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Positiv getestetes Rentner-Paar sauer: „Die Stadt lässt uns einfach hängen“

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Fühlen sich als Coronainfizierte von der Stadt hängen gelassen: Sigrid und Arnold Schmieden zeigen vom Schlafzimmerfenster ihres Hauses in Bieber ihre positiven Schnelltests.
Fühlen sich als Corona-Infizierte von der Stadt Offenbach hängen gelassen: Sigrid und Arnold Schmieden zeigen ihre positiven Schnelltests. © Reinartz

Ein Rentner-Paar in Offenbach ist sauer. Sie wurden positiv auf Corona getestet. Doch im Gesundheitsamt war niemand zu erreichen.

Offenbach – Sie ist 81, er 85 – und positiv! „Als der Schnelltest anschlug, war das ein Schock“, sagt Sigrid Schmieden. Ihr Mann Arnold und Sie lassen das Ergebnis sofort beim Hausarzt mittels PCR-Test bestätigen. Es stimmt.

Beide sind an Corona erkrankt und müssen in Quarantäne. Doch genau da beginnt für die beiden eine Odyssee durch die Ämter der Stadtverwaltung. „Wir wussten gar nichts, hatten aber so viele Fragen, wie es jetzt weitergeht“, sagt Sigrid Schmieden. Aber auf eine Information vom Gesundheitsamt warten sie bis heute.

Corona in Offenbach: Beim Gesundheitsamt ist niemand zu erreichen

Dabei haben die Rentner nichts unversucht gelassen, um mit der Stadt in Kontakt zu treten. „Ich habe immer wieder beim Gesundheitsamt angerufen“, sagt die Seniorin und hüstelt trocken. Sie habe es nicht ganz so schwer getroffen, berichtet sie vom Fenster ihres Schlafzimmers in der Hamburger Straße aus. Ihr Mann Arnold dagegen ist älter als seine Frau und kränker.

„Dem geht es gar nicht gut“, sagt Schmieden. Aber Angst hätten sie keine. Sie seien beide geboostert und vertrauten auf die Impfung. Ihr Vertrauen in die städtischen Behörden haben die beiden allerdings verloren. „Beim Gesundheitsamt geht nur ein Anrufbeantworter ran, der ans Bürgertelefon verweist“, sagt Sigrid Schmieden. Wenn man da anrufe, werde man allerdings wieder ans Gesundheitsamt verwiesen. „Die sagten mir, dass sie nicht zuständig seien und uns nicht helfen könnten.“

Rentner in Offenbach eingesperrt: „Keiner sagt uns, wie lange“

Hilfe von ihren Kindern können die zwei zurzeit nicht bekommen. Nach einem Besuch der Eltern vor dem Test sind auch diese positiv. Immerhin hätten die beiden liebe Nachbarn und Freunde, die ihnen Lebensmittel vor die Tür stellten. „Dennoch sind wir hier jetzt eingesperrt, aber keiner sagt uns, wie lange und was wir jetzt tun müssen“, beklagt Schmieden.

Dass sie nicht mal einen Anruf vom Gesundheitsamt bekommen habe, könne sie aufgrund der vielen Coronainfektionen ja noch verstehen. „Aber dass ich nicht mal als Betroffene jemanden telefonisch erreichen kann, das ist schon traurig. Die Stadt lässt uns in dieser für uns sehr schwierigen Situation einfach hängen.“

Rückstau im Gesundheitsamt Offenbach: Etwa 1000 Corona-Test pro Tag sind dafür verantwortlich

Stadtsprecher Fabian El-Cheikh bestätigt die Schilderung der Schmiedens. „Es ist schon einige Zeit so, dass im Gesundheitsamt niemand zu erreichen ist.“ Das sei so entschieden worden, weil „das Amt regelrecht überrollt wurde mit Nachfragen.“ Warum man beim Bürgertelefon wieder ans Gesundheitsamt zurückverwiesen habe, kann sich El-Cheikh allerdings nicht erklären.

Dass das Ehepaar Schmieden so lange keine Informationen erhalten habe, sei nur eine Verkettung unglücklicher Umstände, versichert er. „Normalerweise werden alle Betroffenen auf dem Postweg angeschrieben und mit allen nötigen Informationen versorgt.“ Vulnerable Gruppen würden aber weiterhin angerufen. „Aktuell hat sich aufgrund der etwa 1000 Tests pro Tag ein Rückstau im Gesundheitsamt gebildet“, erklärt El-Cheikh. Darunter seien natürlich auch negative Ergebnisse.

Corona-Quarantäne in Offenbach: Die Schmiedens werden wohl bald kontaktiert – aber ist es dann zu spät?

Dazu komme ein hoher Krankenstand in der Belegschaft der Behörde. Zu allem Überfluss sei am Sonntag dann die offizielle Änderung der Quarantäneregeln erfolgt. Da habe es zwei Tage gebraucht, um die Anschreiben entsprechend anzupassen. Das sei nun aber abgeschlossen und er rechne damit, dass auch die Schmiedens bald kontaktiert werden.

Sigrid Schmieden und ihr Mann Arnold können darüber nur den Kopf schütteln. „Wahrscheinlich erfahren wir dann durch den Anruf oder den Brief, dass unsere Quarantäne eigentlich schon längst vorbei ist.“ (Christian Reinartz)

In den Kitas in Offenbach wird mit „Corona-Lollitests“ getestet, deshalb sind viele Eltern besorgt.

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