Catherine Veillerobe hat als neue Leiterin große Pläne mit der Musikschule

Noch vor Wochen war im niederländischen Maastricht André Rieu ihr unmittelbarer Nachbar. Jetzt wird für Catherine Veillerobe interkulturelles Zusammenleben von über 150 Nationalitäten in Offenbach erfahrbar.
Offenbach – Die Pfälzerin Veillerobe hat deutsch-französische Wurzeln, wuchs mehrsprachig auf und verbrachte einen Teil ihrer Kindheit sowohl in der Normandie, als auch im zentralafrikanischen Kinshasa. „Multinationales ist in mir und meiner Familie angelegt“, erzählt die verheiratete Künstlerin und zweifache Mutter. „Mag sein, dass dies auch ein stückweit meine Entscheidung beeinflusst hat, die neue berufliche Herausforderung in Offenbach anzunehmen.“ Die Musikschule genießt einen ausgezeichneten Ruf und wird von über 1500 Interessierten in mehr als 40 verschiedenen Fächern besucht.
Unbekannt sei ihr die Region nicht, schließlich habe sie an der Universität Heidelberg studiert und Gesangskunst bei Janice Harper Smith am Musikkonservatorium in Mannheim. Offenbach kennt sie aus der Zeit als Chorsopran an der Oper Frankfurt.
Catherine Veillerobes Laufbahn ist beeindruckend. Sie gewinnt mehrere Gesangswettbewerbe, wird Teil von Rundfunkchören, ist im Opernfach genauso erfolgreich wie auf der Operettenbühne, unter anderem an der Staatsoperette Dresden, überzeugt als Mitglied der Ensembles am Stadttheater Hildesheim, bei den Festspielen Baden-Baden oder der Opera Zuid in Maastricht. Immer wieder gibt sie Gastspiele in Österreich, Belgien und den Niederlanden. Sie arbeitet mit so prominenten Dirigenten wie Christian Thielemann, Kurt Mazur und Heribert Beissel.
„Will ich auf der Bühne alt werden?“ Etwa mit 40 stellt Veillerobe sich diese Frage. „Das Ringen um einen Platz auf diesen Brettern wird nicht leichter“, so ihre Erkenntnis. Sie folgert: „Der Zeitpunkt, sich neu zu orientieren, ist gekommen.“ Das Leben habe ihr die Musik und den Gesang geschenkt. „Davon mochte ich etwas abgeben und vor allem Kinder auf den Geschmack bringen, wie wundervoll elementares Musizieren ist.“ Die Diplom-Musikpädagogin wird deshalb in Aachen Kulturberaterin der Karlsruher dm-Drogeriemarktkette, zugleich engagiert sie sich in der nordrhein-westfälischen Erwachsenenbildung und vermittelt Erziehern vokalpädagogische Grundlagen. „Toni singt“ gilt als einzigartiges Konzept der musikalischen Frühförderung, das maßgebend ihre Handschrift trägt. An weiteren Singförderprojekten ist Veillerobe beteiligt. Dabei profitiert die Dozentin von ihrem im Rahmen eines Fernstudiums in Kultur- und Medienmanagement an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg erlangten Wissen.
Unter anderem sind es interkulturelle Kita-Projekte, denen sie sich in ihrer Aufgabe als Leiterin der Musikschule widmen möchte. „Es ist doch ein spannendes Territorium, auf das man sich begibt, um klassisches Kulturgut, wie es uns überliefert ist, in Austausch zu bringen etwa mit Kinderliedern aus anderen Herkunftsländern“, sagt Veillerobe. „Die Mütter dieser Mädchen und Jungen sind da ganz wichtige Überbringer“, ordnet sie den Familien reichen Kenntnisschatz zu. Bei Kindern eine Leidenschaft für das Singen entwickeln und deren Interesse möglichst früh wecken, das betrachtet Veillerobe als Herzensangelegenheit und sinnstiftende Aufgabe. „Dabei kann ich auf bereits vorhandene, sehr gute musikpädagogische Strukturen im Haus aufbauen.“
Aus ersten Gesprächen mit den an der Musikschule tätigen Pädagogen wisse sie, dass der Wunsch nach einer noch lebendigeren Ensemblekultur bestehe. Die Orchester 1 und 2 genössen hohe Wertschätzung, ebenso die Instrumentalensembles. Die Mini-Big-Band für Kinder und Jugendliche pausiert allerdings, denn sie benötigt eine neue Leitung. Auch für das Orchester 2 werde eine dirigierende Fachkraft benötigt.
„Gern möchte ich Vokalgruppen mehr Raum zur Entfaltung geben, insbesondere im Bereich Jazz, Rock und Pop“, sieht Veillerobe weiteres Entwicklungspotenzial. Privat will sie sich mit ihrer Familie zügig einleben. Tochter und Sohn gehen in Offenbach beziehungsweise Frankfurt zur Schule. Das multinationale Umfeld erfordere neues Einordnen, zudem unterscheide sich das deutsche Schulsystem stark vom niederländischen. Veillerobe sorgt sich darum aber nicht. „Wissenshunger und Weltoffenheit liegen unserer Familie ja in den Genen.“
VON HARALD H. RICHTER