die Plastikschüssel vom Asia-Schnellimbiss oder die Hamburger-Tüte, dazu noch Speisereste, verursachen Dreck und ziehen Ungeziefer an. Wie viel Müll durch Lebensmittelverpackungen anfällt, lässt sich in Zahlen nicht bestimmen, da der Entsorger den Müll nicht unterscheidet.
Im Sommer kämen weitere Müllschwerpunkte hinzu, etwa an den Kleingärten oder entlang der Mauer des Alten Friedhofs. „Auch Kollegen aus Frankfurt berichten, dass seit die Pizza-Lieferanten per GPS ans Mainufer liefern, das Problem sich verschlimmert“, sagt Kaiser. An der Hafentreppe hat die Stadt einen eigens auf Pizza-Schachteln zugeschnittenen Abfallbehälter aufgestellt. „Der wird gut angenommen, aber wir können solche Behälter nicht überall aufstellen“, erklärt sie, das hänge mit der Größe der Behälter wie der Entsorgungsfahrzeuge zusammen.
Möglichkeiten zur Entsorgung des Abfalls gibt es in Offenbach genügend
Den Unternehmen ist das Problem ebenfalls bekannt, Marktführer McDonald‘s etwa schreibt auf Nachfrage, dass um Beschwerden entgegenzuwirken, in den Restaurants darauf hingewiesen werde, die bereitgestellten Mülleimer zu nutzen. Mitarbeiter seien zudem angehalten, das Umfeld des Restaurants im Auge zu behalten.
Möglichkeiten zur Entsorgung des Abfalls gibt es genügend, Offenbach verfügt mit rund 2000 Mülleimern im Vergleich zu anderen Städten über ausgesprochen viele, sagt Kaiser. Es gebe aber auch Stimmen, die für einen Abbau der Papierkörbe plädieren: In anderen Städten hätte sich dadurch über Jahre der Abfall im Stadtgebiet verringert. „Aber letztlich kommt es immer darauf an, dass die Leute mitmachen und ihren Müll einfach ordnungsgemäß entsorgen“, sagt sie.
Bis dahin wird der Stadtservice den Entsorgungsplan weiter anpassen und zusätzliche Runden in der Stadt drehen – auch wenn sich an vielen Stellen schon kurz nach der Abfuhr des Mülls sofort neuer sammelt. (Frank Sommer)
Wegen Corona und Krieg wartet die Stadt Offenbach seit zwei Jahren auf neue Müllfahrzeuge. Der derzeitige Fuhrpark ist eigentlich zu alt – das bekommen Gastronomen aktuell zu spüren.